Theologe Friedhelm Mennekes stellt sein Buch in Prag vor

Friedhelm Mennekes (Foto: Petr Neubert)

Der deutsche Theologe und Soziologe Friedhelm Mennekes nimmt seit den 1970er Jahren aktiv am Dialog der Kirche mit der Gegenwartskunst teil. Die „Kunststation Sankt Peter“, die er in Köln gegründet hat, ist als Ort für diesen Dialog inzwischen international bekannt geworden. Unter dem Titel „Begeisterung und Zweifel“ erschien vor kurzem eine Auswahl aus den Texten von Friedhelm Mennekes in tschechischer Übersetzung. Vorige Woche stellte Professor Mennekes das Buch im Prager Dominikanerkloster vor.

Friedhelm Mennekes  (Foto: Petr Neubert)
Professor Mennekes, Sie haben in Ihrem Vortrag geschildert, wie die während des Kriegs zerstörte Kölner Kirche Sankt Peter in Stand gesetzt und neu gestaltet wurde. Ist es einfacher, einen solchen leeren Sakralbau neu zu gestalten als eine Barockkirche, die voll von Gemälden ist?

„Zunächst würde ich sagen: Ja, es ist einfacher. Aber es ist nicht ohne Reiz, in eine Kirche etwa des Barock, wenn sie wirklich gut gepflegt ist, ein Zeichen zu setzen. Ich glaube, dass der Umgang mit Barock sehr dekadent ist, aber nicht das Barock selbst. Denn das Barock hat sehr viel Theatralik, es zeigt sehr viele Farben und es hat eine Energie. Eine wirkliche Barockkirche auf dem Dorf oder in einer kleinen Ecke hat einen Reiz, der kaum zu wiederholen ist. Man muss dem dienen und müsste alles, was nicht barock ist, entfernen. Denn in einer Kirche sollte man keinen Mischmasch machen, sonst blockieren sich die verschiedenen Stile gegenseitig.“

Foto: Triáda Verlag
Hängt die Art der Gestaltung des Sakralraums von der Gemeinde oder dem Pfarrer ab? Es gibt Mutige und weniger Mutige…

„Ja, aber es gibt doch mutige und weniger mutige Gemeinden und es gibt mutige Gemeinden und kleinmütige Priester. Das kann man nicht gegeneinander ausspielen. Aber ich weiß, dass uns in der Frage der Kunst die Kompetenz der Diskussion und des Gesprächs abhanden gekommen ist. Normalerweise sage ich: Kunst ist nicht, was allen sofort gefällt. Kunst ist eine Energie, die eine Chance braucht. Und vielleicht nach der Chance stellt sich heraus: Sie kann es nicht. Aber meistens stellt sich heraus: Wenn man der Form der Kunst eine Chance gibt, dann strahlt sie wie ein plötzliches Sonnenlicht. Daher ist es sehr wichtig, dass man nicht immer Glaubensfragen daraus macht und schon gar nicht die Kunst dogmatisch angeht. Alles Kreative ist spielerisch. Und wenn man es so hält, glaube ich, dann sind wir so reich, wie wir es eigentlich sind. Welche Gemeinschaft besitzt so viel Kunst wie die christliche Kirche? Damit muss man nur umgehen können.“

Foto: Archiv Radio Prag
Kann sein, dass es hierzulande nicht um den Mut zum Umgang mit der Kunst geht. Sind die Gläubigen manchmal nicht zu faul, sich darüber Gedanken überhaupt zu machen? Denn ein Stereotyp ist immer einfacher.

„Sie haben mir jetzt die schöne Arbeit abgenommen, einen ähnlichen Begriff wie ´faul´ und ´unbeweglich´ einzuspielen. Ich glaube, dass das Entscheidende am christlichen Glauben von Jesus ausgeht. Das heißt Mut, Inspiration, Gott allein und vor allem halte sich nie an irgendwelchen Dingen festzuhalten, die man als unbeweglich entgegengenommen hat. Es gibt einen großen Künstler, der auf die Frage, was Christus ist, sagte: Er ist der Beweger. Deswegen ist das wichtigste Zeichen und Zeugnis für Christus nicht ein Kreuz, ein Altar, eine Kirche, sondern eine Bewegung. Im Geist sollte man vertrauen auf Bewegung, Veränderung, Wagemut, Gerechtigkeit und alles das, was uns die Tugenden vorgeben. Wage dein Leben und wage den Glauben und hab keine Angst, dass du fällst!“