Am Tag des böhmischen Landespatrons, des heiligen Wenzel, wurde an vielen Orten Tschechiens bei verschiedenen Veranstaltungen nicht nur rein kirchlicher Art an den zweifelsohne populärsten Heiligen Böhmens erinnert. In Stara Boleslav / Altbunzlau, wo der Fürst Wenzel 929 ermordet worden war, fand die bereits traditionelle so genannte "Nationale Wallfahrt" statt. Unter den ca. 3.000 Teilnehmern, die sich bei dem Festgottesdienst auf dem Marktplatz versammelt haben, war auch Premierminister Mirek Topolanek. Am Rande der Wallfahrt traf Topolanek mit Kardinal Miloslav Vlk zusammen, um unter anderem über den immer noch fehlenden Vertrag zwischen Tschechien und dem Vatikan zu sprechen. Kardinal Vlk sagte nach dem Gespräch gegenüber Radio Prag:
Stara Boleslav / Altbunzlau (Foto: Autorin)
"Jede nationale Wallfahrt zum heiligen Wenzel hatte immer ein Thema. Dieses Jahr lautete das Thema: Der heilige Wenzel als Politiker. Auch aus dem Grund ist der neue Premierminister Mirek Topolanek gekommen. Bei dieser Gelegenheit haben wir über Probleme gesprochen, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in der demokratischen Gesellschaft Jahre lang nicht gelöst worden sind. Wir haben über das so genannte ´Kirchengesetz´, über die Beziehung Kirche - Staat gesprochen. Das bereits zum zweiten Mal novellierte Gesetz wird jetzt vom Verfassungsgericht beurteilt. Der Premier versteht Probleme, die wir mit diesem Gesetz haben, und er ist bereit sie zu lösen. Dann sprachen wir über den fehlenden Vertrag zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan. Diese Frage wird von Politikern sowie von Journalisten sehr populistisch behandelt. Es wird behauptet, es sei ein Privileg für die katholische Kirche. Diese Behauptung ist Unsinn. Es geht um Folgendes: Früher lagen diese internationalen Verträge in der Kompetenz des Außenministeriums. Als Vaclav Klaus zum Präsidenten gewählt worden ist, hat er diese Angelegenheit in seine Hände übernommen.
Der heilige Wenzel (Foto: Autorin)
Es ist unklar, ob es eine Angelegenheit der Regierung oder des Staatspräsidenten ist. Man muss diese Frage zuerst innerhalb der Regierung und der Gesellschaft klären. Ich habe dem Premierminister gesagt, dass alle postkommunistischen Staaten die Frage des Vertrags mit dem Vatikan entweder gelöst haben oder sie zu lösen angefangen haben. Es ist eine Schande, dass unser Staat, der sich demokratisch nennt, diese Frage überhaupt noch nicht gelöst hat. Ich bin davon überzeugt, dass der Premier dieses Problem versteht und dass er den guten Willen hat, sich damit zu beschäftigen."
Miloslav Vlk
Die tschechischen Medien haben vor kurzem gemeldet, dass Papst Benedikt XVI. für das kommende Jahr einen Besuch in Tschechien plant. Kardinal Vlk, der in dieser Woche von einer Vatikan-Reise zurückgekommen ist, dazu:
"Wir haben über einen Besuch bereits im November 2005 gesprochen, als wir als Bischöfe der Tschechischen Bischofskonferenz zum so genannten ´ad limina´- Besuch beim Papst waren. Er hat damals sofort zugestimmt. Zuerst hat man gedacht, dass er vielleicht aus Bayern zu Besuch nach Tschechien kommen könnte. Aber das Programm des Papstes in Bayern war sehr umfangreich, und es war nicht möglich, es noch mit einem Prag-Besuch zu verbinden. Er sagte dann, dass sein Besuch in Prag im Zusammenhang mit dem geplanten Österreich-Besuch verwirklicht werden könnte. Als ich im Mai dieses Jahres in Polen war, hat der Papst dort wieder daran erinnert. Jetzt wiederholte er es, als ich in Rom war. Der geplante Besuch ist also festgelegt worden. Ich muss jetzt noch eine offizielle Einladung schreiben, und dann muss man konkrete Details lösen."