Tschechiens „Notelf“ hinterlässt Eindruck – holt aber keinen Punkt

Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda

Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft hat die ersten beiden Spiele in der neuen Saison der Nations League hinter sich. Es waren hektische Tage, weil es im Betreuerstab zu zwei Coronafällen kam. Deswegen lief am Montagabend gegen Schottland eine Notelf auf.

Roman Hubník  (Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda)

Die Situation war kurios. Am Freitag gewann die tschechische Nationalmannschaft noch überzeugend mit 3:1 in der Slowakei. Da war bereits bekannt, dass sich zwei Betreuer mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Die Folge: Das gesamte A-Team wurde nach dem gelungenen Auftakt in der Nations League in Quarantäne gesteckt. Doch was nun mit der zweiten Begegnung, am Montagabend gegen Schottland? Die Uefa beharrte darauf, dass sie ausgespielt wird. Deswegen stellte Tschechien einen Not-Kader zusammen mit insgesamt 21 Nationalmannschaftsneulingen. Als Ad-hoc-Mannschaftskapitän wurde der frühere Bundesligaprofi Roman Hubník berufen. Der 36-jährige Innenverteidiger vom Erstligisten Sigma Olmütz hatte eigentlich die Partie von der Couch aus im Fernsehen verfolgen wollen…

Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda

„Ich habe keine Minute gezögert, als der Anruf kam, weil in diesen Zeiten alles möglich ist. Obwohl ich schon ein gewisses Alter habe, bin ich froh über diese Möglichkeit. Ich freue mich, hier zu sein, und glaube an ein gutes Ergebnis“, so Hubník vor dem Spiel.

Um es vorwegzunehmen: Mit dem guten Ergebnis wurde es nichts. Tschechien verlor 1:2 im Stadion von Olomouc / Olmütz gegen die reguläre schottische Mannschaft. Dennoch schlug sich das improvisierte Team erstaunlich gut. Und das machte den früheren Herthaner Hubník am Ende des Tages auch stolz:

Jakub Pešek  (Foto: ČTK / AP / Petr David Josek)

„Ich habe von meiner Seite her ein Team gesehen, das erfolgshungrig war. Von der ersten Minute an haben wir uns ins Spiel geworfen. Ich denke, wir haben damit nicht nur den Gegner, sondern auch die Öffentlichkeit überrascht. Schade nur, dass wir unsere Chancen bis auf eine nicht verwerten konnten. Ich habe große Anerkennung dafür, dass diese Mannschaft, die innerhalb von 24 Stunden zusammengestellt wurde, das Beste aus sich herausgeholt hat.“

Phasenweise zeigte die tschechische B-Elf schönen Kombinationsfußball. Man ging sogar in Führung durch einen Heber von Mittelfeldspieler Jakub Pešek über den herauslaufenden schottischen Torwart hinweg. Doch der Ausgleich fiel noch vor der Pause. Und in der 52. Minute verwandelte Ryan Christie für die Schotten einen Foulelfmeter zur Führung, die dann bis zum Schluss hielt. Dabei lag es auf tschechischer Seite auch am Pech im Abschluss: Gleich dreimal traf man Aluminium.

David Holoubek  (Mitte). Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda

So bleiben 21 Nationalmannschaftsneulinge, von denen der eine oder andere auch ein Versprechen für die Zukunft sein könnte. Als Trainer dieser Mannschaft komplett aus Spielern der tschechischen Liga wurde übrigens der U-18-Nationalcoach berufen. David Holoubek, so sein Name, sagte bei der Pressekonferenz nach der Begegnung:

„Wir müssen uns kein bisschen schämen. Aber die Jungs, die jetzt hier mit uns 24 Stunden zusammen waren, hätten für ihre Leistung auch einen Erfolg verdient gehabt – also wenigstens ein Unentschieden. Ich möchte daher allen Spielern, die auf die Schnelle hier nach Olmütz gekommen sind, meinen Dank aussprechen. Sie haben für eine gute Stimmung gesorgt, und ich fahre mit einem guten Gefühl wieder nach Hause.“

Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda

Und für Tschechien ist in der Nations League noch alles drin. Nach zwei Spieltagen liegt man auf Platz zwei in der Vierergruppe – nur einen Punkt hinter den führenden Schotten. Die nächste Begegnung für die tschechische Auswahl ist am 11. Oktober in Israel. Und nur drei Tage später kann das A-Team in Schottland Revanche nehmen.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen