Tag ohne Autos 2001

In Tschechien findet am Freitag zum neunten Male der "Tag ohne Autos" statt - eine Aktion, die von der Bürgervereinigung "Deti Zeme" (Kinder der Erde) in Zusammenarbeit mit der Eisenbahngesellschaft Ceské drahy, der Organisation Nationales Netz der Gesunden Städte der Tschechischen Republik, dem tschechischen Umweltministerium und weiteren Umweltorganisationen des Landes veranstaltet wird. Was es mit diesem "Tag ohne Autos" auf sich hat, dazu mehr von Lothar Martin.

Über 200 Aktionen in 68 Städten werden am Freitag in Tschechien stattfinden, um dem "Tag ohne Autos" einen symbolischen Nachdruck zu verleihen. Es werden solche Aktionen sein wie demonstrative Fahrradtouren, Fußmärsche oder Ausstellungen über den Verkehr, dessen Vor- und Nachteile. In erster Linie aber geht es darum, zumindest an diesem einen Tag sein Auto in der Garage zu lassen und den Zug, die Metro, die Straßenbahn oder das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit zu benutzen. Dem Leitmotto des Tages "Lasst das Auto zu Hause" haben sich auch über 300 Repräsentanten des öffentlichen Lebens angeschlossen, darunter zehn Parlamentarier und über 60 Vertreter der Kreise, Städte und Gemeinden.

Einer von ihnen ist der Vizevorsitzende des tschechischen Senats Jan Ruml, der der Aktion folgende Bedeutung beimisst: "Ich denke, dass der ´Tag ohne Autos´ ein Fingerzeig auf unsere Gleichgültigkeit ist. Auf die Gleichgültigkeit darüber, wie wir unsere Umwelt kaputt machen und darüber, welch hohen Preis wir für den Automobilismus in Form von Menschenleben bei Verkehrsunfällen bezahlen müssen. Ich denke, besonders in dieser Zeit sollten wir nicht gleichgültig sein zu keinem dieser Themen, auch wenn der ´Tag ohne Autos´ einem lächerlich erscheint im Vergleich zu dem, was sich auf der Welt mit den terroristischen Angriffen in den USA ereignet hat und was seitdem geschieht. Aber diese Aktion ist ein Beispiel für menschliches Engagement und für Bürgerinitiative, und das hat einen ungeheuren Wert in diesen schwierigen Zeiten."

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Prag sprachen die Vertreter der Organisation "Deti Zeme" offen jene Fakten an, die sie Jahr für Jahr dazu bewegen, diese Aktion durchzuführen. Welche Fakten dies sind, dazu sagte uns die Sprecherin der Bürgervereinigung, Ivona Pulkrábková: "Die Fakten sind, dass sich die Umweltbedingungen in der Tschechischen Republik seit der ´Samtenen Revolution´ vor 12 Jahren bedeutend verbessert haben, was vor allem auf die strikteren Industrienormen zurückzuführen ist, die seitdem in den Fabriken eingehalten werden müssen. Nichtsdestotrotz hat sich gerade in den letzten Jahren der Stand bei der Luftverschmutzung wieder verschlechtert, was besonders auf das Konto der sich ständig erhöhenden Anzahl an PKW´s geht. In Prag zum Beispiel entfällt auf weniger als zwei Einwohner jeweils ein Auto, das ist ein alarmierender Zustand. Wir haben uns deshalb entschieden, mit Aktionen wie dem ´Tag ohne Autos´ auf diesen Missstand hinzuweisen. Die Leute sollen zum Nachdenken angeregt werden, ob sie wirklich zu jeder Gelegenheit ihr Privatfahrzeug benutzen müssen. Aber selbstverständlich laufen auch konkrete Projekte in einigen Städten, wo wir uns um alternative Formen einer Verkehrskonzeption bemühen."

Das diese alternativen Formen insbesondere in der Hauptstadt Prag vonnöten sind, beweist ein vergleichender Blick auf die europäischen Großstädte in der Statistik der Luftverschmutzung. Dazu sagte Ivona Pulkrábová: "Darin sind wir am schlechtesten von allen europäischen Großstädten."

Ein trauriges Fazit, dass keines weiteren Kommentars bedarf.