Traditionelle Wallfahrtsfest in Moravecke Janovice in Südmähren

38 Häuser, 37 Einwohner, eine freiwillige Feuerwehr und seit kurzem auch eine frisch renovierte Kapelle mit elektrischen Glocken zählt die kleine Gemeinde Moravecke Janovice in Südmähren. Buchstäblich am Ende der Welt, so scheint es, befindet man sich hier, denn der Ort, dessen Haupterwerbsquelle die Landwirtschaft ist, gleicht einer Sackgasse. Mehr dazu von Martina Schneibergová.

Um ins nächste Dorf zu gelangen, muss man entweder das Auto stehen lassen oder wenden und denselben Weg wieder zurückfahren. Asphaltiert ist dieser Weg übrigens erst seit 1996, vorher erfolgte die Versorgung der Bewohner über einen "fahrenden Laden", der 1-2x pro Woche nach Janovice kam. Zu kommunistischen Zeiten war der Ort noch in weiterer Hinsicht abgeschnitten und seine religiöse Tradition unterbrochen, wie sich Monsignore Pater Josef Valerian, zu dessen Pfarrbezirk Janovice gehört, erinnert:

"Hier fand regelmäßig einmal pro Jahr eine Wallfahrt zu Mariä Heimsuchung statt. Während des Totalitarismus wurde diese Tradition unterbrochen, weil in dieser Gemeinde einige Bewohner - ich glaube, sechs - als "unbequem" eingesperrt wurden. Und dieses Dorf wurde ziemlich vernachlässigt. Der örtliche Nationalausschuss der Kommunisten investierte hier nicht und dieses Dorf verkam. Nach 1989 begann sich die Lage etwas zu lockern und zu verbessern."

Regelrecht aufgelebt ist der Ort Janovice aber erst dank des persönlichen Engagements von Pater Valerian, der 1997 erstmals die Gemeinde besuchte:

"Damals kam eine Frau mit ihrem Sohn, einem Ingenieur, zu mir und fragte, ob ich in der hiesigen Kapelle nicht elektrische Glocken einrichten könnte, damit wenigstens ab und zu morgens, mittags und abends wieder ein Hauch des Glaubens hier weht. Ich habe ihnen versprochen, dass ich mich dafür einsetze. Als ich gesehen habe, wie das hier aussah, habe ich einen Schreck bekommen und gesagt, wir müssen diese Kapelle in Ordnung bringen."

In der Folge wurde die Kapelle grundrenoviert und nach über 50 Jahren wurde hier 1998 zum ersten Mal wieder das - tschechisch: pout' - veranstaltet, wie sich Monsignor Pater Valerian erinnert:

"Es kamen über 400 Menschen, 72 Autos, 1 Autobus. Seit dieser Zeit pflegen wir diese Tradition, damit diese Gemeinde langsam einem weiteren Kreis bekannt wird. Dafür wollte ich mich einsetzen. Ich war während des Totalitarismus zweimal inhaftiert und ich hatte mit diesen Menschen hier Mitleid und wollte ihnen helfen. Und deshalb mache ich dieses Fest hier jedes Jahr in den Zeitungen bekannt, damit hier möglichst viele Menschen hinkommen. Das haben die hiesigen Bewohner wirklich verdient nach dem Leid, was sie durchgemacht haben, mit ihren Vätern, die eingesperrt waren, die nicht studieren konnten und so weiter. Mit ihnen habe ich Mitleid und deshalb komme ich unglaublich gerne zum Wallfahrtsfest hierher."