St.-Wenzel-Wallfahrt: Landespatron vereint Pilger, Priester und Präsident
Der 28. September, der St. Wenzeltag, wird seit dem Jahr 2000 in Tschechien als Staatsfeiertag begangen. An den populärsten Landespatron Böhmens, den heiligen Wenzel, wurde daher am Mittwoch wieder an vielen Orten Tschechiens erinnert. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die nationale St.-Wenzel-Wallfahrt in der mittelböhmischen Stadt Stará Boleslav / Altbunzlau.
Nach der fast zweistündigen Festmesse wurde die St.-Wenzel-Wallfahrt mit Führungen durch die Wenzelsbasilika, Gebeten und Konzerten fortgesetzt. Unter den Pilgern, deren Zahl auf 5.000 Menschen geschätzt wurde, waren auch Gruppen von Jugendlichen, die zu Fuß nach Stará Boleslav gepilgert sind:
„Wir sind eine Gruppe von etwa 25 Leuten aus dem Prager Stadtteil Vinohrady und sind mit unserem Pfarrer zu Fuß gegangen. Ich halte den heiligen Wenzel auch heutzutage für inspirierend“, schilderte Magdalena, die ein T-Shirt mit der Überschrift die „Prager Pilgerfahrt“ trug. Unter den versammelten Gläubigen erweckten die bunten mährischen Volkstrachten einiger Pilger besondere Aufmerksamkeit. Eine der Frauen in der Volkstracht erzählte in Mundart, dass sie per Bus mit einer Gruppe aus Suchá Loz aus der Region von Uherské Hradiště gekommen sei:
„Es ist sehr schön hier, für uns war es wirklich ein großes Erlebnis. Jetzt ziehen wir uns schnell um. Unser Pfarrer wird uns die hiesigen Kirchen zeigen.“Erzbischof Duka zeigte sich gegenüber Radio Prag mit der Wallfahrt sehr zufrieden. Zur Bedeutung des heiligen Wenzel sagte er:
„Wenzeslaus war nicht nur der Landespatron der hiesigen Bewohner, die tschechisch sprachen, sondern auch der deutschsprachigen Landsleute. Und man kann mit Franz Kafka sagen, dass er auch ein Patron des jüdischen Volkes war.“
Am Vorabend des St. Wenzeltags hat sich die Regierung über die Hauptzüge einer Regelung zur Rückgabe des Kircheneigentums geeinigt, das in der Zeit des Kommunismus beschlagnahmt wurde. Der Kompromiss sieht vor, dass der Staat im Laufe von dreißig Jahren insgesamt 59 Milliarden Kronen (umgerechnet etwa 2,4 Milliarden Euro) an die Kirchen zahlen wird. Etwa 56 Prozent des Kircheneigentums soll den Kirchen in Form von Liegenschaften zurückgegeben werden. Erzbischof Duka dazu:„Das ist eine gute Lösung, von der alle Nutzen haben werden. Wir hoffen, dass auch das Parlament sie akzeptieren wird. Wie es im Parlament üblich ist, kann es aber sein, dass noch bestimmte Änderungen und Vorschläge unterbreitet werden. Wir müssten dann nach einem Kompromiss suchen, der für alle tragbar wäre.“