Tschechiens Energiewirtschaft steht vor einer Weggabelung

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Wie die zukünftige Energiewirtschaft der Tschechischen Republik aussehen soll, darüber gibt es innerhalb der Regierung zurzeit zwei verschiedene Ansichten. Am Donnerstag hat nämlich das Umweltministerium ein Konzept präsentiert, das sich als Konkurrenzvorschlag zu einem Energieprogramm des Ministeriums für Industrie und Handel versteht. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:

Foto: Archiv Radio Prag
Wenn in Tschechien einstweilen auch noch keine grüne Partei im Parlament vertreten ist, so wird der Begriff "grün" doch langsam aber sicher auch hierzulande modern. Sogar das Ministerium für Industrie und Handel hat eine sogenannte grüne Variante einer Energiekonzeption ausgearbeitet, die jedoch inhaltlich von Vielen als ganz und gar nicht umweltfreundlich eingeschätzt wird. Ist doch dort unter anderem davon die Rede, dass der Staat bis zum Jahr 2030 drei neue Atommeiler bauen soll. Nicht nur das ist Vertretern aus dem Umweltministerium ein Dorn im Auge. Radio Prag hat dessen Energieexperten Martin Bursik gefragt, worin die beiden Konzeptionen sich nun voneinander konkret unterscheiden:

"Ich glaube es gibt da schon einen ganz prinzipiellen Unterschied: Wir verstehen die Rolle des Staates anders. Unserer Meinung nach sollte der Staat auf einem liberalisierten, wettbewerbsorientierten Markt neue Energieanlagen weder planen noch bauen. Es gibt auch keine natürlichen Monopole. Der Staat sollte nur bestimmte Ziele und Prioritäten definieren, und den Markt so regulieren, dass die privaten Aktivitäten von Unternehmern sich auf Bereiche lenken, die für den Staat am wichtigsten sind."

Und was ist für den Staat am wichtigsten? Etwa die Senkung der Emission von Treibhausgasen, so Bursik. Oder auch die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger:

"Das absolut größte Potential liegt bei uns in der Biomasse. Eine weitere Energiequelle, die hier in Betracht kommt, ist Windkraft. Es gibt bereits eine Windkarte, ausgearbeitet von der Akademie der Wissenschaften. Dort sind all jene Plätze angeführt, an denen die durchschnittliche Windgeschwindigkeit größer ist als 7 Meter pro Sekunde. Und dieses Potential ist sehr hoch."

Der dritte ausbaufähige Bereich, so Bursik, bestehe in kleinen Wasserkraftwerken. Das Umweltministerium will nun vor allem eines: Nämlich dass beide Vorschläge von der Regierung gleichzeitig und möglichst unvoreingenommen bewertet werden. Geschehen soll dies Anfang kommenden Jahres.