Täglicher Nachrichtenüberblick
Coronavirus: Regierung rät von Italien-Reisen ab, Reiseagenturen sprechen von Populismus
Die tschechische Regierung rät seit Freitag von Reisen nach Italien ab. Diejenigen, die aus dem Land zurückkehrten, sollten außerdem zwei Wochen lang zu Hause in Quarantäne bleiben, forderte Premier Andrej Babiš (Ano) am Freitag. Diese Maßnahme sei notwendig, um eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus in Tschechien zu vermeiden, sagte der Regierungschef.
Der Verband der tschechischen Reiseveranstalter sprach von „Populismus“. So lange Italienern die Reise nach Tschechien nicht verboten sei, habe Babišs Aufruf keinen Sinn, sagte der stellvertretende Verbandspräsident Jan Papež der Presseagentur ČTK. Man werde sich vorerst an den Reiseempfehlungen des Außenministeriums orientieren, hieß es. Das rät bisher nur von den Reisen in vier norditalienische Regionen ab.
Laut Papež waren in den vergangenen 14 Tagen insgesamt 30.000 Tschechen in Italien. Eine Hälfte habe die Dienste von Reiseagenturen genutzt, die andere sei individuell gereist, so der Verbandschef.
Erste Coronavirus-Übertragung innerhalb Tschechiens
Erstmals ist das neuartige Coronavirus in Tschechien direkt von einem Menschen zu einem anderen übertragen worden. Eine Mutter habe sich bei ihrem Sohn angesteckt, der zuvor in Italien Ski fahren gewesen sei und in einem Prager Krankenhaus liege, teilte das Gesundheitsamt in Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe mit.
Insgesamt gibt es in Tschechien weiter zwölf bestätigte Erkrankungen am Coronavirus. Die Fälle werden im Prager Krankenhaus Na Bulovce behandelt sowie in der Masaryk-Klinik in Ústí nad Labem.
Tscheche Šedivý ist neuer Chef der Europäischen Verteidigungsagentur
Der tschechische Diplomat Jiří Šedivý ist neuer Chef der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA). Das gab Außenminister Tomáš Petříček (Sozialdemokraten) am Donnerstagabend bekannt. Die Wahl fand bei einem Treffen der EU-Verteidigungsminister im kroatischen Zagreb statt.
Šedivý ist der erste Vertreter eines postkommunistischen Landes in dieser Funktion. Er löst nach fünf Jahren den Spanier Jorge Domecq ab. Die 2005 gegründete Agentur soll die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsstaaten im Verteidigungsbereich fördern.
Der 56-jährige Šedivý war in der Vergangenheit unter anderem tschechischer Botschafter bei der Nato. Zudem war er in den Jahren 2006 und 2007 Verteidigungsminister Tschechiens.
EP-Vorsitzender will beleidigende Aussagen von Babiš mit EU-Spitzen besprechen
Der Vorsitzende des Europa-Parlaments, David Sassoli, will sich wegen der beleidigenden Aussagen von Tschechiens Premier Andrej Babiš (Partei Ano) an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel wenden. Das teilte Sassolis Sprecherin der Nachrichtenagentur ČTK am Freitag mit. Der Parlamentspräsident reagiert damit auf eine Beschwerde der Vorsitzenden des Haushaltskontrollausschusses im Europäischen Parlament, Monika Hohlmeier (EVP).
Hohlmeier und eine Delegation des Ausschusses haben vor einer Woche Prag besucht, um sich ein Bild über den Interessenskonflikt von Babiš wegen dessen Firmen zu machen. Der tschechische Premier weigerte sich, Hohlmeier zu empfangen und beschimpfte mehrere Mitglieder der Delegation. Babiš bezeichnete Hohlmeier als „verwirrt“ und zwei tschechische Europaabgeordnete als „Landesverräter“.
Russisches Außenministerium kritisiert Namensgebung „Boris-Nemzow-Platz“ in Prag
Moskau hat mit Kritik darauf reagiert, dass der Platz vor der russischen Botschaft in Prag den Namen von Boris Nemzow erhalten hat. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums bezeichnete die entsprechende Entscheidung des Prager Magistrats als „absurd“. Das Ministerium verwahrte sich gegen die Aussagen unter anderem von Oberbürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten), man wolle mit der Namensgebung die oppositionellen Kräfte in Russland unterstützen. Dies verstoße gegen internationales Recht, hieß es aus dem Kreml.
Am Donnerstag vergangener Woche war der Platz vor der Botschaft auf Beschluss des Prager Magistrats umbenannt worden. Die feierliche Zeremonie fand am fünften Jahrestag der Ermordung des früheren russischen Oppositionspolitikers Nemzow statt. Der Platz hatte zuvor „Unter den Kastanien“ geheißen.
Kino: Tschechische Doku über sexuelle Belästigung von Minderjährigen im Netz schlägt Besucherrekorde
Der Dokumentarfilm V síti (Im Netz) über Minderjährige, die im Internet in die Fänge von Perversen geraten, hat in den tschechischen Kinos alle Rekorde gebrochen. In der ersten Woche sahen über 179.000 Besucher das Werk des Regisseur-Duos Vít Klusák und Barbora Chalupová.
Bisher war der Film „Občan Havel“ (Bürger Havel) die erfolgreichste tschechische Doku gewesen. Diesen sahen 2007 fast 164.000 Kinogänger in der ersten Woche.
Das Wetter am Samstag, 7. März
Am Samstag ist es in Tschechien meist stark bewölkt mit Regenschauern, ab 500 Metern Schnee. Zum Abend lassen von Westen her die Niederschläge nach, und die Wolken lockern auf. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 3 bis 9 Grad Celsius.