Tropische Hitze und Übermut fordern neun Tote an langem Wochenende
Seit nunmehr 25 Jahren werden der 5. und 6. Juli in Tschechien als staatliche Feiertage begangen – über die Gründe haben wir wiederholt informiert. Seitdem nutzen die Tschechen diese freien Tage gerne zum Entspannen. Doch wenn der Hochsommer mit Temperaturen von über 35 Grad daherkommt wie am vergangenen verlängerten Wochenende, dann tut Abkühlung not. Mancher unterschätzt jedoch die damit verbundenen Gefahren, wie acht tödliche Badeunfälle in Tschechien von Freitag bis Montag belegen.
Mittelböhmen ist jedoch leider auch der traurige Rekordhalter des Wochenendes bei den Badeunfällen. Allein fünf der acht Unfälle mit tödlichem Ausgang haben sich in dieser Region ereignet. Egal ob Talsperre, Baggersee oder Kiesgrube –die Unglücksfälle sind zumeist auf ein Fehlverhalten der Opfer zurückzuführen. Einige Opfer waren stark betrunken, andere überschätzten ihre Kräfte in der sengenden Hitze sträflich. Der 19-jährige Mann, der in einem Steinbruch bei Blansko in Südmähren ertrank, wiederum konnte augenscheinlich gar nicht schwimmen. Der Presseagentur ČTK zufolge war es ein junger Bulgare. Im Isergebirge erlag zudem ein 90-jähriger Mann der Sonnenflut nach einem Kreislaufkollaps.
Das tropische Wetter aber hat auch noch andere Auswirkungen. Viele Züge fahren derzeit langsamer, weil die tschechische Bahn wegen der glühenden Hitze eine Deformation der Gleise befürchtet. In allen Regionen gilt bis auf Widerruf erhöhte Waldbrandgefahr, es gilt daher ein allgemeines Verbot zum Feuermachen in der freien Natur. In einigen Landstrichen darf nicht geraucht werden, weil hier schon der kleinste Funkenflug zu einem mächtigen Brand führen könnte. Dazu gehört der Nationalpark Böhmische Schweiz. Weshalb hier die Waldbrandgefahr besonders hoch ist, erklärt Naturschützer Petr Svoboda:„Die Felsen sind aus Sandstein, und aus dem Sandstein entweicht das Wasser sehr rasch. Daher ist hier auch alles schnell dürr und trocken.“
In der Vergangenheit haben die Hüter des Nationalparks den Eintritt in das Naturschutzgebiet sogar schon untersagt, angesichts der jetzigen touristischen Sommersaison aber wäre dies auch ein Schlag ins eigene Kontor.
Einen solchen Schlag haben andere Privatunternehmer schon zu spüren bekommen. So zum Beispiel das Ehepaar Kolda, das in der kleinen Erzgebirgsortschaft Stříbrná eine Pension betreibt. Weil das Wasser knapp ist und einige Brunnen schon versiegt sind, hat der Bürgermeister des Ortes ein striktes Verbot zum Besprengen von Gärten, zum Füllen von Schwimmbassins oder zum Autowaschen verhängt. Die Koldas aber hatten gerade durch den Betrieb eines Schwimmbassins viele Urlauber in ihre Pension gelockt. Nun haben mehrere Gäste ihren dort geplanten Aufenthalt storniert. Was bleibt, ist eine Prise bitteren Humors, denn das Ehepaar wirbt in ihrer Herberge auch noch mit einem eigenen Motto für den feuchtfröhlichen Urlaubsspaß. Irena Koldanová:„Am Meer herrscht Langeweile, hier ist die reine Natur mit klarem Wasser. Jetzt aber haben wir keinen einzigen Tropfen.“