Tábor fiebert Rad-Cross-WM entgegen – Dynamo Dresden bereichert Tipsport-Liga

Dieses Wochenende hält für die tschechischen Sportfans ein echtes Highlight parat: die 61. Weltmeisterschaft im Querfeldein-Rennen, auch bekannt als Cyklo- oder Rad-Cross, die im südböhmischen Tábor ausgetragen wird. Die Olympischen Winterspiele in Vancouver rücken ebenfalls immer näher. Und auch die Fußballer heizen schon kräftig ein: In Prag wurde der Sieger der Tipsport-Liga ermittelt, in der auch ein sächsisches Team von sich reden machte...

Die Tschechische Republik ist zum vierten Male Veranstalter einer Querfeldein-WM. Erstmals gastierten die weltbesten Rad-Cross-Spezialisten 1972 in Prag, danach 1987 in Mladá Boleslav, und ein drittes Mal vor neun Jahren in Tábor. Und die Hussitenstadt ist nun erneut der Austragungsort für das Kräftemessen der Querfeldein-Radler -allerdings auf einer gegenüber 2001 etwas geänderten Trasse. Den Grund für den Streckenumbau nennt der Chef des WM-Organisationskomitees, Čestmír Kalaš:

„Verändert worden ist nur der untere Teil der Strecke. Hier befindet sich jetzt ein asphaltierter Rundkurs mit ausgebauten Kurven. Er wird daher auch für Radrennen im Sommer oder als Kurs für große und kleine Rollschuhläufer genutzt. Eine WM alleine bringt nichts, wir müssen die Strecke ganzjährig nutzen.“

Weitere Veränderungen kommen aber nicht nur den aktiven Sportlern zu Gute, ergänzt Kalaš:

„In erster Linie geht es immer um die Zuschauer. Sie können die WM-Rennen auf vier großen TV-Leinwänden verfolgen, so dass sie stets einen perfekten Überblick über den Rennverlauf haben. Das ist wesentlich besser als bei Straßenradrennen, wenn das Fahrerfeld in Windeseile an einem vorbeirauscht. Hier sind die Zuschauer im engeren Kontakt zu den Rennfahrern.“

Diesen engen wie ebenso erwärmenden Kontakt zwischen Athleten und Zaungästen wird es Samstag und Sonntag in Tábor sehr zahlreich geben. Die Veranstalter rechnen nicht von ungefähr mit einem großen Zuschauerandrang, insbesondere aus dem Inland selbst. Rad-Cross gehört nämlich in Tschechien zu den populäreren Sportarten, vor allem deshalb, weil böhmische und mährische Querfeldein-Radfahrer schon so einiges gewonnen haben. In der ewigen WM-Rangliste liegen die Tschechen mit 54 Medaillen, darunter 16 goldenen, auf dem vierten Platz.

Illustrationsfoto: Julius.kusuma,  CC BY-SA 3.0
Im Junioren-Klassement sind sie mit sieben WM-Titeln und insgesamt 26 Medaillen sogar absolute Weltspitze. Vor neun Jahren, bei der letzten Heim-WM in Tábor, haben sie nicht weniger als sechs Medaillen gewonnen. Ist eine Wiederholung dieses großen Triumphs auch diesmal möglich, wollte Radio Prag vom tschechischen Cheftrainer Petr Klouček wissen:

„Ich sage nicht, dass das unrealistisch ist, doch es kann auch passieren, dass wir ohne Medaille bleiben. Die größten Medaillenchancen haben wir bei den Profis und im Wettbewerb der Frauen. Von daher könnten wir das Ergebnis von 2001 sogar noch verbessern.“

Zdeněk Štyba  (Foto: ČTK)
In der Tat, mit dem frischgebackenen Weltcupsieger Zdeněk Štybar und der großen Frauenhoffnung Kateřina Hanušová-Nashová haben die Gastgeber zwei ganz heiße Eisen im Feuer. Und können die Junioren wie die Nachwuchsfahrer bis 23 Jahre nur in etwa an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen, dann steht den Tschechen ein großartiges WM-Wochenende bevor. Die Chancen darauf werden sogar noch erhöht, weil auch das Wetter den Tschechen entgegenkommt:

„Ich würde es begrüßen, wenn die Strecke verschneit und gefroren ist und es bei den Rennen unangenehm nasskalt ist. Diese Bedingungen mögen die favorisierten Belgier nicht so sehr. Aber egal, wie das Wetter wird, ein Zdeněk Štybar kommt mit allem zurecht. Es würde aber den anderen von uns helfen“, sagte Klouček.

