Tschechien hat einen neuen Fernsehskandal
Rund 200 Angestellte des tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens CT versammelten sich am Donnerstag vor dem Gebäude des Prager Sendezentrums um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Was war passiert? Wie schon zu Zeiten der großen Fernsehkrise zur Jahreswende 2000/ 2001, ging es auch diesmal wieder um den Direktor von CT.
Die Tageszeitung Mlada fronta Dnes will herausgefunden haben, dass die Polizei in diesem Zusammenhang hauptsächlich wegen des Verdachts der Korruption gegen den CT-Direktor ermittle. Zwei an den Verkaufsverhandlungen beteiligte Vertreter der Gesellschaft CNTS behaupten nämlich, Balvin habe eine 5%ige Vermittlungsprovision von seinem ehemaligen Arbeitgeber verlangt. Der Beschuldigte weist natürlich sämtliche Vorwürfe als gegenstandslos zurück.
Die demonstrierenden Fernsehgewerkschaftler beanstanden vor allem, dass der Herr Direktor trotz der nicht unerheblichen Beschuldigungen gegen ihn, mit seiner Tätigkeit wie gehabt fortfahren möchte. Sie übergaben einen Brief, in dem sie ihn zum vorübergehenden Niederlegen seiner Funktion bis zum Abschluss seiner Causa auffordern.
Balvin konnte den Brief allerdings nicht entgegennehmen, da er sich zu dieser Zeit zu einem Verhör auf dem Polizeipräsidium befand. Wie sein Anwalt gegenüber Journalisten erklärte, sei es bei der fünfstündigen Vernehmung fast ausschließlich um organisatorische Dinge gegangen - wer beim Sender für was verantwortlich ist usw. - von einem Korruptionsvorwurf sei nie die Rede gewesen.
Auf den Mitarbeitervorschlag, seine Funktionen vorübergehend auf jemand anderen zu übertragen, reagierte Balvin übrigens kurz und knapp: "Ich beabsichtige nicht, zurückzutreten." Und auch der Fernsehrat hat ihm am Mittwoch das Vertrauen ausgesprochen.
Hat das tschechische Fernsehen also eine neue Krise?