Tennis: Laver-Cup als Chance für den Nachwuchs

Björn Borg und Dominic Thiem (Foto: ČTK)

Die kommenden Tennis-Stars Dominic Thiem und Alexander Zverev gehen beim Laver-Cup mit einem guten Gefühl vom Platz.

Dominic Thiem  (Foto: ČTK)
Das Tennis-Team Europa hat am Sonntag den ersten Laver Cup in Prag gewonnen. Das Ergebnis gegen das Team World lautete 15: 9. Für die Europäer standen auch der Deutsche Alexander Zverev und der Österreicher Dominic Thiem auf dem Court.

Der 24-jährige Dominic Thiem ist Österreichs Top-Spieler und gegenwärtig die Nummer sieben der Weltrangliste. Am Freitag gewann er in Prag sein Einzelspiel gegen den US-Amerikaner John Isner im Super-Tiebreak mit 10:7. Zuvor hatten beide Gegner je einen Satz für sich entschieden. Danach sagte Thiem im Interview für Radio Prag:

Björn Borg und Dominic Thiem  (Foto: ČTK)
Dominic, Du hast bisher eine fantastische Saison gespielt. Wie würdest Du die Saison einschätzen? Gibt es da einen Schlüsselmoment, der Dich besonders gepusht hat?

„Es war wirklich eine solide Saison bis jetzt. Auf dem Sandplatz lief es sehr, sehr gut, und das Spiel auf Rasen war auch in Ordnung. In Amerika wäre natürlich mehr drin gewesen, da habe ich sehr viele Matches bitter verloren. Insgesamt bin ich aber zufrieden. Mein Ziel ist es, die Saison auch gut zu beenden. Nicht so wie in den letzten Jahren.“

Nun bist Du hier in Prag, Deine guten Leistungen haben Dich hierher gebracht. Was gibt Dir das, wenn Du unter solchen Stars bist wie Björn Borg, der ja auch dein Kapitän ist, oder John McEnroe? Rafael Nadal und Roger Federer sind ja auch da. Kann man sich von denen auch etwas abschauen, oder ist auch eines deiner Vorbilder darunter?

„Es ist eine einmalige Erfahrung hier, man lernt die Stars nämlich nicht nur auf dem Platz kennen, sondern auch privat.“

„Von Federer und Nadal kann man sich immer was abschauen, es sind ja die zwei besten Tennisspieler derzeit. Und zwei andere beste Tennisspieler aller Zeiten sitzen als Kapitäne auf der Bank. Es ist eine unfassbare Ehre für mich, für den Cup nominiert worden zu sein. Ich habe mich auch riesig auf das Match gefreut. Und dass ich dann gewonnen habe, hat die Sache noch besser gemacht. Es ist eine einmalige Erfahrung hier, man lernt die Stars nämlich nicht nur auf dem Platz kennen, sondern auch privat. Es ist einfach eine tolle Erfahrung nach der anderen.“

John Isner  (Foto: ČTK)
Die haben Dir ja auch Tipps gegeben zwischendurch und sind zu Dir an die Bank gekommen. Haben sie Dir irgendetwas Wichtiges gesagt?

„Sie haben mich natürlich gepusht und mir ein paar Tipps gegeben, die ich natürlich nicht verrate. Sie haben auch angesprochen, dass es immer schwierig gegen Isner ist, da bekommt man nicht viele Chancen. Sie haben angesprochen, dass ich immer dabei bleiben soll, und das ist dann zum Glück auch gut aufgegangen.“

Die Chancen hattest Du ja da immer nur über die zweiten Aufschläge. Es ist nicht einfach, gegen dieses Aufschlag-Monster Isner zu gewinnen. Wo war denn Dein Schlüssel zum Erfolg?

Dominic Thiem  (Foto: ČTK)
„Ich hatte auf jeden Fall im Tie-Break einige gute Returns und das auch bei den ersten Aufschlägen. Das waren dann auch die Schlüsselmomente. Gegen Isner gibt es nie viele Chancen, den breakt man nie oft. Da bin ich froh, dass ich das in den Tie-Breaks zweimal gut gemacht habe.“

Mittelfristig wird mit Dir und Alexander Zverev die neue Generation nach vorne kommen. Ist es für Dich mittelfristig ein Ziel, um die Nummer eins zu spielen?

„Die Nummer eins ist sehr schwer zu erreichen und sehr weit entfernt. Ich bin aber stolz, Teil der neuen Generation zu sein, die um die Spitze kämpfen wird.“

Thomas Muster  (Foto: KTC,  CC BY-SA 3.0)
Zum Schluss: Wie wirst Du denn in Österreich wahrgenommen? Da ist ja der Skisport ganz populär, und Tennis steht ein bisschen im Hintergrund. Wirst Du schon in die Rolle eines neuen Thomas Muster gedrängt, oder siehst Du Dich ganz woanders?

