Täglicher Nachrichtenüberblick
Tschechien: Leicht steigende Corona-Zahlen, Epidemiologe appelliert an Verantwortungsbewusstsein
Der Epidemiologe und Staatssekretär im Gesundheitsministerium Roman Prymula hat an die Menschen in Tschechien appelliert, mehr eigene Verantwortung zu übernehmen. Damit reagierte Prymula auf die leicht steigenden Corona-Zahlen aus den vergangenen Tagen. Am Donnerstag hatten die Tests 103 neue Krankheitsfälle ergeben. Dies war der höchste Zuwachs seit 21. April. Zudem ist seit Dienstag der Anteil der positiven Ergebnisse an den Tests gestiegen.
Unter anderem wies Prymula darauf hin, dass sich an Bierausschänken teils Menschentrauben bilden würden. Der leichte Anstieg der Corona-Fälle könne unter Umständen mit solchem Verhalten zusammenhängen, sagte der Mediziner. Dass die Regierung die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus lockere, bedeute nicht, dass die Gefahr bereits vorbei sei. Wie Roman Prymula betonte, sind weiterhin wichtig, den gebotenen Sicherheitsabstand zu wahren und einen Mundschutz zu tragen.
Berufspendler protestieren an Grenze zu Deutschland
Tschechische Berufspendler haben am Freitag an der Grenze zu Deutschland gegen die Corona-Auflagen protestiert. Rund 100 Demonstranten trafen sich dabei am Grenzübergang Folmava / Furth im Wald.
Der Protest richtete sich vor allem gegen die Pflicht, in monatlichen Abständen auf eigene Kosten einen Corona-Test machen zu müssen. Dies sei diskriminierend sagte Jan Průha von der Vereinigung „Pendler ohne Grenzen“, die zu der Demonstration aufgerufen hatte. Wie Průha betonte, ist es nicht verständlich, warum bei regelmäßigen Fahrten zum Beispiel aus Rokycany in den Corona-Hotspot Prag kein negativer Corona-Test nötig sei.
Diese Kritik unterstützte am Freitag auch der frühere stellvertretende EU-Parlamentsvorsitzende Pavel Telička. Der Vorsitzende der Partei „Die Stimme“ erinnerte daran, dass Tschechien vor 16 Jahren der EU beigetreten ist und die Freizügigkeit als eine der Grundfreiheiten in Europa gilt.
„Smarte Quarantäne“ auf ganz Tschechien ausgedehnt
Die sogenannte „Smarte Quarantäne“ ist am Freitag auf ganz Tschechien ausgedehnt worden. Dabei ermitteln die Gesundheitsämter bei allen positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen, mit wem diese in den vorrangegangenen Tagen in Kontakt standen. Bei Zustimmung werten die Behörden dafür auch Mobilfunk- und Bankkartendaten aus. Zudem haben 150.000 Menschen hierzulande die Tracking-App eRouška auf ihr Handy geladen, auf deren Daten ebenfalls zurückgegriffen werden kann.
Beim Testlauf der „Smarten Quarantäne“ in mehreren tschechischen Kreisen hätten im Schnitt zwei Drittel aller Kontakte aufgespürt werden können, sagte der dafür zuständige Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Roman Prymula.
Mehrwertsteuer auf einige Dienstleistungen in Tschechien sinkt
Seit Freitag muss auf einige Dienstleistungen und Güter in Tschechien nur noch der niedrigste Mehrwertsteuersatz abgeführt werden. Unter anderem betrifft dies den Ausschank von gezapftem Bier in Gastbetrieben. Dahinter steht ein neues Gesetz, das die Mehrwertsteuer bei Dienstleistungen mit hohem Anteil menschlicher Arbeit auf zehn Prozent senkt.
Weniger Abgaben müssen zum Beispiel auf Frisördienste, Fahrradreparaturen oder Reinigungsarbeiten geleistet werden. Heftige Diskussionen hatte es zuvor um die Regelung für gezapftes Bier gegeben. Zum einen gilt sie nicht für alkoholfreies Bier, zum anderen auch nicht für den Straßenverkauf. Außerdem sinkt die Mehrwertsteuer für den Verkauf von Essen in Gastbetrieben, und zwar vom höchsten Satz (21 Prozent) auf den mittleren (15 Prozent).
Parteien feiern 1. Mai mit Videobotschaften
Weil die traditionellen politischen Maitreffen abgesagt wurden, feiern die tschechischen Parteien den „Tag der Arbeit“ im Internet. Die Sozialdemokraten danken dabei in einem zweiminütigen Video den Bürgern des Landes für ihre Haltung im Kampf gegen das Coronavirus.
Die oppositionellen liberal-konservativen Bürgerdemokraten kritisieren wiederum die Regierungsarbeit. In den Verboten wegen der Corona-Maßnahmen würde man sich nicht mehr zurechtfinden, sagte Parteichef Petr Fiala. Seine Liebste oder seinen Liebsten unter Kirschblüten zu küssen, sei aber sicher erlaubt, so der Bürgerdemokrat.
Kommunistenchef Vojtěch Filip betonte in einer vierminütigen Einspielung, dass die Arbeit den Menschen zum Menschen mache und Freude bereite. Deswegen sei der Tag der Arbeit auch ein Tag des Lebens, so Filip.
Die Bürgermeisterpartei Stan erinnerte auf ihren Webseiten daran, dass am 1. Mai vor 16 Jahren Tschechien der EU beigetreten ist. Außerdem dankte sie allen Bevölkerungsgruppen, die an vorderster Front gegen das Coronavirus kämpfen.
Corona-Krise: Tschechen verbringen doppelt so viel Zeit im Internet
Die Menschen in Tschechien haben im März doppelt so viel Zeit im Internet verbracht wie noch im Februar, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dies geht aus Daten von NetMonitor hervor.
Die durchschnittliche Verweildauer im Internet lag im März pro Person hierzulande bei 24 Stunden und 35 Minuten. Die Aufrufe von Internetseiten aus Tschechien stieg um 43 Prozent. Dies habe dem Anstieg anderswo in der Welt entsprochen, hieß es.
Eishockey: Österreicher Schneider wechselt zu Brünn
Der österreichische Eishockey-Nationalstürmer Peter Schneider kehrt nach Tschechien zurück. Der 29-jährige Flügelspieler wechselt zur neuen Saison zum HC Kometa Brünn, wie der Verein am Freitag bekanntgab. Schneider verlässt damit den Schweizer Verein EHC Biel, bei dem er seit vergangenem Jahr unter Vertrag stand.
Für ihn sei der Gang nach Brno / Brünn wie eine Rückkehr nach Hause, sagte Peter Schneider. Der aus Niederösterreich stammende Spieler hat sein Abitur in Tschechien gemacht und spricht daher auch die Sprache.
Das Wetter am Samstag, 2. Mai
Am Samstag ist es in Tschechien veränderlich bewölkt, mit Regenschauern in den meisten Teilen des Landes. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 14 bis 18 Grad Celsius.