Konklave: Tschechische Katholiken sind für Papst des Dialogs

Sixtinische Kapelle in Rom (Foto: CTK)

Hinter verschlossenen Türen und von der ganzen Welt mit Spannung erwartet hat am Montag in Rom die Wahl eines Nachfolgers für Papst Johannes Paul II. begonnen. In Tschechien erwartet man in diesem Zusammenhang keine großen Überraschungen. Silja Schultheis berichtet.

Am Beginn der Papstwahl steht ein Tscheche: Für die geistliche Eröffnungsrede im Konklave haben die Kardinäle den tschechischen Kardinal Tomas Spidlik ausgewählt, der seit 1951 im Vatikan lebt. Er nimmt selber nicht an der Wahl teil, doch seine Rolle in diesen Stunden ist wohl kaum zu überschätzen, meint Martin Horalek von der Tschechischen Bischofskonferenz:

"Wenn Kardinal Spidlik als derjenige auserwählt wurde, der vor der Papstwahl als letztes zu den Kardinälen spricht, dann ist das natürlich eine riesengroße Ehre und auch eine enorme Reklame für die ganze Tschechische Republik in der Welt."

Was die Person des Nachfolgers von Johannes Paul II. anbelangt, ist man sich in Tschechien einig: Überraschungen seien hier nicht zu erwarten. Es wird dies ein Vertreter des gemäßigten Flügels sein, ein Mensch des Kompromisses. Kardinal Spidlik stellvertretend für viele andere katholische Geistige Tschechiens:

Sixtinische Kapelle in Rom  (Foto: CTK)
"Wir brauchen heute niemanden, der neue Ideen bringt. Sondern wir brauchen wirklich einen Menschen des Dialoges, jemanden, der nicht verschlossen, sondern fähig ist, persönlichen Kontakt zu knüpfen."

Als tschechischer Vertreter nimmt der Prager Erzbischof, Kardinal Miroslav Vlk am Konklave teil. Am Sonntag hatte er die tschechischen Katholiken in einem Hirtenbrief dazu aufgerufen, sich den weltweiten Gebeten für eine glückliche Papstwahl anzuschließen und somit Mitverantwortung für die Zukunft der Kirche zu übernehmen. Der neue Papst sollte Vlk zu folge das Werk von Johannes Paul II. fortsetzen:

Der tschechische Kardinal Tomas Spidlik  (Foto: Martina Schneibergova)
"damit im dritten Jahrtausend das fortgesetzt und weiterentwickelt wird, was Johannes Paul II. an dessen Beginn festgesetzt hat."

Das enorme Medieninteresse und die Spekulationen über den Nachfolger von Johannes Paul II. kommentierte Vlk gegenüber dem Tschechischen Rundfunk mit unüberhörbarer Ironie:

"Journalisten haben ihre journalistische Freiheit, zu denken und zu sagen, was sie für angemessen halten. Diese Freiheit möchte ich ihnen nicht streitig machen. Die Überlegungen, wer der nächste Papst wird, das sind solche Wellen, die entstehen, wenn jemand durch irgendetwas öffentlich bekannt wird. Dann gilt er als Favorit, und danach ist es wieder jemand anderes..."