Täglicher Nachrichtenüberblick
Politik und Öffentlichkeit gedenken der Zerstörung von Lidice
Mit einer Messe, einem Gedenkakt und Kranzniederlegungen wurde am Samstag dem Massaker von Lidice vor 73 Jahre gedacht. Bischof Václav Malý zelebrierte am Vormittag eine Messe innerhalb der Fundamente der zerstörten Kirche St. Martin. Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) sagte, das Massaker von 1942 diene bis heute als Warnung vor Totalitarismus und Gewalt aller Art. Der stellvertretende Senatsvorsitzende Přemysl Sobotka (ODS) warnte davor, dem Bösen zu viel Raum zu geben. „Das Böse wechselt in der Geschichte nur die Gestalt und verschiebt seine Akzente, seien es unterschiedliche Klassen, Rassen oder Religionen“, so Sobotka weiter.
Die Nationalsozialisten hatten am 10. Juni 1942 alle 173 männlichen Einwohner von Lidice bei Prag umgebracht und die Frauen in Konzentrationslager verschleppt. Ein Teil der Kinder wurde in deutschen Familien „germanisiert“, die anderen wurden vergast. Nach dem Massaker brannten die Deutschen den Ort nieder.
Ludvík Vaculík in Brumov beigesetzt
Der Schriftsteller Ludvík Vaculík wurde am Samstag in Brumov beigesetzt. Die letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in seinem Geburtsort in Ostmähren hatte sich Vaculík vor Jahren selbst ausgesucht. Auf dem Grabstein eingraviert sind die Worte „Ich war hier und vielleicht komme ich wieder“. Während des Begräbnisses sangen seine engsten Freunde mährische Volkslieder, die Vaculík besonders gerne hatte. Hunderte Menschen nahmen an der Trauerfeier teil, darunter auch die Schriftsteller Pavel Kohout und Ivan Klíma.
Ludvík Vaculík ist am 6. Juni in der Nähe von Prag im Alter von 88 Jahren gestorben. Er gehörte zu den wichtigsten Schriftstellern der Tschechischen Republik und bedeutendsten ehemaligen Dissidenten. Weltweite Bekanntheit erlangte er während des Prager Frühlings 1968 mit dem „Manifest der 2000 Worte“.
Ökonom Švejnar sieht Tschechiens Wirtschaft im Aufwind
Jan Švejnar rechnet für 2015 mit einem Wachstum von zwei bis drei Prozent und erwartet, dass sich der positive Trend darüber hinaus weiter fortsetzt. Wie der anerkannte Wirtschaftswissenschaftler in dieser Woche der Presseagentur CTK sagte, sei in der EU in diesem Jahr durchschnittlich nur ein Wachstum von ein bis zwei Prozentpunkten zu erwarten. „Tschechien beliefert zum Glück vor allem die Sparten der deutschen Industrie, die ein höheres Wachstum als die übrige deutsche Wirtschaft aufweisen“, sagte Švejnar. Deutschland ist für Tschechien der wichtigste Handelspartner. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat lobte außerdem die Devisenintervention der Tschechischen Nationalbank. Diese habe die Konkurrenzfähigkeit Tschechiens erheblich verbessert. Das Finanzministerium und die Nationalbank prognostizieren für 2015 ein Wachstum von 2,7 bzw. 2,6 Prozent.
ČEZ-Manager müssen auf Bonus verzichten
Die Führungsriege des tschechischen Energieriesen ČEZ bekommt erstmals seit 14 Jahren keinen Bonus für das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Entscheidung fiel am Freitag während der Hauptversammlung. Zugleich wurde festgelegt, dass die Aktionäre wie schon in den zwei vorangegangenen Jahren pro Aktie eine Dividende von 40 Kronen (1,50 Euro) vor Steuer erhalten. Wie die Nachrichtenagentur ČTK mitteilte, beträgt die Gesamtdividende damit 21,5 Milliarden Kronen (787 Millionen Euro). Das sind 73 Prozent des Jahresgewinns 2014. Dem tschechischen Staat als Hauptaktionär stehen 15 Milliarden Kronen (549 Millionen Euro) zu.
Der Vorschlag, in diesem Jahr auf Boni für Aufsichtsratsmitglieder und Manager zu verzichten kam vom Finanzministerium. Der ČEZ-Vorstand wollte auch in diesem Jahr Boni im Umfang von 25,5 Millionen Kronen (933.440 Euro). Der Antrag wurde jedoch in der Hauptversammlung zurückgewiesen.
Trinkwasser in Trnová bei Prag ist ungenießbar
Die Bewohner der Gemeinde Trnová bei Prag dürfen bis auf weiteres kein Leitungswasser trinken. Wie die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks am Samstag berichteten, könnte es möglicherweise mit Fäkalien verschmutzt sein. Anfang nächster Woche sollen die ausführlichen Ergebnisse vom zuständigen Hygieneamt vorliegen. Bis dahin sollten die Einwohner das Wasser weder trinken, noch damit kochen oder sich waschen.
Probleme mit verschmutzten Wasserleitungen gab es erst Anfang Juni in Hrušovany / Grusbach in Mähren. Ende Mai mussten 32.000 Einwohner des Prager Stadtteils Dejvice vorübergehend ohne Wasser auskommen. Wegen Bakterien im Wasser wurden hunderte Menschen ärztlich behandelt.
Prager Museen laden am Samstag zur Museumsnacht
48 Museen und Kulturinstitutionen öffnen am Samstagabend ihre Pforten zur 12. Prager Nacht der Museen. Von 19 Uhr bis ein Uhr morgens wird den Besuchern neben Ausstellungen ein umfassendes Begleitprogramm mit Führungen, Filmen und Workshops geboten. Der Eintritt in die meisten Museen ist frei. Beteiligt sind unter anderem die Häuser des Nationalmuseums, die Nationalgalerie und das Goethe-Institut. Zwischen den Veranstaltungsorten verkehren kostenlose Shuttle-Busse. Die Infostände vor dem Hauptgebäude des Nationalmuseums und dem Jan-Palach-Platz / Náměstí Jana Palacha haben bis 24 Uhr geöffnet. Alle Informationen finden sich in tschechischer und englischer Sprache unter www.prazskamuzejninoc.cz
Fußball-EM-Qualifikation: Tschechien unterliegt Island mit 1:2
In der Qualifikation für die Fußball-EM 2016 hat Tschechien am Freitag mit 1:2 gegen Island verloren. Das tschechische Team ging in Reykjavik in der 55. Minute mit einem Treffer von Bořek Dočkal in Führung. Fünf Minuten später glich Aron Gunnarsson aus, ehe Kolbeinn Sigthórsson in der 76. Minute für das Endergebnis sorgte. Im sechsten Spiel der Gruppe A musste Tschechie die erste Niederlage hinnehmen und rutschte in der Tabelle auf Platz zwei. Das Team von Trainer Vrba liegt nun mit zwei Punkten hinter Island.
Das Wetter am Sonntag, 14. Juni
Am Sonntag ist es in Tschechien heiter bis wechselhaft. Im Tagesverlauf nimmt die Bewölkung zu. Es muss mit Schauern und Gewittern gerechnet werden, gebietsweise auch mit Hagel und Starkregen. Die Tageshöchsttemperaturen steigen auf 25 bis 29 Grad Celsius, im Südosten des Landes sind bis zu 32 Grad Celsius möglich. In Höhenlagen um 1000 Meter werden maximal 22 Grad Celsius erreicht.