Täglicher Nachrichtenüberblick
Premier Sobotka: Tschechien wird sich an Sanierung griechischer Schulden nicht beteiligen
Tschechien will sich nicht an der Tilgung griechischer Schulden beteiligen. Dies sagte Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) am Freitag im Vorfeld des bevorstehenden EU-Gipfels in Brüssel. Für eine Unterstützung bei der Sanierung der griechischen Schulden bestehe für Tschechien kein Grund, da man nicht Mitglied der Eurozone sei, erklärte Sobotka. Zugleich wies der Premier eine Forderung der Bürgerdemokraten (ODS) zurück, die von ihm verlangt hätten, in Brüssel eine dauerhafte Ausnahmegenehmigung für den vorgeschriebenen Beitritt zur Eurozone auszuhandeln. Mit einem solchen Ansinnen „müssten sich die Tschechen wie Marsbewohner vorkommen“, quittierte der Premier die Forderung der Bürgerdemokraten.
Sobotka wies außerdem darauf hin, dass die Europäische Union im Falle eines „Grexits“ notwendige Schritte einleiten müsse, für die man die Zustimmung aller Mitgliedsländer einschließlich der Tschechischen Republik brauche.
Umweltschützer warnen: Staustufe in der Elbe könnte rechtswidrig sein
Tschechische und deutsche Umweltschützer haben am Donnerstag im nordböhmischen Děčín / Tetschen darauf aufmerksam gemacht, dass der dort geplante Bau einer Elbe-Staustufe möglicherweise gegen europäisches Recht verstößt. Sie bezogen sich dabei auf das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 1. Juli 2015 zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Dem Urteilsspruch zufolge dürfe ein baulicher Eingriff in die Natur die Umwelt an dem jeweiligen Standort nicht verschlechtern. Eine solche Verschlechterung aber sei beim Bau einer Staustufe bei Děčín nicht auszuschließen, und das sowohl für die tschechische als auch die deutsche Seite, sagte Fachanwältin Franziska Heß vom BUND Sachsen vor Journalisten.
Mit dem Bau der Staustufe will die tschechische Regierung die Schiffbarkeit der Elbe verbessern und auch in Zukunft den Verkehr von Frachtkähnen bis nach Hamburg ermöglichen, wo Tschechien mehrere Häfen besitzt. Die Umweltschützer wiesen darauf hin, dass die Elbe immer häufiger Niedrigwasser führt, vor allem in ihrem Ober- und Mittellauf in Deutschland. Wie Jana Vitnerová vom tschechischen Umweltverband Arnika sagte, sei es daher das Ziel ihrer Organisation, andere Nutzungsmöglichkeiten der Elbe als Wasserweg zu finden. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) war Arnika am Donnerstag Ausrichter einer weiteren Auflage von „Dialog auf dem Boot“. Bei dieser Aktion diskutierten Befürworter und Gegner der Staustufe bei einer Schlauchbootfahrt von Děčín nach Bad Schandau über das Für und Wider des Projekts im Hinblick auf seinen Nutzen und seine Umweltverträglichkeit.
Gesetz über elektronische Registrierkassen nimmt erste Hürde im Abgeordnetenhaus
Gegen den Widerstand der Opposition hat das Abgeordnetenhaus am Freitag die Einführung elektronischer Registrierkassen in erster Lesung gebilligt. Der Abstimmung war eine sechsstündige, zum Teil sehr scharfe Debatte vorangegangen. Die konservativen Oppositionsparteien scheiterten mit ihrem Vorstoß, die seit langem kontrovers diskutierte Vorlage erneut zur Überarbeitung an die Regierung zurückzugeben. Das Kabinett will mit den Registrierkassen, die direkt mit dem Finanzamt verbunden sind, die Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung eindämmen. Petr Fiala von der Oppositionspartei ODS sagte am Freitag, mit dem Verfahren käme es zu einer gefährlichen Datenkonzentration in den Händen des Staates. Aus der Partei Top 09 waren wiederholt Vorwürfe lautgeworden, die Registrierkassen würden den privatwirtschaftlichen Interessen von Finanzminister Babiš dienen.
