Zwei Superstars im Focus: Hašek will nach Titel weiter machen – Jágr fährt zur WM
Am Freitag beginnt in Deutschland die 74. Eishockey-Weltmeisterschaft. Die tschechische Nationalmannschaft, die schon elf Mal den Titel holte, ist diesmal nur ein Außenseiter. Aus zwei Gründen: das tschechische Eishockey gehört seit drei, vier Jahren schon nicht mehr zur absoluten Weltspitze und das Nationalteam wird zur WM nicht in Bestbesetzung antreten.
Nach einer langen und anstrengenden Saison, in der die Winterspiele von Vancouver fraglos der Höhepunkt waren, haben gleich 25 Topspieler ihre WM-Teilnahme abgesagt. Wegen Verletzung, Ermüdung und aus anderen Gründen. In Deutschland wird das tschechische Team demnach nur auf vier Cracks, die in der nordamerikanischen NHL spielen, zurückgreifen können. Das sind so wenige Akteure aus der weltbesten Liga wie seit zehn Jahren nicht mehr. Da trifft es sich gut, dass derzeit wenigstens die beiden großen Superstars der Tschechen wieder von sich reden machen. Und zwar positiv, versteht sich.
Da ist zum einen Torhüter-Oldie Dominik Hašek, der als sage und schreibe 45-Jähriger in dieser Saison mit dem HC Eaton Pardubice die tschechische Meisterschaft gewann. Und Hašek hatte daran einen Riesenanteil. Mit seinen teilweise schier unglaublichen Paraden hat der Olympiasieger von 1998 und zweifache Stanley-Cup-Sieger die gegnerischen Spieler besonders in den Play-offs ein ums andere Mal verzweifeln lassen. Für seine Leistungen wurde Hašek nun auch mit drei Einzeltiteln geehrt – als bester Spieler der Saison, als wertvollster Spieler der Play-offs (MVP) und als bester Torwart der Saison in der tschechischen O2-Extraliga. Das hatte er so nicht erwartet:„Das freut einen natürlich, wenn man solche Preise entgegen nehmen darf. Am meisten überrascht hat mich die Ehrung als bester Spieler der Saison, denn ich denke, dass vor allem Roman Červenka über die ganze Saison hinweg ausgezeichnet gespielt hat.“
Mit seinem Torwartspiel, seiner Professionalität und seiner Ausstrahlung hat Hašek die Eishockeyfans in Tschechien erneut begeistert. Sein einjähriger Vertrag in Pardubice ist zwar zum 30. April ausgelaufen, doch nicht nur in Pardubice hofft man, die „Legende auf Kufen“ auch noch in der nächsten Saison in Aktion zu sehen. Und diese Hoffnung sei nicht unbegründet, ließ Hašek nach der Preisverleihung schon mal durchblicken:„Die Tatsache, dass ich heute dreimal auf dem Podium stand, wird meine Entscheidung nicht beeinflussen. Sie wird vielmehr davon abhängen, wie gern ich noch spielen möchte. Wenn ich mich körperlich fit fühle, dann würde ich durchaus noch weiter spielen.“Weiter spielen wird auf alle Fälle der zweite große Star des tschechischen Eishockeys, der 38-jährige Flügelstürmer Jaromír Jágr. Am Montag bestätigte er auf einer Pressekonferenz in Prag, dass er seinen Vertrag beim russischen Erstligaclub Avangard Omsk um ein weiteres Jahr verlängert habe. Aus guten Gründen, so Jágr:
„Ich bin froh, dass ich in Omsk verlängern konnte, denn mir gefällt es dort sehr gut. Mir gefallen die Menschen und die Stadt, aber ebenso das sportliche Umfeld, an das ich mich bereits gewöhnt habe. Das alles war für meine Entscheidung, hier zu bleiben, sehr, sehr wichtig.“Auf der Torhüterposition ist Tschechien nach wie vor gut aufgestellt. Daher hat Nationaltrainer Vladimír Růžička für sein WM-Aufgebot jüngere Goalies als Hašek nominiert. In Abwehr und Angriff aber kann Růžička noch jeden überdurchschnittlichen Spieler gut gebrauchen. Und Jaromír Jágr, der genau wie Hašek eine olympische Goldmedaille und zwei Stanley Cups gewann, ist solch ein Spieler. Angesichts seines Alters aber stapelte der bullige Stürmer dann doch etwas tief, als er nach den WM Ambitionen der tschechischen Mannschaft gefragt wurde:
