Presseeinblick - und außerdem: Tschechiens große Privatsender stimmen Digitalisierungs-Fahrplan zu
Der Jahrestag des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen und die Olympischen Spiele in Peking standen im Mittelpunkt der tschechischen Medien. Gedenken und Jubel ganz eng beineinander. Zudem berichten wir von der neuesten Entwicklung bei der Digitalisierung des Fernsehprogramms in Tschechien.
Auch andere Zeitungen, wie die Mladá fronta Dnes versuchten vor allem in Gesprächen mit Zeitzeugen ihren Lesern die Atmosphäre der damaligen Zeit näher zu bringen.
Zum anderen standen natürlich die Olympischen Spiele in Peking im Zentrum des Medieninteresses. Dass sich aber das aktuelle Olympia-Geschehen und der Jahrestag überschneiden können, zeigte der Sieg der Speerwerferin Barbora Špotáková, die just am 21. August in einem dramatischen Finale die russische Speerwerferin Maria Abakumowa besiegte und Gold holte. Die zumindest ansatzweise Verknüpfung dieser beiden Ereignisse fand sich einen Tag später in praktisch jedem Medium wieder.
Im zweiten Teil unserer heutigen Sendung befassen wir uns wieder einmal mit der Digitalisierung des Fernsehprogramms in Tschechien. Auch wenn schon seit gut einem Jahr in einigen Landesteilen, wie zum Beispiel in der Gegend um Taus/Domažlice, das Fernsehsignal nur mehr digital und mittels eines speziellem Empfängers, der so genannten Set-Top-Box empfangen werden kann, war bis vor kurzem bei weitem nicht sicher, ob die beiden landesweiten kommerziellen Sender, TV Nova und TV Prima rechzeitig umsteigen werden. Vor allem die Führung von TV Nova, dem erfolgreichsten tschechischen Fernsehsender, legte sich mehrere Male gegen die Digitalisierung quer und klagte wegen der Vergabe der Lizenzen an die Mitbewerber teilweise erfolgreich vor Gericht. Tschechiens Medienexperten waren sich einig, dass der Sender auf diesem Wege seine bisherigen traumhaften Werbeeinahmen, so lange wie möglich absichern will – denn mit den neuen digitalen Mitwerbern hätte sich TV Nova den Werbekuchen teilen müssen.
Umso überraschender war, als TV Nova, wie auch der zweite landesweite Privatkanal, TV Prima, vor einigen Tagen verkündete den früher kritisierten Terminplan nun doch einhalten zu wollen. Wodurch ist dieser unerwartete Sinneswandel zu erklären? Das fragten wir den Journalisten der Wochenzeitschrift Reflex, Jan Potůček, der sich seit Jahren mit dem Thema Digitalisierung befasst.
"Beide Fernsehstationen haben begriffen, dass sie um die Digitalisierung nicht umher kommen werden und je früher sie auf die neue Technologie umsatteln, desto besser wird es für sie sein. In dem beide Stationen nun dem ursprünglichen Digitalisierungs-Fahrplan zugestimmt haben, bekommen sie vom Staat praktisch eine Prämie in Form einer weiteren landesweiten Kompensationslizenz für ein zusätzliches digitales Programm. Je früher dieses Programm auf Sendung gehen wird, desto länger kann es sich auf dem immer noch geschlossenen Markt etablieren, bis sich dieser Markt im Jahr 2012 für weitere Betreiber öffnen wird. Ein früher Sendebeginn bedeutet auch die Sicherung von weiteren Marktanteilen, zu dem kann angenommen werden, dass den Zuschauern zu dem Zeitpunk, an dem die neuen Mitbewerber auf den Markt kommen, diese Programme dann schon vertraut sein werden."
Anfang Juni hat eine Reihe von neuen digitalen Fernsehstationen ihren Betrieb entweder schon aufgenommen, oder dies für die nahe Zukunft angekündigt. Kann also die jüngste Entscheidung der beiden privaten Anstalten auch als Reaktion auf die neue Situation verstanden werden?
"Ich denke, dass das teilweise schon zusammenhängt. Ich möchte aber noch auf etwas anderes hinweisen. Von den ursprünglichen Inhabern einer Sendelizenz haben lediglich zwei einen Antrag auf die Erteilung einer Kompensationslizenz gestellt, und zwar die Fernsehstationen Televize Barrandov und der Nachrichtenkanal Z1. Die übrigen vier zögern noch. Nichtsdestotrotz ist Televize Barrandov eine vollwertige Fernsehstation und könnte eine direkte Konkurrenz zu TV Nova und Prima sein. Deshalb kann angenommen werden, dass Prima und TV Nova so früh wie möglich beginnen werden ihre zweiten Programme auszustrahlen, um den Einfluss von TV Barrandov von Beginn an zu eliminieren."
Bedeutet die jüngste Entscheidung, dass die Digitalisierung endgültig grünes Licht erhalten hat und Tschechien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht mehr weiter in Rückstand gerät? Jan Potůček:
"Ich möchte ein wenig der Ansicht widersprechen, wonach wir zurückliegen würden. Es gibt tatsächlich einen Rückstand im Vergleich zu Westeuropa. Aber, wenn die Lage in Mittel- und Osteuropa betrachten, ist Tschechien weit vorne. Weder in Polen, oder in der Slowakei wird das Fernsehsignal digital ausgestrahlt, das Gleiche trifft auch auf Ungarn zu, in Rumänien gibt es noch gar keinen Zeitplan. Das einzige Problem in Tschechien ist, dass hierzulande schon acht Jahre lang experimentiert wird, die Zuschauer wurden in den Medien mehrmals darauf vorbereitet, dass die Digitalisierung eine größere Programmauswahl mit sich bringen wird, aber das trat nicht ein. Das hatte zur Folge, dass die Zuschauer versucht haben dieses Programmangebot auf anderen Wegen zu erreichen, z.B. über Satellit und Kabel, bzw. per digitales Fernsehen über das Festnetz. Ich denke, dass die Digitalisierung in Tschechien jetzt sehr schnell voranschreiten wird. Das einzige Problem könnte entstehen, wenn die vereinbarten Termine zur Abschaltung der analogen Sender von einigen Fernsehstationen nicht eingehalten würden. Die Folge wären Wettbewerbsverzerrungen, was wiederum dazu führen könnte, dass das ganze Verfahren zum erliegen kommen könnte. TV Nova und TV Prima haben diese Rute bereits ins Fenster gestellt. Es wird also wirklich wichtig sein, das alle Stationen nach dem vereinbarten Harmonogramm verfahren werden - dann befürchte ich keine Verzögerungen."Sind irgendwelche Sanktionen vorgesehen für den Fall, dass die Stationen den Digitalisierungs-Zeitplan nicht einhalten? Hören Sie dazu noch einmal den Journalisten und Medienexperten Jan Potůček von der Zeitschrift Reflex:
"Der technische Plan sieht leider keine Sanktionen vor. Die einzige Ausnahme bilden die deutlich höheren Gebühren für die Nutzung von analogen Frequenzen, für den Fall, dass die Stationen nicht den vorgegebenen Zeitplan einhalten. Bei Verzögerungen in der Größenordnung von Wochen und Monaten, steigen die Gebühren ums Zehnfache, falls sich die analoge Ausstrahlung um ein halbes Jahr verlängert, steigen die Gebühren sogar ums das Hundertfache. Die Sender sollen also motiviert werden die analogen Sendeanlagen auszuschalten. Ich denke aber, dass die Fernsehsender keine Schwierigkeiten machen werden und die Digitalisierung ohne Probleme über die Bühne gehen wird."