Treffen der Präsidenten Tschechiens und Österreichs in Znaim

Thomas Klestil (v.l.n.r.), Erwin Pröll und Vaclav Havel (Foto: CTK)

Die Präsidenten Tschechiens und Österreichs, Vaclav Havel und Thomas Klestil, sind am Donnerstag im südmährischen Znojmo / Znaim zusammengekommen, um diverse bilaterale Fragen zu erörtern. Worum es dabei in erster Linie ging, und welche Bilanz sich aus dem Treffen ziehen lässt, das hören Sie im folgenden Bericht von Gerald Schubert.

Thomas Klestil  (v.l.n.r.),  Erwin Pröll und Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Das traditionell gute Verhältnis der beiden Staatsoberhäupter ließ von Anfang an erwarten, dass das Gesprächsklima in Znojmo / Znaim keinesfalls kontroversiell sein würde. Eher schon geht es Vaclav Havel und Thomas Klestil stets um eine sachliche, zukunftsorientierte Diskussionsführung, und das trotz - oder gerade wegen - mancher strittiger Punkte in den bilateralen Beziehungen.

Mit diesen sind natürlich in erster Linie die Debatte um das tschechische Atomkraftwerk Temelin sowie die Auseinandersetzung um die sogenannten Benes-Dekrete gemeint. Bezüglich Temelin betonte der tschechische Präsident Havel, dass es nun vor allem um die Sicherheit des Kraftwerks gehen müsse, und dass auch in den diesbezüglichen Bestrebungen eine möglichst gute internationale Zusammenarbeit von großer Bedeutung sei. Die gemeinsame Vergangenheit, sie ist vor allem durch die deutsche Besetzung tschechischer Gebiete vor und während des Zweiten Weltkriegs und andererseits durch die anschließende Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei belastet, diese gemeinsame Vergangenheit müsse nun, so die beiden Präsidenten, möglichst offen diskutiert werden, damit sie einer gemeinsamen Zukunft in der Europäischen Union nicht im Wege steht.

In diesem Sinn wurde auch die gemeinsame Erklärung formuliert, die im Anschluss an das Treffen veröffentlicht wurde.

Erwin Pröll  (v.l.n.r.),  Thomas Klestil und Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Insgesamt äußerten sich beide Staatsoberhäupter positiv zum Ablauf der Gespräche. So meinte etwa Thomas Klestil:

"Ich glaube, dass unser heutiges Gespräch und die gemeinsame Erklärung einen richtigen Weg aufzeigt. Ich glaube, dass ein freundschaftlicher, offener Dialog, auch über die berechtigten Sorgen, besser ist, als mit Vetodrohungen oder mit Mahnungen in Gespräche zu gehen. Ich glaube, heute haben wir ein gutes Beispiel gegeben, wie man Probleme lösen kann."

Und auch Vaclav Havel appellierte an die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen, wechselseitige Sensibilität beim Umgang miteinander zu zeigen.

"Ich habe nach diesem Gespräch ein sehr gutes Gefühl, und ich meine, dass die etwas unruhig gewordene Oberfläche unserer Beziehungen sich beruhigen wird, sofern beide Seiten genügend Wahrnehmungsfähigkeit für die Gefühle und auch für die verschiedenen taktischen Rücksichten der jeweils anderen Seite an den Tag legen."

Konkrete Lösungen für anstehende Probleme wurden also bei dem Znaimer Treffen nicht erzielt. Doch das war auch nicht zu erwarten. Die beiden Präsidenten haben vielmehr damit ihre Aufgabe erfüllt, dass sie den einzig gangbaren Weg in den bilateralen Beziehungen, nämlich den einer von Offenheit und Verständnisbereitschaft getragenen Diskussionskultur, aufzuzeigen versuchten.