Tschechische Caritas hilft den Ukrainern
In unseren Sendungen haben wir Sie bereits über die Hilfe der tschechischen Regierung für die während der Gewalteskalation auf dem Maidan verletzten Ukrainer informiert. Aber auch Hilfsorganisationen engagieren sich in letzter Zeit intensiv in der Ukraine, so auch die tschechische Caritas.
„Wichtig ist, dass die Hilfe nicht abbricht. Derzeit herrscht noch eine Solidaritätswelle mit den Opfern der Gewaltaktionen in Kiew, aber diese wird mit der Zeit verebben. Die Menschen werden aber weiter psychologische Hilfe brauchen. Es gibt Kinder, die ihren Vater und Frauen, die ihren Mann verloren haben, es gibt Menschen, die nach einer Verletzung schwer behindert sind und damit leben müssen.“
Der griechisch-katholische Priester P. Rostislav Strojvus vom Caritasverband Olomouc / Olmütz ist vor ein paar Tagen aus der Ukraine zurückgekehrt. Während seiner Reise begegnete er auch jenen Menschen, die ihre Nächsten bei den Gewaltaktionen auf dem Maidan verloren haben. Unter ihnen war auch ein Vater, dessen Sohn starb, so Strojvus:„Der 19-Jährige wurde auf dem Maidan von den Berkut-Truppen brutal zusammengeschlagen, und kehrte dann erst einmal nach Hause zurück. Eine Woche später fuhr er erneut auf den Maidan. An einem Tag verabredete er morgens telefonisch mit seinem Vater, dass man sich am Vormittag in Kiew treffe. Zu der Begegnung kam es aber nicht mehr. Der Junge wurde erschossen, als er half, die Verletzten vom Maidan in Sicherheit zu bringen. Der Vater fand seinen Sohn in der Leichenhalle. Er sagte, er wisse nicht, ob Janukowitsch vor ihm auf Knie fallen solle, aber sicher müsse Janukowitsch vor Gericht gestellt werden.“
Die Caritas-Leute haben Hilfsgelder, Medikamente und medizinisches Material wie zum Beispiel Krücken oder Rollstühle in die Ukraine gebracht. Rostislav Strojvus:„Ich bin davon überzeugt, dass sich die Tschechische Republik vorbildlich an der Hilfe für die Ukraine beteiligt. Zwei Gruppen von Schwerverletzten sind zur Behandlung in Prager Krankenhäusern aufgenommen worden. Die Ukrainer sind für die Unterstützung aus Tschechien sehr dankbar.“
Insgesamt 39 Verletzte vom Maidan sind in den vergangenen zwei Wochen zur Behandlung nach Prag gebracht worden. Die Patienten wurden mit tschechischen Militärflugzeugen aus Kiew ausgeflogen und werden nun in drei Krankenhäusern behandelt. Die ersten drei Patienten konnten am Montag bereits eine der Kliniken verlassen. Sie müssen jedoch noch eine bestimmte Zeit lang in Prag bleiben, sagt Svitlana Porche von der Prager Caritas. Sie ist Koordinatorin des Projektes Medevac, das von der tschechischen Regierung finanziert wird. In seinem Rahmen werden die verletzten Ukrainer in Prag behandelt.
„Die Patienten müssen noch regelmäßig zu Kontrollen in die Klinik kommen. Es ist für sie wichtig, wirklich gesund nach Hause zu reisen. Sie wollen jedoch alle möglichst schnell in die Heimat zurück, wo die Lage aber angespannt ist. Aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Behandlung der ukrainischen Verletzten in Prag bisher die größte Medevac-Aktion ist. Die Patienten in den Krankenhäusern bekommen sehr viel Besuch, und es sind bei weitem nicht nur Ukrainer, die hier leben. Es kommen auch viele Tschechen, die ihre Anteilnahme zeigen oder die Verletzten irgendwie unterstützen wollen. Einen derartigen Besucherandrang hat keines der drei Krankenhäuser bislang erlebt.“