Švankmajer und Havel, Konzept und Design - alles in Wien

Aus dem Film „Sein Leben überleben“

Nach der Sommerpause ist Anfang September im Tschechischen Zentrum in Wien wieder ein neues Programm angelaufen. Welches dabei die Schwerpunkte sind, dazu die Leiterin des Zentrums, Dr Taťána Langášková.

Aus dem Film „Sein Leben überleben“
Frau Dr. Langášková, auch das Tschechische Zentrum in Wien steht vor einem neuen halben Jahr, und das mit einem ziemlich vollen Programm, wie ich gesehen habe. Der erste große Themenschwerpunkt ist Jan Švankmajer, ein expressionistischer bis surrealistischer Künstler. Švankmajer ist eigentlich eine Legende, er macht vor allem Filme und bildende Kunst, also Installationen. Im vergangenen Jahr brachte er den Film „Přežít svůj život“, zu Deutsch „Sein Leben überleben“, heraus. Wenn dieses Interview bei uns gesendet wird, ist der Film bei Ihnen in Wien leider schon gelaufen. Aber die Kunsthalle Wien bietet ja vor allem auch eine Werkschau zu Švankmajer. Was ist dort denn zu sehen?

Film „Abgang“
„Die Ausstellung zu Švankmajer war eine Initiative der Kunsthalle. Das ist eine sehr renommierte Ausstellungshalle in Wien. Die Idee hatte Gerald Matt. Er ist der Direktor der Kunsthalle und arbeitet dort außerdem auch noch als Kurator. Matt ist ein großer Bewunderer von Švankmajer. Wir alle kennen Švankmajer als einen sehr skurrilen, originellen und speziellen Künstler. Die Ausstellung dauert noch bis zum 2. Oktober. Matt nennt sie ´das Kabinett des Jan Švankmajer - das Pendel, die Grube und andere Absonderlichkeiten´. Auf Bildschirmen werden Švankmajers Filme gezeigt. Präsentiert werden auch seine Bilder, Skulpturen und Installationen. Es ist die erste große Werkschau von Švankmajer. Das freut mich wirklich sehr. Vor allem, weil er zu den bekanntesten tschechischen Künstlern zählt, die noch leben. Seine Kunst ist natürlich sehr spezifisch und deshalb kennen ihn auch nicht die Massen, aber in Wien ist er durchaus populär. Für unsere Filmreihe, die wir jeden zweiten Montag im Kino der Tschechischen Botschaft zeigen, haben wir uns auch für den neuesten von Švankmajers Filmen entschieden. Apropos Film: Zum 75. Geburtstag von Ex-Präsident Václav Havel am 5. Oktober präsentieren wir übrigens den einzigen Film, den er bisher gedreht hat: ´Odcházení´, auf Deutsch ´Abgang´.“

Michal Škoda
Zurück zu den Ausstellungen: Eine weitere findet direkt im Tschechischen Zentrum statt. Und zwar ist sie vom tschechischen Künstler Michal Škoda gestaltet worden, anlässlich des 60. Todestags des österreichischen Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein. Das klingt sehr intellektuell, ist das nur etwas für Spezialisten?

