Testpflicht in Firmen: Kosten steigen, Krankschreibungssystem aber vereinfacht

Seit Montag müssen die Firmen in Tschechien jeden anwesenden Mitarbeiter auf das Coronavirus testen – unabhängig vom Impfstatus. Damit will man die Omikron-Variante in den Griff bekommen.

Foto: Petr Skřivánek,  ČTK

Am Montagmorgen hieß es für alle Angestellten in Tschechien: auf Arbeit nur mit einem negativen Corona-Test. So auch beim Maschinenhersteller Frenos im mährischen Olomouc / Olmütz. Petr Vaculík ist Geschäftsführer der Firma:

„Wir sind ein Fertigungsbetrieb und können uns nicht erlauben, die Produktion anzuhalten. Deswegen haben wir versucht, möglichen Problemen vorzugreifen. So erhalten alle Angestellten am Freitag nach der Arbeitszeit einen Selbsttest. Mit diesem können sie sich bereits am Sonntagabend testen. Die zweite Testreihe findet dann zur Wochenmitte statt, das heißt am Mittwoch.“

Foto: Josef Vostárek,  ČTK

Zuvor mussten die Unternehmen in Tschechien aber auch schon regelmäßig auf Corona testen – und zwar ihre ungeimpften Beschäftigten. Nun betrifft die Pflicht zumindest für zwei bis drei Wochen selbst geboosterte Angestellte. Das erfordere eine Umstellung, sagt der Direktor des Autozulieferers Witte Nejdek im Erzgebirge, Tomáš Michal.

„Im Rahmen der Testpflicht haben wir nun eine grundlegende Änderung eingeführt. Und zwar müssen sich alle Angestellten selbst testen. Andernfalls würden die Kosten enorm nach oben gehen, da jetzt ja alle Beschäftigten ohne Rücksicht auf den Impfstatus von der Pflicht betroffen sind“, so Michal.

Ausgenommen sind nur jene, die im Homeoffice arbeiten.

Foto: Petr Skřivánek,  ČTK

Tschechien hat seine Erfahrungen mit der allgemeinen Testpflicht in Firmen bereits von März bis Mai vergangenen Jahres gemacht. Damals musste man einmal pro Woche auf Corona überprüft werden, jetzt sind zwei Male verlangt. Denn Omikron gilt als infektiöser als die vorherigen Varianten. Allerdings klingt die Ansteckungsgefahr auch schneller wieder ab.

Deswegen erfolgt nach einem positiven Schnelltest auch nicht unbedingt ein PCR-Test. Spürt man keine Symptome, reichen einfach fünf Tage Selbstisolation. Die Firmen melden die positiven Selbsttests über ein Online-System an das Institut für Gesundheitsinformationen und Statistik. In dem System können die Arbeitgeber – nach Absprache mit dem Beschäftigten – auch eine eventuelle Krankschreibung regeln.

Vlastimil Válek | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

„Die Krankschreibung erhält der Angestellte dann per SMS. Sollten sich irgendwelche Symptome bei dem positiv Getesteten zeigen, erhält er ebenfalls per SMS den Antrag für einen kostenlosen PCR-Test, sodass er nicht seinen Hausarzt einschalten muss“, erläutert Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09).

Die Omikron-Welle rollt in Tschechien bereits an. In den vergangenen Tagen sind die Corona-Zahlen hierzulande deutlich nach oben gegangen. Am Sonntag wurden über 7200 Neuansteckungen bekannt. So hoch lagen die Zahlen am abschließenden Tag der Woche zuletzt Ende November.

Ilona Mauritzová | Foto: Lukáš Milota,  Tschechischer Rundfunk

Wie in anderen Ländern auch befürchtet man in Tschechien, dass Omikron die Wirtschaft teilweise lahmlegen könnte. Deswegen hat die Regierung am Freitag eine sogenannte Arbeitsquarantäne für Berufe in der kritischen Infrastruktur beschlossen. Letztlich gilt sie aber nur für Beschäftigte im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich. Das bedeutet, dass diese selbst bei einem positiven Schnelltest zur Arbeit gehen, falls sie keine Symptome entwickeln. Dafür müssen sie sich jedoch von den restlichen Mitarbeitern absondern. Ilona Mauritzová (Bürgerdemokraten) ist Hauptfrau des Kreise Plzeň / Pilsen. Sie empfiehlt, die Arbeitsquarantäne noch auf weitere Berufsgruppen auszudehnen und nennt ein dringliches Beispiel:

„Unsere Krisenpläne regeln jetzt im Winter etwa auch den Räumdienst und die Aufteilung der Fahrer. Das gehört zu den systemrelevanten Maßnahmen.“

Autoren: Till Janzer , Jana Opočenská , Monika Červená
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