Tschechiens „Winzer des Jahres“ kommt aus südmährischem Bzenec

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Wenn der Sommer zu Ende geht, dann kommt vor allem ein Berufsstand erst recht ins Schwitzen. Es sind die Winzer, die bei der bevorstehenden Weinlese wieder auf ertragreiche und köstliche Trauben hoffen. Der Winzer des Jahres steht indes schon fest. Beim gleichnamigen Wettbewerb, der zum 14. Male stattfand, wurde das Schlossweingut Bzenec zum Sieger gekürt.

Wettbewerb „Winzer des Jahres“  (Foto: Archiv des Wettbewerbs)
„Er sei überrascht, ja angenehm überrascht“, beschreibt der Besitzer des siegreichen Weinguts, Jiří Kaprálek, kurz nach der Preisverleihung am 18. August in Prag seine Gefühle. Dabei hat das Schlossweingut Bzenec in der Vergangenheit schon mehrere Preise gewonnen, darunter auch einige im Ausland. Den Titel „Winzer des Jahres“ aber weiß Kaprálek besonders zu schätzen:

„Das ist etwas, was sich der Öffentlichkeit ins Bewusstsein einbrennt. Man wird unsere Marke mit einer guten Weinqualität verbinden. Und diese Qualität ist hoch.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Nach Aussage des Jurymitglieds Lenka Sedláčková, ihres Zeichens die einzige Trägerin des Titels Master of Wine in Tschechien, sei die Wahl der Jury einstimmig gewesen:

„Die Bewertung der Weine verläuft so, dass wir nicht wissen, welche Weinprobe wir bewerten. Wir haben keine Information über die jeweilige Probe bis auf den Jahrgang. Dieser Wein konnte kein anderer sein als ein Riesling. Er war so ungemein typisch und mineralisch im Geschmack, das war verblüffend.“

Die Tschechen trinken pro Kopf im Schnitt 20 Liter Wein im Jahr, das ist mehr als die heimischen Winzer produzieren. Deshalb muss ein Großteil des Weines importiert werden. Dieser Ist-Zustand sei indes kein Wunder. Nach Meinung des Sommeliers und Cheforganisators des Wettbewerbs „Winzer des Jahres“, Petr Marek, haben die tschechischen Winzer mit weit schwierigeren Bedingungen zu kämpfen als ihre Kollegen in Westeuropa:

Foto: Štěpánka Budková
„Aufgrund dessen, dass die Winzer seit dem Zweiten Weltkrieg mehrfach um ihre Weingüter gebracht wurden, und sie diese erst nach der Restitution wieder zurück erhielten, ist der traditionelle Weinanbau stark beeinträchtigt worden. Nicht wenige Winzer mussten ihr Anwesen sogar käuflich zurückerwerben und daher hohe Summen in ihre Weinberge investieren. Heute bemühen sich vor allem die Besitzer von kleineren und mittleren Weingütern, dieses Defizit an Tradition und Kontinuität wettzumachen.

Beim jüngsten Wettbewerb gingen die Winzer der kleineren und mittleren Weingüter indes noch leer aus. Den zweiten Platz belegte das Weingut Volařík Mikulov, Dritter wurde die Weinkelterei Valtice, die im Vorjahr Zweiter war. Im finalen Wettstreit um den Titel standen acht Weinproduzenten, darunter aber waren bereits zwei Familienunternehmen. Für den Wettbewerb hatten die Winzer insgesamt 604 Weinproben angemeldet, das waren 121 mehr als im vergangenen Jahr. Dabei mussten die Bewerber mindestens sechs verschiedene Weinsorten vorstellen.