Tschechien zweifelt UNICEF-Studie über Kinderprostitution an
Die Kampagne bezüglich der angeblichen Kinderprostitution im tschechischen Grenzgebiet soll nach Meinung von Vertretern der westböhmischen Städte Cheb/Eger und As/Asch helfen, das neu erschienene Buch "Kinder gehen auf dem Strich" der deutschen Autorin Cathrin Schauer noch besser publik zu machen. Mehr zu den Reaktionen auf die am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studie bringt Dagmar Keberlova.
Als sehr zweifelhaft bezeichnet den UNICEF-Bericht, der von der deutschen nichtstaatlichen Organisation Karo ausgearbeitet wurde, die tschechische Polizei. Sie hätte von Karo bislang keine Anzeige gegen Banden erhalten, die sich der Kinderprostitution verschrieben haben. Die alljährlichen Herbstinformationen dieser Organisation betrachten die Polizisten als bloße Routine, sagte für den Tschechischen Rundfunk ein Detektiv aus der Einheit für die Aufdeckung des organisierten Verbrechens, der sich mit Kinderprostitution beschäftigt und aus Gründen der Geheimhaltung nicht genannt werden wollte:
"Es ist interessant zu sehen, dass immer zu Jahresende die ausländische Presse oder offizielle Vertreter damit kommen, dass es in Tschechien Massenmissbrauch von Personen unter 15 Jahren gibt. Und immer werden hierfür Informationen einer einzigen nichtstaatlichen Organisation herangezogen."
Nichtsdestotrotz hat der tschechische Innenminister Stanislav Gross nach der Bekanntgabe der Studie eine Prüfung der Vorwürfe zugesagt. Gross räumte ein, dass es solche Fälle geben könnte. Er werde den Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen sorgfältig studieren und hoffe, dass die Angaben mit konkreten Fakten unterfüttert seien, sagte Gross.
Kinderprostitution in dem Ausmaß, wie sie die jüngste UNICEF-Studie nahe legt, weisen die Bürgermeister zweier westböhmischer Grenzstädte, Cheb und As, entschieden zurück. Hier die Aussage vom Bürgermeister der Stadt Cheb/Eger, Jan Svoboda:
"Ich sehe darin erneut die Suche nach einer Sensation. Die Organisation Karo, die in Deutschland wahrscheinlich schon keine Anwendung für ihre Tätigkeit mehr findet, sucht sie wo anders. Bei uns beschafft sie sich dann auf sensationelle Art Materialien, die noch dazu zwei Jahre alt sind. Warum gerade jetzt und noch dazu am Staatsfeiertag der Tschechischen Republik? Das ist sehr unseriös und nicht ethisch. Mit dieser Organisation habe ich mehrmals verhandelt, sie schauen dann immer wie Engel drein, mehrmals haben wir uns geeinigt, dass die Kinderprostitution kein gravierendes Problem ist, und sie führen dann so ein Theater auf. Wenn sie Informationen haben, warum machen sie dann keine Strafanzeige? Sie selber decken die Tatsachen, damit sie ihre Opfer parat haben. Mit solchen Leuten will ich weder sprechen noch zusammenarbeiten. Sie helfen nicht, sondern schaden."