Tschechische Eisenbahnen führen Hochgeschwindigkeitszug Pendolino ein

Hochgeschwindigkeitszug Pendolino

"Wenn einer eine Reise tut, dann hat er viel zu erzählen!" Bezogen auf das Fahren mit den Tschechischen Eisenbahnen-Ceské drahy (CD) hält dieses Sprichwort zumeist nur diese Attribute parat: schmutzig, zu langsam und wenig Komfort. Doch das soll sich ändern, denn spätestens mit dem Fahrplanjahr 2005 wollen die Ceské drahy auch Hochgeschwindigkeitszüge auf der von ihnen bedienten Hauptstrecke Dresden-Prag-Wien einsetzen. Lothar Martin stellt Ihnen diesen Zug, den tschechischen Pendolino, etwas näher vor.

Acht Jahre hat es seit der Vertragsunterzeichnung gedauert, bis der erste von sieben Hochgeschwindigkeitszügen, die künftig auf den Haupttrassen der Tschechischen Republik und auf Teilstrecken der sie umgebenden Nachbarländer zum Einsatz kommen, am Dienstag auf dem Prager Hauptbahnhof der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Da sich der ursprüngliche Lieferant, das Konsortium CKD-Fiat-Siemens, mehrfach umstrukturierte, lag das Projekt fünf Jahre lang auf Eis, ehe der Auftrag von der Gesellschaft Alstom übernommen wurde. Und dieses internationale Konsortium präsentierte nun am Dienstag "das tschechische Modell" aus der Reihe seiner Pendolino-Züge, die bereits in acht europäischen Ländern verkehren. Es sei ein Modell, auf das man stolz sein könne, erklärte Alstom-Generalpräsident Emilio Gallochio, und er fügte auch gleich hinzu, warum:

"Weil das in der Tat der erste interoperative Zug ist, der mit einem Drei-Spannungssystem bestückt ist, denn er kann sowohl auf Elektrifizierungen mit drei Volt als auch mit 15 oder 25 Volt eingesetzt werden."

Diese Spannungen findet man bei den Elektrifizierungen in Tschechien, Österreich und Deutschland vor, so dass der Pendolino hier problemlos verkehren könne. CD-Generaldirektor Petr Kousal nennt jedoch noch einen Vorteil, der für den Pendolino spricht:

"Er ist ausgerüstet mit einer speziellen Neigungstechnik, die es ihm ermöglicht, auch auf kurvenreichen Strecken mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h zu fahren."

Da die Strecken in Tschechien in der Tat sehr kurvenreich sind, erhielten halt gerade der Pendolino und seine Hersteller vor acht Jahren den Zuschlag bei der Auftragsvergabe. Doch nun soll sich die Investition der 4,2 Milliarden Kronen -so der Preis für alle sieben Züge - auch auszahlen. Wie, das verriet der tschechische Verkehrsminister Milan Simonovský in seiner Grußansprache:

"Dieser Zug verkürzt die Fahrzeit von Prag nach Brünn auf zwei Stunden, aber damit noch nicht genug. Der Zug ist in der Lage, in alle europäischen Hauptstädte zu fahren, und ich denke, dass wir mit unseren Nachbarstaaten auch diesbezügliche Vereinbarungen treffen werden. Dann wird uns dieser Zug auch auf längeren Strecken repräsentieren, als dies in unserer Republik der Fall wäre."

Mit der Bundesrepublik Deutschland und mit der Republik Österreich ist man bereits überein gekommen, dass der Pendolino zumindest bis nach Dresden bzw. bis nach Wien verkehren wird. Allerdings fahrplanmäßig frühestens im Frühjahr kommenden Jahres, da der Pendolino bis dahin noch mehrere Tests bestehen und von den jeweiligen Landesbehörden die entsprechende Betriebserlaubnis erhalten muss. Als spätere Ziele sind dann auch Bratislava, Budapest und Warschau im Gespräch.