Oberösterreichischer Umweltminister kritisiert Stromkonzern ČEZ wegen Temelín-Störfall
Der oberösterreichische Umweltminister Rudi Anschober wirft dem tschechischen Energiekonzern ČEZ Intransparenz in Bezug auf einen Störfall im Atomkraftwerk Temelín vor. Wie Anschober der Nachrichtenagentur APA sagte, habe die Betreibergesellschaft nach einem Defekt an den Dampferzeugern acht Tage lang nicht daran gedacht, dass Radioaktivität entweichen könne. Vorfälle dieser Art dürften von der ČEZ und Tschechien nicht unter den Teppich gekehrt werden, so Anschober weiter. Zudem fordert der Grünen-Politiker die Untersuchung des Vorfalls durch eine unabhängige Expertengruppe. Am 25. Juni war es im Block 2 des Atomkraftwerks Temelín zu einem Störfall gekommen. Danach wurden auf dem Gelände erhöhte Strahlenwerte gemessen, die nach Angaben des Betreiberes unter den zulässigen Höchstwerten blieben. Die Öffentlichkeit wurde erst am 3. Juli über den Vorfall informiert.
Nach Schussattacke auf Bus: Anklage gegen 15-Jährigen erhoben
Nach der Schussattacke auf einen vollbesetzten Bus in Plzeň / Pilsen vom Dienstag hat die Polizei Anklage erhoben. Neben dem 15-jährigen mutmaßlichen Täter muss sich auch der 35-jährige Vater wegen Gefährdung der Allgemeinheit und unerlaubtem Waffenbesitz verantworten. Wie die Sprecherin der Kreispolizei Pilsen am Freitag mitteilte, drohen diesem drei bis acht Jahre Haft, seinem minderjährigen Sohn die Hälfte. Der 15-Jährige hatte am Dienstagabend im Pilsen Schüsse auf einen vollbesetzten Bus abgefeuert, dabei wurde niemand verletzt. Der Vater soll seinem Sohn die Waffe vorher zugesteckt haben. Nach Angaben der Polizei gibt es bisher keine Hinweise für eine rechtsextremistisch motivierte Tat. Die meisten der Buspassagiere waren ausländische Arbeiter einer nahegelegenen Fabrik.
Reisewarnung für Tunesien wird nicht verschärft – Erhöhte Wachsamkeit geboten
Das tschechische Außenministerium sieht derzeit keine Anzeichen für weitere Anschläge in Tunesien. Damit bleibt die bisherige Reisewarnung in Kraft, die Touristen zur Vorsicht aufruft und vor größeren Menschenansammlungen warnt. Dies teilte die Sprecherin des Außenministeriums nach dem Treffen der zuständigen Arbeitsgruppe am Freitag mit. Großbritannien hatte am Donnerstag seine Staatsbürger dazu aufgerufen, Tunesien so schnell wie möglich zu verlassen. Bei einem Terroranschlag in der Küstenstadt Sousse starben im Juni 38 Menschen, die meisten davon waren britische Touristen.
Verfilmung der „Operation Anthropoid“ in Karlsbad vorgestellt
Noch vor Drehbeginn hat Regisseur Sean Ellis am Donnerstag bei den Filmfestspielen in Karlovy Vary / Karlsbad das neue internationale Filmprojekt „Anthropoid“ über das Heydrich-Attentats vorgestellt. Mit Jamie Dornan und Cilian Murphy in den Rollen der beiden Widerstandkämpfer Jan Kubiš und Jozef Gabčík ist das prominent besetzte Drama die bislang wohl aufwendigste Produktion zum Thema. Das Attentat auf den sogenannten „Schlächter von Prag“ gilt als das einzige erfolgreiche auf eine hochrangige NS-Persönlichkeit. Wie Regisseur Ellis auf einer Pressekonferenz sagte, wolle er anhand des Attentats und den involvierten Protagonisten vor allem den tschechoslowakischen Widerstand in jener Zeit porträtieren.
