Teures Prag, Ihr 68 und Weihnachten im August
Schon wieder sind zwei Wochen vergangen. Zeit also, dass Sie, unsere Hörer, wieder zu Wort kommen: im Hörerforum.
„Wünschenswert fände ich, wenn man die Sendezeit bis 30 Minuten aufstocken würde, um Lieder von unbekannten Künstlern zu spielen. Oder auch von solchen, die gerade in Tschechien erfolgreich sind.“
Eine volle halbe Stunde können wir leider nicht senden. Auf unserer Frequenz müssen wir täglich drei Minuten für das Verlesen der Frequenzen reservieren, auf denen Sie unser Programm empfangen können. Auch das ist wichtig, wie viele von Ihnen wissen, die sich so viel Mühe geben uns regelmäßig Empfangsberichte zu senden. Herzlichen Dank dafür! Diesmal kamen Berichte zum Beispiel von Robert Bohr aus Trier, Gottfried Egger aus seinem neuen Domizil in Schönau am Königssee und Ulrich Wicke aus Felsberg. Aus Ravensburg schickte uns auch Benedikt Zimmermann seinen Bericht. Er ist zwölf Jahre alt und erzählt, dass er seit etwa zweieinhalb Jahren sehr aktiver Kurzwellenhörer ist. Besonders gefreut haben uns aber folgende seiner Worte:„Ich höre Ihr informatives und toll gemachtes Programm oft. Ich finde es toll, dass man das Deutsch Ihrer Sprecher im Gegensatz zu anderen Sendern sehr gut versteht.“
Aus Ihren Zuschriften entnehmen wir, dass Ihnen unser Programm – trotz der begrenzten Zeit – in der Hauptsache gefällt. Das freut uns natürlich. Genauso froh sind wir, dass Ihnen die kleinen Geschenke gefallen, die Sie für Ihre Empfangsberichte von uns bekommen. Wie Michael Geissler aus Schwaig, der einen Wink mit dem Zaunpfahl vermutet:
„Über die kleinen Geschenke freue ich mich jedes Mal sehr. War der Stadtplan von Prag im letzten Brief eine Einladung oder eine Aufforderung wieder einmal die tschechische Hauptstadt zu besuchen? Zum ersten Mal war ich in Prag Mitte der achtziger Jahre als Schüler. Ich war damals schon begeistert von Ihrer schönen Stadt! Dass die Tourismus-Branche in Prag immer größere Einbußen zu verzeichnen hat, wie Gerald Schubert im Schauplatz berichtete, wundert mich aber nicht. Prag wird einfach für normale Touristen zu teuer. Trotzdem hoffe ich in absehbarer Zeit wieder einmal nach Prag zu kommen. Ein Besuch bei Ihnen steht auf jeden Fall auf dem Programm.“
Wir werden hier sein und Sie erwarten, Herr Geissler! Vielleicht inspiriert Sie ja der Bericht von Achim Kissel aus Duisburg, der uns hier in der Redaktion besucht hat. Er schwelgt in seinem Brief in jungen und alten Erinnerungen.
„In Prag war ich zum ersten Mal vor 32 Jahren. Inzwischen ist die Stadt durch die vielen restaurierten Gebäude noch schöner geworden. Die Gastronomie lässt keine Wünsche offen. Dem kritischen Blick auf diesen Bereich in einem Ihrer letzten Radiofeuilletons kann ich mich nicht anschließen.“
Tschechien gedenkt dieser Tage an die Niederschlagung des Prager Frühlings vor 40 Jahren. Wir widmen den Ereignissen von 1968 derzeit eine Sondersendereihe. Auch Sie haben uns von Ihren persönlichen Gefühlen, Erinnerungen und Beziehungen zu diesem traurigen Jubiläum berichtet. Besonders interessant war dabei diesmal der Brief von Horst Cersovsky aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Seine Kontaktaufnahme mit unserem Sender war damals – trotz seines noch jungen Alters von zwölf Jahren – auch für die Staatssicherheit der DDR interessant.
„Ich erinnere mich noch gut an die Offenheit und die Pressefreiheit während unseres Urlaubs in Nordböhmen im Juli 1968. Die Berichterstattung von Radio Prag rund um den 21. August 1968 haben wir in der Familie gemeinsam verfolgt. Sie hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich freue mich, Tondokumente aus dieser Zeit wieder hören zu können. Die Stasi ließ die Kontaktaufnahme zu Radio Prag in jener Zeit genau erfassen. Dies konnte ich bei der Einsichtnahme in meiner persönlichen Akte nachlesen. Ich lege meinem Brief ein kleines Zeitdokument hierzu bei. Es ist die Kopie eines Fernschreibens zwischen Dienststellen der Staatssicherheit vom Frühjahr 1971.“
In diesem Schreiben heißt es unter anderem: „Entsprechend einer Weisung des Stellvertreters des Ministers, Genossin Generalin, ist eine Analyse über diesen Personenkreis zu erarbeiten.“ Von lang gedienten Mitarbeitern aus der Zeit nach dem Prager Frühling haben wir erfahren, dass bei Radio Prag in der Tat besonders die Hörerpost aus der ehemaligen DDR beschlagnahmt und zur Auswertung an die dortige Staatssicherheit übermittelt wurde. Ein trauriger Vorgang, durch den damals vermutlich auch die Briefe von Herrn Cersovsky in die Fänge der Stasi gelangten. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, war damals auch Engelbert Borkner aus Hildesheim erschüttert, als die ersten Meldungen über den Einmarsch zu ihm durchdrangen.
„Der Prager Frühling war auch für uns im Westen eine aufregende Zeit. Wir fieberten alle mit und hofften, dass das Experiment von Alexander Dubček gelingt. Als Mitarbeiter einer Tageszeitung hatte ich vom 20. auf den 21. August 1968 Nachtdienst. Plötzlich kamen die ersten Meldungen vom Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei. Wir dachten erst an eine Falschmeldung. Als dann aber auch im Rundfunk darüber berichtet wurde, fiel für uns das Kartenhaus der Hoffnung zusammen.“
Bis zum Ende dieser Woche werden wir unsere 68er Serie fortsetzen, und dabei das damalige Geschehen von verschiedenen Perspektiven beleuchten.
Zum Abschluss des heutigen Hörerforums aber noch eine Einsendung, die uns sehr amüsiert hat. Aus der Schweiz erreichte uns ein Vorbote der kalten Jahreszeit. Von Beat Thomi aus Basel haben wir eine Karte mit den Wünschen „Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr“ bekommen. Ob es sich dabei um verfrühte oder verspätete Wünsche handelt, war nicht mehr nachzuprüfen. Wir sagen jedenfalls „Danke gleichfalls!“ In knapp vier Monaten werden wir das aber noch einmal wiederholen.
Bis zum nächsten Hörerforum müssen Sie aber nur zwei Wochen warten. Für heute sind wir am Ende angelangt. Über Ihre Post freuen wir uns auch weiterhin. Sie können sie schicken an Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder auf elektronischem Weg an die Email-Adresse [email protected]. Bis zum nächsten Mal!