Seine Wünsche stießen beim Wettergott scheinbar auf offene Ohren, denn genau diese Vorhersage soll am Wochenende in Tábor zutreffen.


Seit vergangenen Donnerstag steht es fest: Tschechien fliegt mit einem Rekordaufgebot zu den Olympischen Winterspielen nach Vancouver. 88 Spitzensportler des Landes werden in der kanadischen Pazifikstadt in zwölf Sportarten an den Start gehen. Sie werden versuchen, die Ausbeute von vier Olympiamedaillen, wie man sie vor vier Jahren in Turin gewonnen hat, noch zu toppen.

Die Chancen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht, meint auch der Vorsitzende des Tschechischen Olympischen Komitees (ČOV), Milan Jirásek:

„Wir jagen keine Rekorde. Es ist zwar für die Medien interessant, dass wir das bislang stärkste Aufgebot für die Winterspiele haben, aber meiner Meinung nach ist die Zahl zu Recht so groß. Denn wir haben ein Olympiateam, das in unserer Geschichte zu den stärksten zählt, was die Medaillenambitionen anbelangt. Warum sollte also nicht auch Großes möglich sein.“

Auf die tschechischen Sportler im Einzelnen sowie zu ihren olympischen Träumen und Ambitionen werden wir in unserem nächsten Sportreport noch ausführlicher eingehen.


Trotz des kalten Winters wird im Gegensatz zu früher auch in dieser Jahreszeit schon wieder kräftig gegen den Ball getreten. In Tschechien beginnt die Rückrunde der höchsten Fußball-Liga zwar erst Ende Februar, die Vorbereitungen darauf laufen jedoch auf Hochtouren. Eine sportlich reizvolle Variante des Formaufbaues bot dabei ein weiteres Mal die so genannte Tipsport-Liga, ein Rückrunden-Vorbereitungsturnier mit internationaler Beteiligung. Erstmals nahm daran auch eine deutsche Mannschaft teil, der Drittligist Dynamo Dresden. Und die Sachsen schlugen sich bravourös gegen die höherklassige Konkurrenz aus dem Nachbarland; sie gewannen alle drei Spiele der Vorrunde ohne Gegentor und bezwangen mit Kladno und Teplice sogar zwei Erstligisten. Erst im Prager Viertelfinale war gegen Viktoria Pilsen Endstation, die Dresdner unterlagen 0:1. Dennoch waren die Schwarz-Gelben vollauf zufrieden mit ihrer Teilnahme, wie mir Teambetreuer René Beuchel versicherte:

Illustrationsfoto
„Die Verantwortlichen der Tipsport-Liga haben uns eine Einladung geschickt. Der Kontakt zu unseren tschechischen Freunden ist über unser Aufsichtsratsmitglied Holm Große entstanden. Wir haben uns dann auf kurzem Wege mit den Tschechen getroffen, in etwa zur gleichen Zeit ist es bei uns zu einem Trainerwechsel gekommen. Matthias Maucksch wollte das Team unter den aktuellen Witterungsbedingungen auf die Rückrunde vorbereiten, und da kam uns die Teilnahme an der Tipsport-Liga entgegen. In der Vorrunde hatten wir aller drei Tage ein Spiel und das Sahnehäubchen war der Einzug ins Viertelfinale. Dort sind wir zwar jetzt gescheitert, aber insgesamt war die Liga sehr gut für unsere Vorbereitung.“

Auch Dynamo-Trainer Matthias Maucksch zeigte sich angetan von diesen Testspielen:

„Generell muss man sagen: Es waren vier sehr ordentliche Testspielgegner, gegen die wir gespielt haben. Das ist aufschlussreich für jeden Trainer, wenn sich seine Mannschaft messen kann mit Kontrahenten, die gleichwertig oder sogar noch einen Tick besser sind. Nur so kann man die Schwachstellen in der eigenen Mannschaft auch aufdecken.“

Dynamo will den Schwung aus diesem Turnier mit hinübernehmen in den heimischen Rückrundenstart, der schon am Freitag im badischen Sandhausen ansteht. Die Tipsport-Liga hat übrigens der MŠK Žilina gewonnen. Im Finale setzten sich die Slowaken gegen den tschechischen Erstligisten Sigma Olmütz im Elfmeterschießen durch.

Autor: Lothar Martin
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