„Zum Glück fährt man auch bei uns im Sommer nicht Ski, und ich habe noch genug Zeit, mich zu präsentieren. Aber Muster ist Muster und ich bin Thiem, ich hänge da noch schwer hinterher bei den Erfolgen. Er hat seinerzeit ein Grand-Slam-Turnier gewonnen – und ich war und bin noch weit davon entfernt. Mit Muster will ich mich also gar nicht vergleichen. Er ist immerhin das Idol einer ganzen Generation, und davon bin ich noch weit entfernt.“


Legenden hautnah

Alexander Zverev  (Foto: ČTK)
Auch Alexander Zverev war für das Team Europa erfolgreich. Der Vierte der Weltrangliste bezwang in seinem Einzel den Kanadier Denis Shapovalov mit 7:6 und 7:6. Auf der anschließenden Pressekonferenz sagte er unter anderem:

„Es ist unglaublich, hier zu spielen. Es ist eine Riesen-Arena, und bei jedem Match waren die Ränge voll besetzt. Dass die Sätze mit 7:6 ausgegangen sind, kommt daher, dass jeder gewinnen will. Es zeigt, dass wir alle voll dabei sind. Und es beantwortet die Frage, ob es ein echtes Turnier ist oder ein Show-Event. Wir sehen es als ein richtiges Turnier.“

Dazu kommt auch für Alexander Zverev, neben Stars wie Roger Federer und Rafael Nadal anzutreten und ihnen näher zu kommen:

Rafael Nadal und Roger Federer  (Foto: ČTK)
„Sie haben auch über ihre Kindheit erzählt. Ich habe zum Beispiel erfahren, dass sowohl Roger als auch Rafael beidhändig Rück- und Vorhand gespielt haben, als sie klein waren. Das habe ich zuvor nicht gewusst. Ich habe wiederum Roger bei der Opening Night erzählt, dass ich ihn zum ersten Mal kennengelernt habe, als ich fünf Jahre alt war. Das wusste wahrscheinlich er wiederum nicht. Roger und Rafael machen hier viele Sachen zusammen, was man bei normalen Turnieren nicht sieht, weil sie ja gegeneinander gewinnen wollen. Hier aber helfen sie sich gegenseitig, trainieren miteinander. Das ist bis jetzt eine Wahnsinns-Atmosphäre gewesen.“

Danach stellte sich Zverev den Fragen deutscher Journalisten einschließlich Radio Prag. Zunächst reagierte er auf das Lob von Tennis-Legende Rod Laver, der in dem jungen Hamburger bereits die künftige Nummer eins sieht:

Alexander Zverev  (Foto: ČTK)
„Es ist schön, von solchen Legenden und Spielern zu hören, dass ich in der Zukunft mal ganz oben stehen kann. Ich bin 20 Jahre alt und jetzt die Nummer vier der Welt. Es ist also nicht mehr weit bis ganz oben. Natürlich müssen sich bei mir noch viele Sachen verbessern. Ich muss also genauso hart weiterarbeiten wie bisher, und dann kann ich hoffentlich eines Tages auch ganz oben stehen.“

Was sind Deine Eindrücke vom Laver Cup? Hat es sich gelohnt, nach Prag zu kommen?

„Ja, sehr. Es ist ein unglaublicher Event. Bei jedem Match ist das Stadion voll, und die Atmosphäre ist Wahnsinn. Wie ich schon gesagt habe: Einfach nur mit diesen Spielern zusammen zu sein, ist ein Highlight.“

Rafael Nadal und Roger Federer sind eigentlich Deine Gegner, und sie lassen sich sonst nicht in die Karten gucken. Wird jetzt auch aus dem Nähkästchen geplaudert?

„Es ist ein unglaublicher Event. Bei jedem Match ist das Stadion voll, und die Atmosphäre ist Wahnsinn.“

„Sie werden mir sicher nicht sagen, wie ich gegen sie gewinnen kann. Aber es sind gute Typen, wir haben sehr viel Spaß miteinander in der Gruppe.“

Kann man sich vielleicht von ihrer Herangehensweise an ein Match etwas abschauen?

„Das sieht man auch bei anderen Turnieren, wie ernst sie alles nehmen, auch beim Training. Vor zwei Tagen habe ich ein unglaubliches Training zusammen mit Rafael gehabt. Es sind solche Sachen eben.“

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