Tschechisches Fernsehen (CT): Krise dauert an

Kontroverser Fernsehgeneraldirektor Jiri Hodac

Am Donnerstag Abend, kurz vor 19 Uhr, hat die tschechische Nachrichtenagentur CTK in einer Blitzmeldung verkündet: nach 24 stündiger Unterbrechung strahlt das Tschechische Fernsehen (CT) wieder seine Programme aus.

Am Donnerstag Abend, kurz vor 19 Uhr, hat die tschechische Nachrichtenagentur CTK in einer Blitzmeldung verkündet: nach 24 stündiger Unterbrechung strahlt das Tschechische Fernsehen (CT) wieder seine Programme aus. Punkt 19.15 Uhr gab es auch die bekannte Erkennungsmelodie der Nachrichtensendung zu hören und das entsprechende Bild mit dem TV-Logo auf dem Bildschirm zu sehen. Eine Minute später war es jedoch schon wieder aus: auf dem Bildschirm erschien eine Bildtafel, die durch ihren Text der Nation -ähnlich wie bereits am vorangegangenen Tag - eindeutig signalisierte: die Nachrichten werden weiterhin nicht ausgestrahlt und der Kampf zwischen der neuen TV-Leitung, repräsentiert durch den kürzlich ernannten Fernsehgeneraldirektor Jiri Hodac bzw. die von ihm eingesetzte Chefin der Nachrichtenredaktion Jana Bobosikova, und den aufständischen Fernsehschaffenden geht weiter. Jeden Abend treffen sich mehrere Tausend Menschen vor dem CT-Gebäude, um die Belegschaft der Anstalt in diesem Kampf zu unterstützen. In der letzten Nacht trafen die Minister Spidla und Rychetsky mit Vertretern der TV-Gewerkschaft zusammen, allerdings ohne Ergebnis.

Jiri Hodac
Jiri Hodac hat am Mittwoch das Programm beider TV-Kanäle unterbrechen lassen und eine Wiederaufnahme der Sendungen von der Entscheidung des Fernsehrats abhängig gemacht. Dieser lehnte es aber ab zu entscheiden, wer - wie es dessen Vorsitzender Martin Muchka zum Ausdruck brachte - wozu berechtigt sei und wer verpflichtet sei, dies und jenes zu tun. Der tschechische Rat für Fernseh- und Rundfunksendunken hat sich auf seiner Sitzung am Donnerstag auf einen Jiri Hodac an adressierten Aufruf beschränkt, die Programmausstrahlung wiederaufzunehmen. Dies ist dann auch geschehen - mit Ausnahme der Nachrichtensendungen.

Das Geschehen im und um das Tschechische Fernsehen ist nach wie vor das zentrale Thema aller einheimischen Medien, natürlich auch im Tschechischen Rundfunk, der in dieser Angelegenheit viele Persönlichkeiten zu Wort kommen lässt. Am Donnerstag war es auch die Chefin der Nachrichtenredaktion im Tschechischen Fernsehen, Jana Bobosikova. Auf die Frage, warum die TV-Bildschirme am Mittwoch dunkel wurden, sagte sie:

"Die Fernsehschirme der beiden Kanäle der öffentlichrechtlichen TV-Anstalt wurden dunkel, weil darüber ein legitim gewählter Direktor entschieden hat. Und dieser Direktor hat so entschieden, weil es nicht in seiner Macht stand, dafür, was auf dem Bildschirm zu sehen war, die Verantwortung zu übernehmen."

Im CT-Gebäude hielten sich "unautorisierte Personen auf, die einen ordentlichen Sendeablauf verhinderten", hieß es zur Begründung der Programmsperre. Dazu sagte Jana Bobosikova:

"In unserem Land haben wir Abgeordneten und Senatoren, die über eine bestimmte Immunität verfügen. Ich muss gestehen, dass ich mir nicht sicher bin, ob Abgeordnete bzw. Senatoren sich in den Abendstunden in der Zentrale der Nachrichtenredaktion aufhalten sollten, wie dies in diesen Tagen geschieht. Und noch etwas. Nachdem TV-Mitarbeiter es abgelehnt haben, jeglichen Dialog mit mir zu führen, habe ich sie aufgefordert, ihre Arbeitsräume zu verlassen."

Auf Anweisung der Nachrichtenchefin sollten die Redakteure zu Hause bleiben und über die Arbeit im Fernsehen, wie sie besser gemacht werden könne, nachdenken. Da diese Anweisung von ihnen nicht befolgt worden sei, habe sie sich für einen weiteren Schritt entschieden: rund 20 Redakteuren wurde gekündigt.

Am selben Tag sendete der Tschechische Rundfunk die regelmäßige Talkshow Radioforum und auch hier zeigte sich, wie kontrovers das Thema "Tschechisches Fernsehen" reflektiert wird. Die Meinung derer, die auf der Seite der revoltierenden Fernsehleute stehen, präsentierte hier der Publizist Jan Urban. Man müsse zwischen Gesetz und Gerechtigkeit unterscheiden, sagte er und fügte hinzu:

"Aufgrund eines Gesetzes wurde Magister Jan Hus verbrannt, aufgrund des Gesetzes wurden tschechische Patrioten während des Krieges nach dem Attentat auf Heydrich hingerichtet, gemäss einem Gesetz hat man uns als Dissidenten im Gefängnis eingesperrt, Hunderttausende wurden auf Arbeit entlassen. Wenn die Gesellschaft nicht über das Recht verfügt zu sagen, das Gesetz ist schlecht, und demnach seine Verbesserung verlangen kann, dann behaupte ich, dass sich die Dummheit und die Macht jedes Mal in der Geschichte hinter einem Gesetz versteckt halten will. Sollte das Resultat dieser Krise die Privatisierung der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt sein, nach der Vaclav Klaus und ein Teil seiner Partei rufen, dann muss ich mir denken, dass diese Krise künstlich heraufbeschworen wurde und dass der inkompetente Fernsehrat einen von Anfang an unakzeptablen Direktor gewählt hatte."