Nach dem tschechischen Klassiker „Atentát“ aus dem Jahre 1964 und der „Operation Daybreak“ von Lewis Gilbert von 1975, ist „Anthropoid“ bereits der fünfte Spielfilm, der sich mit dem Heydrich-Attentat auseinandersetzt. Koproduziert wird der Film von dem tschechischen Produzenten David Ondříček. In der Rolle der Freundin von Jozef Gabčík ist zudem Anna Geislerová zu sehen. In die Kinos kommen soll der Film 2016.
Opernstar Netrebko singt im Prager Repräsentationshaus
Mit einem Konzert des russischen Opernstars Anna Netrebko erreicht das Festival Prague Proms am Freitagabend seinen Höhepunkt. Die Sängerin wird im Prager Repräsentationshaus (Obecní dům) gemeinsam mit der Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova, dem Tenor Aleksandr Antonenko und dem Bass Ildar Abdrazakov auftreten. Auf dem Programm stehen Arien und Duette aus italienischen und russischen Opern. Netrebko ist zuletzt 2012 in Prag aufgetreten. Für weltweite Aufmerksamkeit in den Medien sorgte im vergangenen Jahr ihre öffentliche Unterstützung für die russischen Separatisten in der Ostukraine.
Leichtathletik: Speerwerfer Veselý Zweiter bei DL-Meeting in Lausanne
Der tschechische Speerwerfer Vítězslav Veselý belegte am Donnerstagabend beim Leichtathletik-Meeting der Diamond League (DL) in Lausanne den zweiten Platz. Mit der respektablen Weite von 87,97 musste sich der amtierende Weltmeister nur Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago geschlagen geben. Der Olympiasieger von London schaffte 90,16 Meter, womit er einen neuen Landesrekord aufstellte. Die Weite von Veselý wiederum lag nur 14 Zentimeter unter dessen persönlicher Bestmarke. Fünfter im Wettbewerb wurde mit Jakub Vadlejch ein zweiter Tscheche. Vadlejch warf mit 85,15 Meter persönlichen Rekord.
Wetterkapriolen: Minusgrade im Böhmerwald – große Sturmschäden in den Wäldern
Die Nachwehen der tropischen Hitze – heftige Wärmegewitter mit nachfolgender Abkühlung – haben in Tschechien zu einigen Wetterkapriolen geführt. So wurde in den frühen Morgenstunden des Freitags im Böhmerwald auch Bodenfrost gemessen. An einigen Orten unweit der Gemeinde Modrava wurden dabei Minustemperaturen von drei Grad unter null registriert. Den Meteorologen zufolge soll es dort auch in der Nacht zum Samstag frostig werden.
Unterdessen haben die heftigen Gewitter in der Nacht zu Mittwoch zu größeren Schäden in der Forstwirtschaft geführt. Besonders die stürmischen Winde hätten dafür gesorgt, dass ersten Schätzungen zufolge in den Wäldern rund 100.000 Kubikmeter Holz gebrochen wurde. Das gab der staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Lesy ČR am Donnerstag bekannt. Die Energieunternehmen ČEZ und E.ON wiederum mussten zahlreiche Stromausfälle beheben. Nach den Gewittern registrierte ČEZ rund 70 Störungen an den Hochspannungsleitungen. Tausende Haushalte waren daher für mehrere Stunden ohne Strom.
Das Wetter am Samstag, den 11. Juli
Am Samstag ist es in Tschechien überwiegend heiter bis leicht bedeckt. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 23 bis 27 Grad Celsius. Im Nordosten des Landes werden nur 22 Grad Celsius, in Höhenlagen um 1000 Meter etwa 16 Grad erreicht.