Vorreiter Tschechien: Alle TV-Programme werden landesweit digital gesendet
Im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland gibt es in Tschechien sicher nur einige wenige Bereiche, in denen das Moldauland dem großen Nachbarn einen Schritt voraus ist. Am letzten Novembertag dieses Jahres ist zumindest ein Sektor hinzugekommen: Das Tschechische Fernsehen (ČT) hat die analoge Ausstrahlung seiner Programme komplett eingestellt und ist jetzt landesweit nur noch digital zu empfangen. Dieser technologische Sprung wird in Deutschland voraussichtlich erst im April nächsten Jahres vollzogen sein.
Am Mittwoch kurz nach der Mittagsstunde war es soweit: In den mährischen Städten Zlín und Vsetin wurden die letzten beiden der insgesamt 31 analogen Sender abgeschaltet. Alle Programme des Tschechischen Fernsehens können seitdem nur noch digital empfangen werden. Nach den Erfahrungswerten aus den vorherigen Abschaltungen in anderen Regionen aber hätten sich die tschechischen Verbraucher relativ zügig auf den Technologie-Wechsel eingestellt, so der ČT-Manager für das Projekt Digitalisierung, Pavel Hanuš:
„Als wir das analoge Programm abgeschaltet haben, ist die Anzahl der TV-Haushalte, die wegen der Umstellung kein Signal hatten, im Nu auf jeweils rund fünf Prozent gestiegen. Doch nur kurze Zeit darauf, nach ein, zwei Tagen, war es nur noch knapp ein Prozent der TV-Konsumenten, die noch nicht auf digitale Ausstrahlung umgerüstet hatten. Die TV-Zuschauer haben also sehr pragmatisch und rasch gehandelt und haben den TV-Empfang schnell wieder hergestellt.“Die Umstellung auf die digitale Sendeweise begann im Oktober 2005 zunächst in Prag. Seit Mai 2000 hatte die Firma České Radiokomunikace zwar auch schon in Prag und Umgebung das digitale Signal im Format DVB-T bereitgestellt, doch handelte es sich dabei nur um ein Experiment. Die erste Region, in der das analoge Signal zuerst komplett abgeschaltet wurde, war im August 2007 die Gegend um die westböhmische Stadt Domažlice / Taus. Die erste Großregion ohne analoge Ausstrahlung war im Frühjahr 2009 die Hauptstadt Prag. Jetzt also gehört die analoge TV-Übertragung, die es seit 1954 gab, landesweit der Vergangenheit an. Zur neuen digitalen Ära sagte der Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens, Petr Dvořák:
„Für das Tschechische Fernsehen ist das ein relativ großer Meilenstein, denn jetzt gerade, in diesem Moment, strahlen wir unsere Sendungen schon in ganz Tschechien auf digitaler Basis aus. Wir erreichen damit 92,6 Prozent der Bevölkerung, denen wir unser Programm auf vier Kanälen ins Haus bringen.“Zu diesen Kanälen gehören neben dem ersten und zweiten Programm des Senders noch der Nachrichtensender ČT24 und der Sportkanal ČT4. Und nach den Vorstellungen des neuen ČT-Generaldirektors Dvořák soll schon bald ein fünfter Kanal, das Kinderprogramm, hinzukommen. Für Zdeněk Duspiva wiederum, den nationalen Koordinator der Digitalisierung, stellt die vollzogene Umstellung noch aus einem anderen Grund eine herausragende Leistung dar:
„Das lässt sich mit nichts vergleichen, denn eine solche Dominanz in punkto digitaler TV-Ausstrahlung gibt es noch in keinem anderen Land. Das zu erreichen war äußerst schwierig.“In Tschechien strahlen gegenwärtig drei große landesweite TV-Anstalten (ČT, Nova, Prima) und zwei Spartensender (Barrandov und Óčko) ihre Programme aus. Auch dank der Digitalisierung ist ihre Zahl auf nunmehr zwölf Programme angewachsen.