Tschechien und Japan wollen engere Kooperation in Politik, Wirtschaft und Kultur

Bohuslav Sobotka und Shinzō Abe (Foto: ČTK)

Der tschechische Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) beendet am Freitag seinen viertägigen offiziellen Besuch in Japan. Seine beiden letzten Stationen sind die ehemalige Kaiserstadt Kyōto und die vom amerikanischen Atombombenabwurf einst schwer zerstörte Stadt Hiroshima. Doch schon die ersten beiden Programmtage in Tokio haben gezeigt, welch große Bedeutung der Besuch für die bilateralen Beziehungen beider Länder hat.

Bohuslav Sobotka und Shinzō Abe  (Foto: ČTK)
Vier Tage weilen Premier Sobotka, einige Minister und eine stattliche Abordnung von tschechischen Unternehmern im Land der aufgehenden Sonne. Schon beim Treffen des Regierungschefs mit seinem japanischen Amtskollegen Shinzō Abe am Dienstag wurde klar, dass sich beide Länder auch politisch brauchen in der kompliziert gewordenen Welt. So sagte Shinzō Abe wegen der erneuten Atom- und Raketentests der Nordkoreaner unter anderem:

„Die Bedrohung durch Nordkorea hat eine neue Dimension erreicht. Wir sind uns mit Tschechien einig über die Notwendigkeit, dass die Vereinten Nationen (Uno) den Druck auf Nordkorea erhöhen. Wir haben von Tschechien bereits viel Unterstützung bei der Lösung der Probleme erhalten, die uns Nordkorea mit der Entführung von Japanern bereitet hat.“

Tschechische Botschaft in Pjöngjang  (Foto: Archiv der tschechischen Außenministeriums)
Die Tschechische Republik ist eines von nur sieben EU-Ländern, die in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang eine Botschaft haben. Sobotka bestätigte dann auch, dass Tschechien und Japan diplomatisch kooperieren:

„Wir arbeiten mit den Japanern zusammen, indem wir ihnen unser Wissen über die dort herrschenden Verhältnisse mitteilen. Und wir sind darauf eingestellt, Japan diesbezüglich weiter zu helfen.“

Eine noch engere und tiefere Zusammenarbeit streben beide Länder auf wirtschaftlichem Gebiet an. Nach der Eröffnung eines tschechisch-japanischen Wirtschaftsforums in Tokio strich Sobotka die Größenordnung dieser Kooperation heraus:

„Seit Gründung der Tschechischen Republik sind nach Deutschland die meisten Investitionen gerade aus Japan zu uns geflossen. Japanische Firmen beschäftigen bei uns rund 50.000 Menschen, und zwar allesamt in der Industrie.“

Karel Kučera  (Foto: Archiv CzechInvest)
Und diese Entwicklung wird fortgesetzt, bestätigt der Generaldirektor von CzechInvest, Karel Kučera:

„In den zurückliegenden acht Monaten ist es uns gelungen, Verträge mit fünf neuen Investoren aus Japan abzuschließen. Das eröffnet uns neue Produktionskapazitäten.“

Diese Kapazitäten sollen vor allem in zwei Bereichen erschlossen werden: bei der Entwicklung der Elektromobilität und in der Industrie 4.0. Der letztere Bereich soll auch wesentlich dazu beitragen, die tschechische Wirtschaft mit Hilfe japanischen Know-hows zu modernisieren, digitalisieren und mit einem höheren Anteil an Robotern auszustatten, hofft Sobotka.

Slawisches Epos in Tokio  (Foto: Archiv des tschechischen Kulturministeriums)
Bei seinem Besuch nicht zu kurz kamen auch kulturelle Belange. So erfuhr der Premier, dass die tschechische Ausstellung des Slawischen Epos von Alfons Mucha in Tokio ein großer Erfolg war. Binnen drei Monaten wurde sie von über 660.000 Menschen besucht, darunter waren auch Japans Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko. Bohuslav Sobotka hatte die Ehre, in Tokio von deren ältestem Sohn, Kronprinz Naruhito empfangen zu werden. Dabei staunte der Sozialdemokrat nicht schlecht, vom Kronprinzen persönlich zu hören, wie sehr ihn die klassische Musik tschechischer Komponisten und das in Tschechien sehr populäre Eishockeyspiel begeistern. Der tschechische Regierungschef:

„In der Person des künftigen japanischen Kaisers werden wir einen Menschen haben, dem das Leben in Tschechien ein Begriff ist und der auch weiß, welchen Beitrag beispielsweise Tschechien für die Weltkultur leistet.“

Shinkansen von Tokio nach Kyōto  (Foto: Alpsdake,  CC BY-SA 4.0)
Sobotka gab daher kund, es bestehe die große Hoffnung, dass Nahurito nach seiner Thronbesteigung schon bald ein weiteres Mal die Tschechische Republik besuchen werde. Das ist jedoch Zukunftsmusik, genauso wie die Einführung von Hochgeschwindigkeitszügen in Tschechien. Bei seiner Fahrt mit dem Shinkansen von Tokio nach Kyōto aber war Sobotka voll des Lobes und sprach davon, die Fahrt war Inspiration genug, um einen solchen Schnellzugverkehr auch in Mitteleuropa umzusetzen.