Tschechisches Fernsehen hat neuen Intendanten – Amtsantritt im Herbst
Das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (ČT) wird ab Oktober einen neuen Generaldirektor haben. Der Fernsehrat hat Jan Souček gewählt, den derzeitigen Leiter des Regionalstudios des Tschechischen Fernsehens in Brno / Brünn.
Drei Wahlrunden brauchte es, um den neuen Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen auszusuchen. Jan Souček erhielt letztlich elf der insgesamt 15 Stimmen der Mitglieder des Fernsehrates. Der künftige Generaldirektorversprach in seinem Programm unter anderem einen raschen Übergang des Fernsehens zu digitalen Plattformen. Bis 2025 will er zudem die Inhalte aller öffentlich-rechtlichen Medien im Land vernetzen, also des Tschechischen Fernsehens, des Tschechischen Rundfunks und der Presseagentur ČTK.
„Ich bin der Meinung, dass eben digitale Nachrichtenplattformen – also Handy-Apps – es ermöglichen, die Barrieren zwischen den jeweiligen Produkten zu überbrücken. Gemeint sind geschriebene Berichte der Presseagentur, die vom Hörfunk produzierten Audiodienste und bewegte Bilder, die eine Domäne des Fernsehens sind. Im digitalen Bereich sind die User schon heute gewöhnt, zunächst einen kurzen aktuellen Bericht von zwei Sätzen, später einen Audio-Bericht und danach noch eine Erweiterung im Video-Format zu empfangen.“
Das Fernsehprogramm müsse einem breiteren Publikum näher gebracht werden, betonte der 48-Jährige:
„Fast 20 Prozent der Bürger haben das Gefühl, dass sie nicht nur von öffentlich-rechtlichen Medien, sondern allgemein vom Staat ignoriert würden. Also dass man ihre Probleme nicht verstehe und jene Themen nicht angesprochen würde, die ihnen auf den Nägeln brennen. Ich bin überzeugt, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen in den nächsten sechs Jahren gerade an dieser Sache arbeiten muss. Dies ist wichtig für den Erhalt einer demokratischen Gesellschaft, der Freiheit und der Verfassungsordnung in Tschechien.“
Souček wird am 1. Oktober die Leitung des öffentlich-rechtlichen TV-Senders mit einem Budget von rund sieben Milliarden Kronen (296 Millionen Euro) übernehmen. Seiner Ansicht nach braucht das Tschechische Fernsehen nicht unbedingt mehr Finanzen, sondern muss diese besser verwalten und die Effizienz seiner Ausgaben verbessern. Der Generaldirektor beziehungsweise Intendant will eine Diskussion darüber eröffnen, ob das Fernsehen teure Sportrechte kaufen muss, und das auf Kosten seiner eigenen Produktion. Der neugewählte Intendant plant des Weiteren, auf der ersten Führungsebene rund 20 Prozent der Stellen abzubauen. Außerdem will er die Kommunikation nicht nur innerhalb des Senders, sondern auch mit dem Vorstand und den Politikern verbessern.
In der Stichwahl konnte sich der bisherige Generaldirektor, Petr Dvořák, nicht gegen Souček durchsetzen. Er scheidet nach zwei Amtszeiten, also nach zwölf Jahren aus. Dvořák blickt jedoch mit Zufriedenheit zurück:
„Wir haben die Zuschauerquote und die Vertrauenswürdigkeit erhöht, die Effizienz ist wesentlich gestiegen. Wir haben zwei, und in der Corona-Zeit sogar drei neue Kanäle ins Leben gerufen – und das, obwohl unsere Gelder seit 2008 nicht erhöht wurden. Ich halte dies für eine große Leistung und bin froh, dass ich dabei sein und dazu beitragen konnte.“
Der neue Generaldirektor Jan Souček hat einen Universitäts-Abschluss als Jurist und begann 1994 seine Medienkarriere beim privaten TV-Sender Nova. Beim Tschechischen Rundfunk in Brünn leitete er die Abteilung für Nachrichten und Journalismus und war Nachrichtenredakteur. Später arbeitete er in PR-Agenturen. Beim Tschechischen Fernsehen begann er 2005 als Moderator der Frühstückssendung. Seit 2014 leitet er das Regionalstudio in Brünn.