Tschechien will Glyphosat verbieten

Spektrale Signatur eines mit Glyphosat behandelten Auflaufgetreides (Foto: Ewald Schnug, CC BY-SA 4.0)
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Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ist umstritten. Laut einigen Studien ist es „wahrscheinlich krebserregend“. Trotzdem hat die Europäische Kommission erlaubt, das Pflanzengift vorerst weiter zu nutzen. Den Mitgliedsstaaten wurde aber zugleich freigestellt, selbst Verbote auszusprechen. Davon will Tschechien Gebrauch machen.

Spektrale Signatur eines mit Glyphosat behandelten Auflaufgetreides  (Foto: Ewald Schnug,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Seit den 1970er Jahren ist Glyphosat eines der Unkrautvernichtungsmittel, die weltweit am häufigsten eingesetzt werden. In Tschechien wurden im vergangenen Jahr rund 750.000 Liter von dem Mittel versprüht. Das geschah aber nicht nur zur Bekämpfung von Unkraut, sondern auch zur Beschleunigung des Trockenvorgangs nach der Ernte, vor allem bei Mais, Raps und Sonnenblumen.

Genau damit soll in Tschechien Schluss sein, und zwar ab Januar kommenden Jahres. Doch das geplante Verbot geht noch weiter, wie Landwirtschaftsminister Miroslav Toman (parteilos) in einer Presseaussendung bekanntgab. Zitat:

„Das Verbot bezieht sich auch auf die großflächige Anwendung des Mittels. Glyphosat darf also nur noch gezielt in solchen Fällen verwendet werden, wenn kein anderes Vorgehen wirksam ist. Dies ist der erste wichtige Schritt, um die Nutzung des Mittels deutlich einzuschränken.“

Foto: CC0,  Public Domain

Martin Pýcha  (Foto: Jana Přinosilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Hintergrund für das Verbot sind beunruhigende Studien über das bei Landwirten beliebte Herbizid. So hat die Internationale Agentur für Krebsforschung im März 2015 einen Bericht veröffentlicht. Demnach wirkt Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“. Rückstände des Giftes konnten im Trinkwasser, in Obst und Gemüse sowie in menschlichem Harn oder in der Muttermilch nachgewiesen werden.

Beim Landwirtschaftsverband zeigte man sich allerdings überrascht vom Vorgehen der tschechischen Regierung. Der Verbandsvorsitzende Martin Pýcha reagierte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks auf die Vorgabe, dass Glyphosat nicht mehr zur chemischen Trocknung von Getreide und Futtermittel verwendet werden darf:

Foto: JeepersMedia on Foter.com / CC BY
„Natürlich werden wir weiter Getreide einfahren. Wir werden aber in der Art der Lagerung eingeschränkt sein, weil nicht die gesamte Ernte schon reif sein wird. Das bedeutet höhere Kosten. Vielleicht sinken dann die Aufkaufpreise von den Landwirten.“

Für Privathaushalte bleiben Unkrautvernichter mit Glyphosat jedoch weiterhin erlaubt. Dazu gehört auch ein als „Roundup“ bekanntes Produkt. Gerade das soll aber bei einem Mann aus Kalifornien zur Bildung von Lymphdrüsen-Krebs geführt haben. Ein Gericht in dem amerikanischen Bundesstaat hat deswegen den Hersteller Monsanto (gehört mittlerweile zum Chemie-Giganten Bayer) zu 289 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt.

Auch in Hinblick auf diesen Fall fordern tschechische Umweltschützer schon lange eine Ausweitung des Glyphosat-Verbots. So sollte dieses etwa auch für öffentliche Flächen oder Schrebergärten gelten. Schon jetzt würden einige Städte hierzulande ganz auf das Mittel verzichten, hieß es in einer Mitteilung von Hnutí Duha (Bewegung Regenbogen). So etwa Louny / Laun in Nordböhmen, Mělník in Mittelböhmen und seit vergangenem Jahr auch die Großstadt Brno / Brünn.