Tschechische Soldaten kämpfen in Anti-Terror-Front gegen El Kaida
Zum ersten Male seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden tschechische Soldaten wieder unmittelbar in militärische Auseinandersetzungen eingreifen. Dieser Tatsache liegt ein Beschluss des Prager Abgeordnetenhauses zugrunde, das am Dienstag darüber entschieden hat, 120 Soldaten einer Spezialeinheit aus Prostejov nach Afghanistan zu entsenden, wo sie sich an der Operation Enduring Freedom beteiligen sollen. Ursprünglich sollte diese Entscheidung bereits am letzten Freitag fallen, doch die Ereignisse um den unerwarteten Rücktritt von Ex-Umweltminister Milos Kuzvart von seiner Kandidatur für das Amt des EU-Kommissars sowie der Schwächeanfall von Ministerpräsident Vladimír Spidla hatten die Militärs für ein paar Tage wieder ins zweite Glied zurücktreten lassen. Welche Auswirkungen dieser Parlamentsbeschluss nun hat und welche Anforderungen er an die Soldaten stellt, dazu mehr von Lothar Martin.
Nach einem entsprechenden Regierungsantrag und dessen Zustimmung durch die obere Kammer des Parlaments, dem Senat, hat nun am Dienstag also auch das Unterhaus der Entsendung der eigenen Soldaten nach Afghanistan zugestimmt. Doch der Mehrheitsbeschluss war letztendlich nur dadurch zustande gekommen, weil auch eine Mehrzahl der oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS) für den Militäreinsatz votiert hatte. Im Gegensatz dazu haben 15 Abgeordnete der Regierungsparteien - 13 Sozialdemokraten und zwei Christdemokraten - gegen die tschechische Unterstützung der Kampfhandlungen in Afghanistan gestimmt, ebenso wie alle kommunistischen Abgeordneten. Deren Auffassung über die Art der Hilfe in Afghanistan legte der Abgeordnete Václav Frank folgendermaßen dar:
"Afghanistan ist eine wirtschaftliche und humanitäre Hilfe bzw. eine Entwicklungshilfe in nicht militärischer Form zu gewährleisten. Und zwar in der Höhe, wie sie für beide Aktionen veranschlagt wurde."
Neben der bereits erwähnten Entsendung der bis zu 120 Mann starken Spezialeinheit aus Prostejov, die bei der Aufspürung und unmittelbaren Bekämpfung der Terrororganisation El Kaida im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet zum Einsatz kommen soll, sind weitere 30 Soldaten zur Unterstützung der ISAF-Mission auf dem Kabuler Flughafen vorgesehen. Die Kosten für beide Einsätze, an denen die Tschechen vorerst ein halbes Jahr lang teilnehmen werden, belaufen sich auf bis zu 290 Millionen Kronen (ca. 9,5 Millionen Euro). Doch laut Generalstabschef Pavel Stefka werden die Transportkosten aller Voraussicht nach von anderer Seite getragen:
"Wir können von dieser Summe den Betrag von ca. 40 Millionen Kronen abziehen, der für den Transport bestimmt ist und der wahrscheinlich von den Vereinigten Staaten beglichen wird."Der tschechische Truppenverband, der bei der direkten Auseinandersetzung mit den Terroristen um Usama bin Laden auf Seiten der Alliierten kämpfen wird, ist eine Aufklärereinheit, die auf das Abhören von verschlüsselten Funkinformationen sowie auf die Überwachung des Terrains einschließlich der Ortung von Personenbewegungen bestens ausgebildet ist. Und sie wurde auch darauf trainiert und geschult, wie sich die Soldaten im Falle einer Gefangennahme zu verhalten haben. Einer der Aufklärer beschrieb es so:
"Wir wurden darauf trainiert, wie man sich zu verhalten und wie man zu kommunizieren hat, sowohl verbal als auch nicht verbal, oder wann und warum man besser nicht mit diesen Leuten kommunizieren sollte. Wir wurden darauf trainiert, wie man seine Chancen aufs Überleben erhöhen kann und wie man weniger leiden muss. Auf der anderen Seite aber auch, wie man verhindern kann, seine Mitkämpfer durch die Preisgabe von Informationen in Gefahr zu bringen."
Aus Gründen der militärischen Geheimhaltung wurde keine Auskunft darüber erteilt, wann und wo genau die tschechischen Soldaten in Afghanistan eingesetzt werden. Sicher ist nur, dass sie innerhalb der nächsten vier Wochen dorthin aufbrechen werden.