Tod bei Inspektionsfahrt: Vier tschechische Soldaten sterben in Afghanistan

Foto: ČTK

Am Dienstag in den frühen Morgenstunden erreichte die Nachricht Tschechien: Vier Soldaten des Landes sind bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan ums Leben gekommen. Die Soldaten gehörten zur internationalen Schutztruppe Isaf. Die Bombe tötete zudem zwölf Afghanen. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban.

Foto: ČTK
Die vier tschechischen Soldaten waren am Dienstagmorgen zu einem Krankenhaus in der ostafghanischen Provinz Parwan gefahren, das sie inspizieren sollten. Der Selbstmordattentäter soll auf einem Fahrrad dorthin gekommen sein, bevor er den Sprengstoff zündete. So schilderte jedenfalls ein Sprecher der Provinzregierung gegenüber der Presseagentur dpa den Tathergang. Bei der Explosion kamen 16 Menschen ums Leben, davon zehn Zivilisten, zwei Polizisten und die vier tschechischen Soldaten. Die Sprecherin des tschechischen Generalstabes der Armee, Jana Růžičková, sagte am Dienstagvormittag:

Foto: ČTK
„Ich muss leider bestätigen, dass es heute in den frühen Morgenstunden bei einer Patrouille nahe dem Stützpunkt Bagram in der Provinz Parwan zur Explosion eines selbstgebauten Sprengsatzes gekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt führte die Patrouille Routinetätigkeiten am vorgesehenen Ort durch. Durch die Detonation erlitten vier tschechische Soldaten im Alter von 28 bis 39 Jahren tödliche Verletzungen und ein weiterer wurde schwer verletzt. Bis dahin waren seit Beginn der Auslandsmission fünf tschechische Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen.“

František Šulc  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
Derzeit sind immer noch über 270 tschechische Soldaten in Afghanistan, davon 150 im Distrikt Bagram. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erläuterte der Sicherheitsexperte František Šulc:

„Die tschechischen Soldaten beschützen seit vergangenem Jahr vorrangig den Stützpunkt der Amerikaner in Bagram. Das heißt, dass sie regelmäßig bis auf 15 Kilometer Entfernung vom Stützpunkt Kontrollfahrten unternehmen und für Sicherheit sorgen. Sie müssen relativ häufig Angriffe abwehren, aber bisher waren es meist Angriffe mit Kleinkaliberwaffen.“

Bei den bisherigen fünf getöteten tschechischen Soldaten hatte es sich um jeweils einzelne tragische Fälle gehandelt. Der gezielte Selbstmordanschlag ist ein Novum. Laut dpa könnte er mit einer großangelegten Offensive von Sicherheitskräften in acht Provinzen im Südosten Afghanistans zusammenhängen. Diese Offensive war am Montag gestartet worden, und dabei waren 51 Aufständische getötet und weitere 38 verletzt worden.

Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
In Tschechien wurde der Tod der Soldaten mit Trauer aufgenommen. Der Staatspräsident und der Regierungschef drückten den Angehörigen ihr Beileid aus. Premier Bohuslav Sobotka:

„Ich möchte auch die Heldenhaftigkeit der Soldaten herausstreichen, die bei der Erfüllung der Auslandsmission ums Leben gekommen sind. Sie sind bei der Verteidigung der Prinzipien von Freiheit und Demokratie gestorben, und ich verbeuge mich tief im Andenken an diese neuzeitlichen tschechischen Helden.“

Foto: ČTK
Tschechische Soldaten sind bereits seit 2002 in Afghanistan eingesetzt, zuerst mit einem Feldlazarett, dann an der Seite der amerikanischen Truppen im Kampf gegen die Taliban und seit 2008 auch im Rahmen von Aufbauteams.