Tschechische Mitarbeiter für bin Laden
Am Mittwoch haben wir im Rahmen unseres Tagesechos darüber berichtet, dass in der ehemaligen Tschechoslowakei Terroristen aus aller Herren Länder ausgebildet wurden und dass sich diese vorzugsweise mit dem hierzulande hergestellten Plastiksprengstoff Semtex eindecken. Nun deutet einiges darauf hin, dass auch Tschechen in der Organisation des Terroristenführers Osama bin Laden mitwirkten. Olaf Barth berichtet.
Dies geht, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch meldete, aus einem russischen Bericht hervor, der auf Anfrage der UNO ausgearbeitet wurde. In dem Dokument heißt es weiter, bin Laden habe in Afghanistan Anfang des Jahres 55 Stützpunkte und Büros mit 13 000 Gefolgsleuten unterhalten. "Eine unbekannte Anzahl Tschechen und Bulgaren seien in den gut geschützten Lagern in der Provinz Logar - südlich von Kabul - aktiv", so Reuters.
Sowohl die tschechischen Geheimdienste als auch das Außenministerium zeigten sich von dieser Nachricht überrascht. Man könne die Informationen weder bestätigen noch dementieren, ließ der Sprecher des Außenministeriums, Ales Pospisil, verlautbaren. Die tschechischen Behörden verlangten zunächst einmal Einsicht in die russischen Unterlagen.
Innenminister Stanislav Gross erklärte:
"Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass wir bisher keine Hinweise darauf haben, dass irgendwelche tschechischen Staatangehörigen in diesen Stützpunkten gewesen wären. Die Informationen, die in den Medien aufgetaucht sind, untersuchen wir zur Zeit und zwar auf Grundlage des Materials, dass der russische Geheimdienst ausgearbeitet hat, bzw. anhand dessen, was davon bisher veröffentlicht wurde.
Wir bemühen uns also, die Angelegenheit zu aufzuklären, aber im Moment kann ich noch nichts bestätigen."
Kenner der Szene und Situation in Afghanistan haben bereits erste Zweifel an der Nachricht über tschechische Mitstreiter bin Ladens angemeldet:
"Ich habe das mit meinen russischen und bulgarischen Amtskollegen erörtert und beide haben diese Meldung als Desinformation eingestuft", versicherte der tschechische Botschafter in Pakistan, Petr Pribik.