Tschechische Republik schließt Vertrag mit Vatikan ab

Vatikan-Wappen

Als eine der letzten postkommunistischen Staaten hat die Tschechische Republik am Dienstag nach elf Verhandlungsrunden von insgesamt einjähriger Dauer einen Vertrag mit dem Vatikan über die gegenseitigen Beziehungen abgeschlossen. Silja Schultheis berichtet.

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Wie in der Mehrzahl der anderen Ostblockstaaten auch wurden in der Tschechoslowakei die Güter der Kirche vom kommunistischen Regime konfisziert. Und so ist einer der schwierigsten Punkte hinsichtlich der Neuregelung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat die Klärung der Vermögensfragen. Genau diese werden durch den nun ausgehandelten Vertragsentwurf allerdings nicht geregelt. Vize-Außenminister Martin Palous erklärte hierzu, beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, dass das Abkommen keine Probleme lösen könne, die durch die tschechische Rechtsordnung geregelt werden müssen. Stattdessen werden in dem Vertrag in erster Linie die weniger problematischen Bereiche der Zusammenarbeit im Schul- und Gesundheitswesen, im Strafvollzug, der Armee sowie der caritativen Tätigkeit behandelt. Abstrakter ausgedrückt, soll das Dokument die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und dem Heiligen Stuhl auf allgemeinpolitischer und rechtlicher Ebene definieren und den Einfluss der katholischen Kirche in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens beschreiben.

Auf die Frage, ob der Vertrag irgendwelche praktischen Auswirkungen hätte, antwortete Palous, der Entwurf würde keine neuen Verpflichtungen schaffen, sondern lediglich den gegenwärtigen Zustand reflektieren. Nach Ansicht des Sprechers der Tschechischen Bischofskonferenz, Daniel Herman, verpflichte sich die Regierung dennoch zu einer möglichst schnellen und entgegenkommenden Lösung der vermögensrechtlichen Fragen. Der Vize-Außenminister bestätigte, dass der Vertrag in diesem Punkt ein Zeichen setze und den Willen der Tschechischen Regierung signalisiere, in kürzestmöglicher Zeit zu einer vernünftigen Lösung dieser Probleme zu gelangen.

Der ausgehandelte Vertragstext soll nun der tschechischen Regierung noch vor deren Sommerpause vorgelegt werden.