Tomas Spidlik zum Kardinal in Rom ernannt
Im Vatikan wurden am Dienstag neue Kardinäle ins Amt eingeführt. Darunter auch der tschechische Würdenträger Tomas Spidlik. Dagmar Keberlova informiert Sie über weitere Einzelheiten.
"Für mich kann es nicht mehr viel bedeuten. Aber ich danke dafür, dass damit meine Arbeit und deren Ausrichtung gewürdigt wurden. Außerdem ist es eine Auszeichnung für das tschechische Volk, nämlich in die Geschichte getreten zu sein."
Was die Wahl von Tomas Spidlik zum Kardinal bedeutet, fragten wir den Theologen Pavel Ambros von der Theologischen Universität in Olomouc:
"In erster Linie ist es die Auszeichnung des Papstes für Tomas Spidlik selbst, einen Menschen, der ökumenisch sehr offen ist und sehr viel für die ökumenischen Beziehungen zum christlichen Osten getan hat. Zweitens ist es eine Auszeichnung für das tschechische katholische Exil, das bei uns nicht so geschätzt wird wie im Ausland. Drittens hat es auch eine Bedeutung als Auszeichnung der tschechischen katholischen Kirche und viertens der theologischen Fähigkeiten von Tomas Spidlik, also der besonderen Fähigkeit, der heutigen modernen Welt die christlichen Wahrheiten zu kommunizieren."
Pater Spidlik lebt schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr in seiner alten Heimat. Bereits nach der Erlangung seines Doktorats im Jahre 1954 wurde ihm von den Kommunisten die Rückkehr nicht gestattet. So blieb er damals in Rom und begann, am Ostpapstinstitut zu arbeiten. Er widmet sich der wissenschaftlichen Tätigkeit und hält in vielen Ländern Vorträge und Vorlesungen. Trotz seiner Ausgrenzung blieb er seiner Heimat eng verbunden und nach dem Fall der kommunistischen Diktatur ist er regelmäßig auch wieder in Böhmen und Mähren aktiv. Tomas Spidlik ist der Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Studien und hat einige Dutzend von Büchern geschrieben. Seit 1991 lebt und arbeitet er im Zentrum Ezio Aletti beim Ostpapstinstitut, wo er seine wissenschaftliche Arbeit fortgesetzt hat und wo er gemeinsam mit seinen Schülern versucht, den westlichen und östlichen Teil Europas einander näher zu bringen.