Tschechischer Rundfunk feiert 100. Geburtstag – Ausstellung zeigt seltene Fotos

Tschechischer Rundfunk

Am Donnerstag feiert der Tschechische Rundfunk seinen 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt die Galerie im Prager Radiohaus seltene und ikonische Fotos aus einem Jahrhundert Geschichte.

Der Rundfunk feiert hundert Jahre – rozhlas slaví sto let | Foto: Tschechischer Rundfunk

Der Tschechische Rundfunk kann inzwischen auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken. Einige Schlüsselmomente, legendäre Sprecherinnen und Sprecher oder auch der immense technische Fortschritt sind auf den 33 Fotos zu sehen, die für die Ausstellung „Zaostřeno na rozhlas (1923-1989)“ (Rundfunk im Fokus, 1923-1989) zusammengestellt wurden. Einer der Kuratoren ist der Mitarbeiter des Rundfunkarchivs Miloslav Novák:

„Die Fotografien sind nicht unbedingt alle chronologisch angeordnet. Denn wir haben versucht, sie in einem inneren Zusammenhang, aber auch in ihrer Vielfalt darzustellen. Dadurch wechseln sich weitwinklige Darstellungen ganzer Szenerien mit Detailaufnahmen ab – ein Gesicht hängt neben einem Ereignis, eine Persönlichkeit neben einem Ort.“

Rundfunk im Fokus,  1923-1989 | Foto: Tschechischer Rundfunk

So zeigt etwa ein Foto den legendären Schauspieler Vlasta Burian am Studiomikrofon und das Bild daneben sein Auto, das währenddessen vor dem Rundfunkgebäude parkt. Auf einer anderen Aufnahme wiederum ist der damalige Staatspräsident Edvard Beneš bei seiner Radioansprache zu Weihnachten 1937 zu sehen. Dank der guten Fotoqualität ist zu erkennen, welche Passagen Beneš in seinem Manuskript unterstrichen hatte. Viele der gezeigten Aufnahmen würden noch von gläsernen Negativen mit den Maßen 30 mal 40 Zentimetern stammen, erläutert Novák:

„Wir haben die Fotoplatten gereinigt und digitalisiert. Aufnahmen, die nicht auf klassischem Wege restauriert werden konnten, haben wir digital wiederhergestellt. Die Bilder wurden dann mit der traditionellen fotochemischen Methode auf dem Galeriepapier Fuji Maxima vergrößert – so wie sie in der Zeit ihrer Entstehung entwickelt wurden. Das kann heute kein Druckmedium mehr.“

Miloslav Novák  | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International

Dank der Expertise und Leidenschaft der Archivare sind auf einigen Bildern Details ans Licht gekommen, die vorher nicht erkennbar waren. Am besten sei dies auf Foto Nummer 18 zu sehen, sagt Novák. Es zeige das zerbombte Rundfunkgebäude vom 6. Mai 1945. Die besondere, fast übermenschliche Atmosphäre der Aufnahme entstehe durch das einfallende Licht und die sich so bildenden Schatten, so der Kurator:

„Teile des Fotos wurde in den 1940er und 1950er Jahren oft veröffentlicht. Aber erst wir haben herausgefunden, was sich hinter dem Licht verbirgt. Wir haben einen Durchbruch zum nächsten Gebäudeteil enthüllt, den der Fliegertorpedo in die Wand geschlagen hat.“

Foto Nummer 18 | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International

Durch genaues Betrachten und weitere Recherche könne also immer wieder etwas Neues entdeckt werden, fährt der Archivar fort. Darum sei das erste Exponat der Ausstellung auch eine Aufnahme, von der lange tradiert wurde, dass sie das provisorische Zelt in Kbely zeige, in dem 1923 die allerersten Sendungen der Station Radiojournal entstanden. Inzwischen wisse man aber, so Novák, dass das Foto eine spätere Nachstellung der Szene zeige, als der Rundfunk bereits Räumlichkeiten in einem Postgebäude in Prag-Vinohrady nutzte.

Die 33 ausgestellten Fotos sind freilich nur ein Bruchteil dessen, was im Rundfunkarchiv aufbewahrt wird. Tatsächlich fänden sich dort mehr Fotografien als Tonaufnahmen, betonte Archivleiter Tomáš Dufka bei der Vernissage in der vergangenen Woche. Und Miloslav Novák ergänzt, dass einige der Aufnahmen nun zum ersten Mal überhaupt auf Papier entwickelt worden seien:

„Früher wurde viel mit einem 36-er Kinofilm gearbeitet. Auf der Filmrolle haben die Kollegen dann Notizen gemacht, dass etwa die erste, fünfte und siebente Aufnahme entwickelt werden sollen – meist für die Rundfunkzeitung ‚Týdeník rozhlas‘. Darum wissen wir, welche Bilder benutzt wurden und welche nicht. Ausgesucht hat dies eben nicht der Fotograf. Manche Aufnahmen wurden nie auf Papier vergrößert, und dadurch hat sie auch der Fotograf nie gesehen. Das macht es jetzt so interessant, wenn den Fotos mit den zugehörigen Tönen und Texten ein neues Leben und eine neue Bedeutung verliehen werden kann.“

Die Ausstellung „Zaostřeno na rozhlas (1923–1989)“ wird noch bis 29. Juni in der Galerie Vinohradská 12 gezeigt. Sie befindet sich im Prager Rundfunkgebäude und ist vom Foyer auf der Seite der Vinohradská-Straße aus zugänglich. Die Öffnungszeiten sind montags von 12 bis 18 Uhr und donnerstags von 12 bis 14 Uhr.