„Irgendwie schon, aber mein Konzept für die Arbeit im Tschechischen Zentrum umfasst nun schon seit fast fünf Jahren, dass ich die zeitgenössische tschechische Kunstszene vorstellen will. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Allerdings fungieren wir ja auch halbwegs als eine Art Galerie für zeitgenössische Kunst. Ich werde dafür nicht nur von der tschechischen, sondern auch von der österreichischen Seite sehr gelobt. Es ist mit Sicherheit keine Ausstellung, die massenhaft besucht werden dürfte. Michal Škoda ist ein sehr interessanter Künstler, der ursprünglich Bildhauer ist und ab und zu sich dem Bereich Konzept widmet. Vor allem aber ist er ein sehr bekannter Kurator, der in Budweis das Haus der Kunst leitet. Er präsentiert die wirklich ganz großen Namen. Für das Tschechischen Zentrum Wien hat er jetzt diese Ausstellung spezifisch für die Räumlichkeiten gestaltet. Geplant hat er sie als Hommage an Wittgenstein, den er sehr bewundert. Es ist eine persönliche Hommage an ihn. Aber an und für sich ist das keine solch schwierige Ausstellung, dass man sie nicht verstehen könnte. Ich habe ihm diesen Raum gegeben, weil ich seit Langem eine Ausstellung mit ihm geplant habe. Ursprünglich wollte ich seine Bilder ausstellen, aber er hat sich für dieses Thema entschieden und ich letztlich auch. Wir finden beide, dass das zu ihm und auch zu meiner Dramaturgie passt. Jetzt hat er auch die Chance, seine Ausstellung im Rahmen der ´Langen Nacht der Museen´ in Wien zu zeigen. An dieser Nacht beteiligen wir uns nun schon seit drei Jahren in Folge. In der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober bietet Škoda zwischen 18 Uhr und 1 Uhr persönliche Führungen durch die Ausstellungen an. Wenn jemand also Lust hat, die Ausstellung gemeinsam mit dem Künstler live zu erleben, dann ist er recht herzlich in unser Zentrum eingeladen.“

Da kann man mit Sicherheit dann auch die eine oder andere Frage stellen. Ein bisschen entfernt von der Kunst ist der Prager Jahrmarkt am 28. September in den Räumen des Tschechischen Zentrums. Also an einem Tag, der in Tschechien Feiertag ist. Das ist auch etwas für die Sinne, was dürfen die Besucher erwarten?

„Wir machen eben nicht nur intellektuelle Sachen, sondern wir wollen vor allem die breite Öffentlichkeit ansprechen. Es ist eine Veranstaltung im Rahmen der Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Wenzel, die am 28. September stattfinden. Es ist eine direkte Zusammenarbeit vom Magistrat der Stadt Prag, CzechTourism und dem Tschechischen Zentrum. Von 10 bis 16 Uhr kann man einiges erleben, und man wird sehr viel über Prag erfahren, was für Touristen interessant ist. Zudem wird viel Kultur vermittelt und die Besucher können kulinarische Delikatessen kosten. Wir haben bereits einmal Ähnliches veranstaltet und gehen davon aus, dass das Tschechische Zentrum den ganzen Tag über voll sein wird.“

Petr Novague
Last but not least: Bei der Vienna Design Week stellt sich erstmals in Österreich das Studio des jungen Designers Petr Novague vor. Vielleicht können Sie ein paar Worte zu ihm sagen...

„Wir arbeiten mit der Vienna Design Week seit einigen Jahren zusammen. Sie ist eigentlich das wichtigste Event für zeitgenössisches Design in Wien. Das Programm wird meistens von den drei Leitern dieses Festivals ausgewählt, die auch einen regen Kontakt zu Prag und dem dortigen ´Designblok´ haben. In diesem Fall hat mich die Kuratorin Lucia Drdová, eine junge Frau, die zufälligerweise früher bei uns kurz gearbeitet hat, angesprochen, ob ich ihr helfen könnte. Ich habe dann den Kontakt zu Petr Novague hergestellt. Sie haben sich dann geeinigt und ich weiß, dass Petr Novague einer junger, aufstrebenden Künstler ist, der sehr schöne Sachen macht. Es ist der tschechische Beitrag und wir unterstützen ihn. Ich bin selbst neugierig, was ich dort sehen werde. Ich kenne bislang nur Fotos, die ich aber sehr schön finde. Novague ist technisch sehr begabt und auch, was die Formen anbelangt, ziemlich innovativ.“

Vielleicht können Sie noch einmal sagen, wann diese Vienna Design Week genau stattfindet?

„In der ersten Oktoberwoche, und sie fängt am Wochenende an. Die Vernissage von Petr Novague ist am Samstag, den 1. Oktober.“

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen