Tošovský: Tschechien will gesicherte Energieerzeugung mit geringeren Emissionen
Am Dienstag hat Wirtschaftsminister Vladimír Tošovský in Prag eine aktualisierte Form der tschechischen Energiekonzeption vorgestellt. Das ist ein umfassendes Strategiepapier, in dem der Staat seine energiepolitischen Ziele bis zum Jahr 2050 formuliert. Jitka Mládková sprach darüber Lothar Martin, der die Pressekonferenz des Ministers besucht hat.
„Nun, Tošovský bestätigte zunächst, dass seinem Ministerium sowohl das Strategiepapier der Regierung Topolánek als auch das unabhängige Gutachten einer Expertenkommission zur Energiepolitik als Grundlage zur Verfügung standen. Wegen der Gaskrise im Januar dieses Jahres aber konnte die Aktualisierung der Konzeption erst jetzt abgeschlossen werden, so Tošovský. Und die Gaskrise hat tatsächlich noch für Veränderungen gesorgt. Tschechien will jetzt auf jeden Fall dafür sorgen, dass im Land dauerhaft mehr Energie erzeugt wird, als es der eigene Bedarf erfordert. Man will damit also für Krisensituationen ausreichend gewappnet sein.“
Was ist denn nun das Hauptziel des aktualisierten Energiekonzepts?
„Wie schon gesagt, Tschechien will eine dauerhaft gesicherte Energieerzeugung im eigenen Land, und darüber hinaus eine Energiegewinnung mit geringeren Emissionen. Es sei das Ziel, so Tošovský, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 35 Prozent und bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Das halte man für ein klares Signal der Tschechischen Republik im Hinblick auf den Weltklimagipfel im Dezember in Kopenhagen, sagte der Wirtschaftsminister. Die Einwände von Umweltschützern, die vorgaben, dass die großen westeuropäischen Industrienationen ihren Emissionsausstoß bis 2050 um bis zu 80 Prozent senken wollen, ließ er jedoch nicht gelten. Tschechien habe gegenüber 1990 einen größeren Energiebedarf, und darauf bezogen seien 50 Prozent Emissionsabbau ein durchaus respektabler Wert, so der Minister.“Wie soll denn nun die Energieerzeugung der Zukunft in Tschechien konkret aussehen?
„Wie alle modernen Industriestaaten setzt auch Tschechien in Zukunft auf einen ausgeprägten Energiemix, zu dem alle Energiequellen beitragen sollen, über die Tschechien verfügt. Das heißt, auch die Kohle soll weiter abgebaut werden, und das nicht nur in begrenztem Maß wie bisher. Mit anderen Worten: Die jetzigen Limits der jährlichen Fördermengen sollen fallen. Die Kohle soll dabei vorzugsweise zur Gewinnung von Wärmeenergie gewonnen werden. Der Anteil der festen Brennstoffe an der Energiegewinnung soll jedoch bis 2050 von derzeit 42 auf 20 Prozent reduziert werden. Andere Energieträger wie die Atomenergie sollen dafür ausgebaut werden. In Temelín sollen ein dritter und eventuell auch vierter Reaktorblock hinzukommen. Das Atomkraftwerk Dukovany soll modernisiert und möglicherweise auch ausgebaut werden. 2050 soll der Anteil der Atomenergie bei 25 Prozent liegen. Eine größere Rolle als bisher sollen dann auch Erdgas und die erneuerbaren Energien spielen. Bei den erneuerbaren Energien setze man vor allem auf die Biomasse, sagte Tošovský. Ich muss jedoch betonen: Alle genannten Erwägungen sind bisher nur ein Vorschlag des Wirtschaftsministeriums. Die Regierung muss das neue Energie-Strategiepapier noch verabschieden.“