Täglicher Nachrichtenüberblick

Gegen Flüchtlingsquoten: Opposition begrüßt Ergebnis des Visegrád-Treffens

In Standpunkt zur europäischen Flüchtlingskrise herrscht in Tschechien Einigkeit zwischen Regierung und Opposition. Vertreter der konservativen Oppositionsparteien ODS und Top 09 begrüßten nach dem Visegrád-Treffen vom Freitag die Ablehnung von verpflichtenden Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen aus anderen EU-Ländern. Von Seiten der oppositionellen Kommunisten hieß es, ein solcher Schritt hätte schon früher kommen müssen. Die Premierminister der sogenannten Visegrád-Gruppe aus Tschechien, Polen, der Slowakei und Ungarn sind am Freitag in Prag zusammengekommen. Ihre gemeinsame Erklärung, in der von freiwilligen Hilfen und einem besseren Schutz der Schengen-Grenzen die Rede ist, hat in deutschen Medien scharfe Kritik hervorgerufen.

Ex-Präsident Klaus initiiert Aufruf gegen Immigration

Ex-Präsident Václav Klaus hat am Freitag einen „Aufruf gegen Immigration“ veröffentlicht. Wie es auf der Internetseite heißt, gefährde die Masseneinwanderung die Stabilität Europas. Es sei unannehmbar, dass unter dem Mantel der EU, vor allem aber durch Deutschland und Frankreich die Regeln des Schengen-Raums verletzt würden, und dass Ungarn wegen deren Einhaltung von Sanktionen bedroht sei. Klaus warnt zudem vor einer „künstlichen Vermengung nicht gleichartiger Nationen, Kulturen und Religionen“. Die Ängste der Bevölkerung dürften nicht bagatellisiert werden. In erster Linie müssten die Interessen Tschechiens gewahrt werden, im Umgang mit den „europäischen Großmächten“ agiere die tschechische Regierung jedoch zögerlich. Regierungspolitiker wiesen die Anschuldigungen Klaus‘ am Samstag zurück.

Sobotka pocht auf Solidarität bei Erweiterung der Eurozone

Premier Bohuslav Sobotka hat auf die Beachtung sozialer Aspekte bei der Erweiterung der Eurozone hingewiesen. Die Währungsunion könne nicht ohne Regeln funktionieren, doch - wie immer klarer werde – genauso wenig ohne Solidarität, sagte der Sozialdemokrat am Freitag in Prag. In seiner Rede auf einer internationalen Konferenz über die soziale Dimension der europäischen Integration plädierte Sobotka dafür, dass soziale Gesichtspunkte Bestandteil der Diskussion über zukünftige institutionelle Mechanismen zur Messung von Ungleichheiten innerhalb der Eurozone sein müssten. Als gleichberechtigte Partner in dieser Diskussion sollten auch zukünftige Mitglieder der Währungsunion mit am Tisch sitzen. In Tschechien gibt es bislang keinen festen Termin für eine Einführung des Euro.

Außenminister und Unternehmer knüpfen Wirtschaftskontakte im Iran

Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) hat am Samstag im Iran ein Unternehmerforum eröffnet. Die Veranstaltung im zentraliranischen Isfahan soll es tschechischen Firmen ermöglichen, Geschäftspartner im Iran zu finden. Nach dem voraussichtlichen des internationalen Embargos im kommenden Jahr öffnet sich der iranische Markt für die internationale Wirtschaft. Die tschechische Delegation aus etwa 50 Unternehmern ist am Freitag im Iran eingetroffen. Es handelt sich um eine der ersten Wirtschaftsdelegationen aus Europa. Der Handel zwischen Iran und Tschechien hat eine lange Tradition. Neben dem internationalen Embargo wurden die Beziehungen zuletzt aber auch durch ein „stilles Embargo“ von Seiten Teherans beeinträchtigt. Von 2003 bis 2007 protestierte der Iran damit gegen die persischen Sendungen des Radiosenders Radio Free Europe aus Prag.

Denkmal in Spindlermühle erinnert an Opfer der Vertreibung

Ein neues Denkmal in Špindleruv Mlýn / Spinderlermühle erinnert seit Samstag an Deutsche, die während der Vertreibung ermordet wurden. Wie Jakub Kašpar von der Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge sagte, steht das Denkmal höchstwahrscheinlich am Ort des Massengrabs. Die Partisanengruppe Nikolaj ermordete 1945 nachweisbar 36 Deutsche. Laut Kašpar dürfte die tatsächliche Opferzahl höher liegen. Das Granitdenkmal trägt die Aufschrift „Ruht in Frieden“ und ist mir einem QR-Code versehen, der Smartphone-Besitzer zu weiteren Informationen führt. An der Einweihung nahmen etwa 100 Tschechen und Deutsche teil. Initiiert wurde das Denkmal von Einwohnern aus dem Bezirk Vrchlabí / Hohenelbe. Beteiligt waren zudem der Nationalpark Riesengebirge sowie der Heimatkreis Hohenelbe-Riesengebirge aus dem bayerischen Marktoberdorf.

„Rette das Essen“: Suppenaktion gegen Verschwendung von Lebensmitteln

Mit 2000 Portionen kostenloser Suppe haben Aktivisten in Prag auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam gemacht. Vor dem Prager Nationaltheater verkochte die Initiative „Zachraň jidlo“ (Rette das Essen) krummes Gemüse, das nicht von Supermärkten verkauft wird. Die Freiwilligen ernteten im Vorfeld 3,5 Tonnen Gemüse und bewahrten es damit vor der Vernichtung. Die Lebensmittel wurden überwiegend an caritative Initiativen gespendet. An der Suppenaktion beteiligte sich auch der tschechische Spitzenkoch Marek Fichter. „Es sieht aus, wie das Gemüse, dass ich von meinen Eltern bekomme und mit dem ich ganz normal koche“, sagte er der Presseagentur ČTK. Er wüsste keinen Grund, weshalb man es nicht im Supermarkt verkaufen könne.

Neue Ausstellung zur Surrealistin Toyen im Kampa-Museum

Einen Querschnitt durch das Werk der surrealistischen Künstlerin Toyen (1902-1980) zeigt seit Freitag das Prager Museum Kampa. Zu sehen sind bis zum dritten Januar Werke vom Beginn des 20. Jahrhunderts, aus der surrealistischen Phase der 1920er und 1930er wie auch aus der Emigration in Frankreich ab 1948. Maßgeblichen Anteil an der Ausstellung hat die Mäzenin und Stifterin des Kampa-Museums Meda Mládková. Als Verlegerin im Exil lernte sie Toyen in den 1950ern in Paris kennen. Mehrere Toyen-Werke, die sie als Geschenk erhielt, werden nun in Prag ausgestellt. Toyen – mit bürgerlichem Namen Marie Čermínová – gilt als bedeutendste tschechische Malerin des 20. Jahrhunderts.

Das Wetter am Sonntag, 6. September

Am Sonntag ist es in Tschechien wechselhaft und regnerisch. Ergiebigere Schauer sind vor allem in nördlichen Höhenlagen sowie im Nordwesten zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen steigen auf 12 bis 18 Grad Celsius. In Höhenlagen um 1000 Meter werden maximal 8 Grad Celsius erreicht. Dazu weht ein frischer Westwind.