Tschechisch-deutscher Unterricht im Grenzgebiet

Grenzüberschreitende Kommunikation wird in den kommenden Jahren voraussichtlich auch im tschechisch-deutschen Grenzgebiet immer wichtiger. Damit die Verständigung von Anfang an gut funktioniert, wurde im letzten Jahr ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen, in dessen Rahmen Grundschüler aus dem nordböhmischen Hradek nad Nisou und dem sächsischen Hartau gemeinsam und voneinander lernen - und das sowohl auf Tschechisch als auf Deutsch. Wie die "Schule ohne Grenzen" funktioniert, berichtet Ihnen nun Katrin Schröder.

Im letzten Jahr nahmen 24 tschechische und 19 deutsche Erstklässler am "grenzenlosen" Unterricht teil. Einmal pro Woche, immer donnerstags, wird gemeinsam gelernt. Mal kommen die deutschen Schüler nach Hradek, mal die Tschechen nach Hartau - mit dem Bus dauert das gerade mal fünf bis zehn Minuten. In den gemeinsamen Stunden hält es die Schüler nicht auf ihren Sitzen: In gemischten Gruppen müssen sie fünf bis sechs Stationen durchlaufen, die die Lehrer für sie vorbereitet haben. Dort müssen sie verschiedene Aufgaben bearbeiten, die entweder auf Tschechisch oder auf Deutsch erklärt werden. Da ist Zusammenarbeit gefragt, falls es mit der fremden Sprache noch nicht so gut klappt, verständigt man sich notfalls mit Händen und Füssen, um gemeinsam ans Ziel zu kommen. Auf diese Weise sollen die Schüler sich an die Sprache der anderen Seite gewöhnen und sie langsam verstehen und sprechen lernen.

Vlastimil Zehorek, Direktor der Grundschule in Hradek, zieht nach dem ersten Jahr wie folgt Bilanz:

"Die Erfahrungen mit den tschechischen und den deutschen Kindern sind im ganzen gut. Es zeigte sich aber, dass nicht alles so einfach sein wird, wie es auf den ersten Blick schien. Das grösste Problem bestand darin, dass es notwendig war, den Unterricht der tschechischen und der deutschen Klasse zusammenzufügen, weil die Lehrmethoden auf beiden Seiten einfach sehr unterschiedlich sind. Ich meine, dass es uns im Laufe der Zeit gelungen ist, diese Dinge teilweise anzunähern, und ich nehme an, dass im nächsten Schuljahr diese Annäherung weitergehen wird."

Unterschiede zeigten sich vor allem bei den Unterrichtsmethoden: Auf der tschechischen Seite in Hradek überwiegt bisher der klassische Frontalunterricht, während in der Freien Grundschule Hartau Wert auf offenen Unterricht und ein freieres Lernen gelegt wird. Nun haben sich die Pädagogen aber auf ein gemeinsames pädagogisches Konzept geeinigt und wollen bei gemeinsamen Fortbildungen und Informationsbesuchen bei anderen Schulen ihren Austausch fortsetzen.

Mike Wohne, Vorsitzender des Trägervereins der Freien Grundschule Hartau, sieht es so:

Die Annäherung geht weiter: Auch im kommenden Schuljahr werden 20 tschechische und 19 deutsche "I-Dötzchen" miteinander die Schulbank drücken.

Autor: Katrin Schröder
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