Fotoausstellung zeigt Bilder von Fernsehkrise vor 20 Jahren

Foto: Martina Schneibergová

Vor 20 Jahren kam es hierzulande zur sogenannten „Fernsehkrise“. Damals traten die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens in einen Streik, um für die Unabhängigkeit des Senders zu demonstrieren. Und Zehntausende Menschen unterstützten ihr Anliegen auf den Straßen. Am Montag wurde auf dem Jungmann-Platz im Prager Stadtzentrum daran erinnert. Dabei wurde eine Fotoausstellung eröffnet, die das Geschehen rund um das Tschechische Fernsehen von Anfang 2001 zeigt.

Foto: Martina Schneibergová

Eine der führenden Persönlichkeiten des Fernsehstreiks vor zwei Jahrzehnten war der Redakteur Jiří František Potužník. Bei der Eröffnung der Ausstellung sagte er, die Ereignisse hätten sich damals nicht nur im Fernsehen selbst abgespielt, sondern in der ganzen Gesellschaft:

„Die Fotos zeigen die Schlüsselmomente an der Jahreswende 2000/2001. Ich möchte nur an einige Phänomene erinnern, die damals zum Fernsehstreik geführt haben. Erstens war es der Oppositionsvertrag, den die Sozialdemokraten mit Miloš Zeman an der Spitze und die Bürgerdemokraten, geleitet von Václav Klaus, geschlossen hatten. Damit beseitigten die beiden damals größten Parteien jedwede politische Kontrolle. Das zweite Phänomen war die sehr schnelle und nicht öffentliche Wahl eines neuen Intendanten. Ich bin bis heute davon überzeugt, dass es nur scheinbar eine Wahl war und die Politiker schon im Voraus darüber entschieden hatten. Leider gibt es bis heute solche Mechanismen, die etwas Ähnliches ermöglichen.“

Foto: Martina Schneibergová

Die Fernsehkrise vor 20 Jahren war laut Potužník keine Auseinandersetzung zwischen Politikern, Schauspielern oder Schriftstellern. Es habe sich um einen Kampf um die Werte gehandelt, so der Journalist.

„Auf der einen Seite stand eine Gruppe von Menschen, die es mit der Freiheit des Wortes sehr ernst meinten und sich dessen bewusst waren, dass ihre Arbeit nicht jedem gefallen muss. Auf der anderen Seite stand die Gruppe derjenigen, die davon überzeugt waren, dass sie nur die öffentlich-rechtlichen Medien unter Kontrolle bekommen müssten und alles so sein werde, wie es sein müsse – ohne Konflikte und ohne Krise. Die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien ist auch heute sehr wichtig. Wir leben in einer Zeit, die von Lügen, vulgären Äußerungen und Hass verseucht ist. Wir sollten die öffentlich-rechtlichen Medien schützen und uns dafür einsetzen, dass sie in würdigen und möglichst freien Bedingungen arbeiten können.“

Foto: Martina Schneibergová

Ende des Jahres 2000 drohte, dass die damalige politische Führung die Kontrolle über den Sender übernehmen könnte. Redakteure vor allem aus der Nachrichtenredaktion protestierten gegen die überstürzte und politisch motivierte Wahl eines neuen Generalintendanten. Unterstützt wurden sie von Staatspräsident Václav Havel nahestehenden Politikern und vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Die revoltierenden Redakteure stellten weiterhin Programme auf professionellem Niveau zusammen, während die Führung des Fernsehens nur improvisierte und einfache Sendungen produzierte. Vor dem Fernsehgebäude versammelten sich jeden Tag viele Tausend Menschen, um die Protestierenden zu unterstützen. Und auf dem Wenzelsplatz kamen mehr als 100.000 Demonstranten zusammen, die die Unabhängigkeit des Senders forderten. Beendet wurde die Krise erst nach mehr als einem Monat mit der Ernennung eines provisorischen Intendanten.

Adam Komers  (rechts unten). Foto: Martina Schneibergová

Adam Komers hat viele Jahre lang im Tschechischen Fernsehen gearbeitet. Er war eine der führenden Persönlichkeiten der Proteste von 2001:

„Ich bin davon überzeugt, dass unabhängige und freie Medien die Demokratie nicht gefährden. Für die Demokratie sind hingegen jene gefährlich, die diese Medien manipulieren und gleichschalten wollen.“

Foto: Martina Schneibergová

Die Ausstellung besteht aus Fotos von drei Fotografen: Evžen Janoušek, Jan Fišer und Vratislav Hůrka. Initiiert und mitveranstaltet wird sie vom Verein „Eine Million Momente für die Demokratie“.

Die Fotoausstellung trägt den Titel „Fernsehen für die Menschen, nicht für die Politiker“. Sie ist auf dem Jungmann-Platz zu sehen, und zwar noch bis 24. Januar.

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