Immer ein Gaudi: Tschechisch-slowakische Oldtimer-Rallye auch in diesem Jahr mit deutschen Teilnehmern
Autofans konnten am Samstag vor dem Prager Technikmuseum wieder eine Zeitreise unternehmen. Am Nachmittag fuhren dort die Teilnehmer der diesjährigen Oldtimer-Rallye „1000 tschechoslowakische Meilen“ durch das Ziel. Mit dabei war auch ein Fahrerduo aus Heilbronn.
„Ich bin Jürgen Wittmann aus Heilbronn und mit meinem Kollegen Jan Schmidt hier. Er ist der Fahrer des Fahrzeuges – eines alten BMW 328 Coupé Sport, Baujahr 1937. Wir haben gerade die 1000 Meilen hinter uns gebracht und sind ganz stolz, dass wir das geschafft haben. Es war wieder schön.“
So berichtet es der Mann im blauen Rallye-T-Shirt und mit dem verdienten tschechischen Bier in der Hand. Währenddessen fahren im Minutentakt immer mehr Oldtimer durch die Zielgerade vor dem Nationalen Technikmuseum ein. Alle 125 Fahrzeuge waren am Donnerstag in der Prager Opletalova-Straße gestartet, um an das einstige Wettrennen „1000 mil československých“ (1000 tschechoslowakische Meilen) aus den 1930er Jahren zu erinnern. Wittmann und Schmidt saßen im Wagen mit der Startnummer 73.
„Dies ist meine dritte Teilnahme, Kollege Schmidt ist zum vierten Mal dabei. Es ist jedes Mal ein Erlebnis.“
Für Spannung sorgt dabei sicher auch immer die Frage, ob das Fahrzeug überhaupt durchhält. Am Samstag jedenfalls musste ein Oldtimer vom Abschleppwagen abtransportiert werden. Wittmann und Schmidt kamen jedoch mit ihrem grünen BMW entspannt ins Ziel. Und wie war die Fahrt diesmal?
„Am Anfang war es etwas regnerisch. Eine Baustelle war im Road Book nicht ausgezeichnet und wurde auch am Abend zuvor nicht gemeldet, da haben wir uns dann ein bisschen verfahren. Aber mit der heutigen Technik ist das ja kein Problem, und wir haben dann schon den richtigen Weg gefunden. Die Strecke ist jedes Jahr sehr ähnlich. Aber es macht immer wieder Spaß, über die Felder und Landstraßen zu fahren und die Gegend anzuschauen. Es ist wirklich toll.“
Bei der Rallye geht es inzwischen nicht mehr – so wie vor 90 Jahren – um den Sieg, und es sind auch keine 1000 Meilen mehr, die gefahren werden müssen. Das sogenannte Gleichmäßigkeitsrennen führt am ersten Tag von Prag nach Bratislava, am zweiten Tag in einer 130-Kilometer-Rundfahrt durch die Slowakei und am dritten Tag wieder zurück in die tschechische Hauptstadt. Auf allen Strecken sind zahlreiche Zwischenstopps vorgesehen, an denen natürlich viel fotografiert wird. Es gehe eben nicht darum, möglichst ohne Unterbrechung durchzufahren, berichtet Jürgen Wittmann:
„An den Zeitnahmestellen muss angehalten werden, dort bekommt man meistens auch Wasser oder eine Kleinigkeit zu essen. In der Mittagspause gibt es Lunch. Wir wechseln uns beim Fahren aber nicht ab.“
Für die einzelnen Streckenabschnitte bestehen teils sekundengenaue Zeitvorgaben. Wer schneller am Meldepunkt einfährt oder länger braucht, bekommt entsprechende Strafpunkte. Deren Anzahl sollte möglichst niedrig gehalten werden – sie entscheidet am Ende über die Platzierung.
Wichtiger aber ist die Präsentation der Autos. Das älteste war in diesem Jahr ein Praga Mignon von 1916. Und auch das Modell Aero 750 Coupé Sport war dabei. Es wurde einst für den Rennfahrer Otto Nimshausen angefertigt, der damit 1934 an den „1000 tschechoslowakischen Meilen“ teilnahm.
Jan Schmidt fährt regelmäßig bei Oldtimer-Rallyes vor allem in Deutschland mit. Und Jürgen Wittmann sagt, er habe den Platz als Schmidts Beifahrer sehr gerne angenommen:
„Der Jan ist ein Oldtimer-Fan. Da ich sein bester Freund bin, hat er mich vor Jahren angesprochen, ob ich nicht mal mitfahren wollte. Für ihn ist es natürlich auch ein Riesengaudi, wenn zwei Männer in so einem Auto durch die Tschechei und die Slowakei fahren. Und man trifft hier auch viele Leute. Wenn man abends zusammensteht, hat jeder den Benzingeruch an sich.“
Die „1000 tschechoslowakischen Meilen“ wurden nur 1933 bis 1935 als Wettrennen gefahren. In den 1970er Jahren gab es erste Erinnerungsrallyes, und seit 2015 finden diese jährlich statt.