Tschechische Sokolgemeinde veranstaltet ihr XIII. Turnfest

An diesem Wochenende erlebt die tschechische Hauptstadt Prag einen nicht alljährlichen Höhepunkt. Denn am Samstag und Sonntag veranstaltet die Tschechische Sokolgemeinde (COS) ihr XIII. Großes Turnfest, an dem rund 20.000 Sokol-Sportler aus allen Teilen des Landes teilnehmen werden. Außerdem werden über 1300 Mitglieder ausländischer Sokol-Organisationen in der Moldaumetropole erwartet, von denen sich rund 800 aktiv an den im Rosicky-Stadion vorgetragenen Turnübungen beteiligen werden. Weitere Einzelheiten von Lothar Martin.

Der Ursprung des ersten tschechischen Vereins für Körperertüchtigung, des Sokol-Turnvereins, geht bis in das Jahr 1862 zurück. Seit dem Jahr 1926 wird das XIII. Sokol-Turnfest jedoch das erste sein, das nicht im riesigen Masaryk-Stadion auf dem Prager Strahov-Berg durchgeführt wird, sondern "nur" im kleineren, benachbarten Rosicky-Stadion. Doch geblieben ist der traditionelle Empfang beim Präsidenten der Republik, ein fester Bestandteil aller Sokol-Turnfeste seit dem Jahr 1920. Staatsoberhaupt Vaclav Havel kommt dieser Tradition am Freitag nach, wobei er neben Vertretern der Tschechischen Sokolgemeinde erstmals auch Repräsentanten ausländischer Sokol-Organisationen auf der Prager Burg begrüßen wird.

Die Teilnahme von Sokol-Repräsentanten aus Australien, Kanada, Schweden, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Bulgarien und der Slowakei sieht die Tschechische Sokolgemeinde als eine besondere Würdigung ihres langjährigen Wirkens an. Und Sokol-Sportler zu sein, bedeutet nicht nur Sport zu treiben, um des Sportes willen, nein, dahinter verbirgt sich eine erzieherische Filosofie. Welche, das erfuhren wir von Milada Kralova, einer über 70-jährigen Turnfest-Teilnehmerin aus Karlovy Vary/Karlsbad: "Das war eine Erziehung zum Patriotismus, würde ich sagen. Denn in jedem Sokolverein gab es eine Bildungskörperschaft und dort hat man die Mitglieder im Sinne von Anstand und Redlichkeit erzogen."

Eigenschaften, wie sie nicht nur Milada Kralova in der Tschechischen Republik der Gegenwart schmerzlich vermisst. Und einen Grund für die heute etwas ins Hintertreffen geratenen, einst proklamierten Werte sieht Zdenek Svacha, der an der Turnübung der Treuen Garde teilnehmen wird, in der durch totalitäre Regime unterbrochenen Tradition der Sokol-Turnbewegung: "Es ist dies auf die gewaltsame Unterbrechung zurück zu führen. Gewaltsam haben zum einen die Faschisten und zum anderen die Kommunisten die Sokol-Bewegung unterbrochen. Hauptsächlich die Kommunisten haben ihr einen tödlichen Schlag zugefügt. Denn denen war alles fremd, was mit Patriotismus nur annähernd etwas zu tun hatte. Sie propagierten vielmehr den Internationalismus und schlechtes Benehmen."

Doch Zdenek Svacha und Milada Kralova haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich zumindest die neue Generation eines Tages wieder an den von ihnen verinnerlichten Werten orientiert. An diesem Wochenende allerdings wollen sie ganz einfach nur beim Sokol-Höhepunkt dabei sein und allen, die es wünschen, die schönen Seiten von Sport und Körperertüchtigung demonstrieren.