„Ich denke, dass unsere Fans großen Sachverstand zeigen, wenn sie die Erwartungen nicht allzu zu hoch schrauben. Auch ich erwarte von mir keine Wunderdinge mehr, denn in meinem Alter kann ich nur noch überraschen. Aber ich werde gern ein Teil dieses Teams sein, das bei der WM kämpfen und versuchen wird, das bestmögliche Ergebnis einzufahren.“Viel Prominenz beim Abschiedsspiel von Šmicer
Können die tschechischen Sportfans ihre besten Eishockeycracks zumindest hin und wieder noch zu Gesicht kriegen, so ist im Fußball seit geraumer Zeit nur noch Schmalhans der Küchenmeister. In der tschechischen Liga wird allenfalls Magerkost geboten, und die Nationalmannschaft ist auch nicht mehr das, was sie noch vor einigen Jahren war. Zum Beispiel die Elf, die 1996 im EM-Finale von London gegen Deutschland spielte. Die Spieler dieser Mannschaft aber werden sich am kommenden Dienstag nahezu geschlossen ein weiteres Mal der Öffentlichkeit präsentieren – als Hauptdarsteller des Abschiedsspieles von Ex-Nationalspieler Vladimír Šmicer, der inzwischen Manageraufgaben in der Nationalmannschaft übernommen hat. Im Gespräch mit Šmicers ehemaligem Teamgefährten in der Auswahl und bei Slavia Prag, Pavel Kuka, der Jahre lang auch in der Bundesliga spielte, habe ich mehr zu diesem Spiel erfahren:Herr Kuka, am 11. Mai wird es in der Synottip-Arena, dem Stadion von Slavia Prag, ein großes Abschiedsspiel geben. Für wen ist das und wer wird gegen wen antreten?„Es ist das Abschiedsspiel für Vladimír Šmicer. Zu diesem Spiel werden zwei repräsentative Mannschaften von Slavia und Sparta Prag gegeneinander antreten. Das sind die beiden populärsten Clubs in Tschechien. Diese Begegnung aber hat ihren besonderen Reiz, weil beide Mannschaften mit ihren jeweils besten Spielern des vergangenen Jahrzehnts auflaufen werden.“
In Tschechien sind Abschiedsspiele ja eher eine Seltenheit. Warum hat sich gerade Vladimír Šmicer ein solches Abschiedsspiel verdient?„Das Spiel hat etwas damit zu tun, dass es uns inzwischen gelungen ist, eine Art Traditionsmannschaft des Jahres 1996 zu formieren. Sie ist de facto identisch mit der Nationalmannschaft, die vor 14 Jahren in England das EM-Finale gegen Deutschland leider verloren hat. Diese Traditionsmannschaft hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, auch Geld für karitative Zwecke einzuspielen. Eine Gruppe, die wir damit besonders unterstützen wollen, sind ehemalige Nationalspieler, die heute gesundheitliche oder soziale Probleme haben.“
Bei dem Abschiedsspiel werden auch zwei ehemalige Fußballer Europas dabei sein. Welche Spieler sind das und in welcher Weise werden sie am Spiel teilnehmen?
„Das ist ganz einfach, denn in Tschechien haben wir nur zwei solche Spieler. Der eine ist Josef Masopust. Er ist der ehemalige Präsident unserer Stiftung für bedürftige Nationalspieler, aber stets bereit, immer etwas für die Stiftung zu tun. Der zweite Spieler ist Pavel Nedvěd, der in dieser Partie für Sparta Prag auflaufen wird.“
Also alle Fußballfans, die noch einmal die Spieler der großen Generation um das Jahr 1996 sehen wollen, die sollten zu diesem Fußballspiel kommen, oder?
„Wir hoffen und wir glauben auch, dass sehr viele Zuschauer dieses Spiel besuchen werden, schließlich hat es ein solches Spiel bisher bei uns in Tschechien noch nie gegeben. Und auch in Zukunft wird es schwer, so viele ausgezeichnete Kicker auf einen Schlag zusammen zu bringen. Ich will nur einigen Namen nennen: Für Sparta Prag werden unter anderem Pavel Nedvěd, Karel Poborský, Jiří Němec, Vratislav Lokvenc und Petr Kouba spielen, für Slavia Prag werden neben Šmicer zum Beispiel auch Patrik Berger, Jan Suchopárek und meine Wenigkeit dabei sein. Außerdem besteht die große Chance, dass noch zwei britische Ex-Nationalspieler mit von der Partie sein werden, und zwar Robbie Fowler und Steve McManaman, mit denen Šmicer einst beim FC Liverpool zusammengespielt hat. Beide Akteure sollen im Trikot von Slavia Prag auflaufen.“