Tschechoslowakei 1968 - Georgien 2008 - Radio Prag

Schon wieder sind zwei Wochen vergangen: Zeit also für unser Hörerforum. Patrick Gschwend hat wieder einmal in der Post gestöbert.

Wie alle zwei Wochen ist es diesmal wieder an der Zeit unseren Briefkasten zu öffnen und zu erzählen, was wir in der Post gefunden haben. Ahoj und herzlich Willkommen zu unserem Hörerforum! Auch diesmal waren unter den Zuschriften viele Empfangsberichte von Ihnen. An alle, die uns welche gesendet haben ein herzliches Dankeschön! Diesmal kamen sie zum Beispiel von Clemens Schulz aus Mönchengladbach, Ulrich Mühlenkamp aus Gemmingen, Bernd Westhölter aus Wermsdorf, Georg Pleschberger aus Villach und Johannes Smohltschitsch aus Subotica in Serbien. Paul Gager aus Deutschkreutz schickte uns zusammen mit seinem Empfangsbericht auch eine Sonderbriefmarke der österreichischen Post als Geburtstagsgeschenk. Denn am 31. August 1936 gingen die Auslandssendungen des Tschechischen Rundfunks das erste Mal über den Äther. Vielen Dank für diese kleine Aufmerksamkeit, Herr Gager!


In den letzten zwei Wochen haben uns wieder viele Meinungen zur Niederschlagung des Prager Frühlings vor 40 Jahren erreicht. Wir hatten dem Thema ja eine zweiwöchige Sonderserie gewidmet, die viele von Ihnen zum Stift und in die Tastaturen greifen ließ. So schrieb uns Jörg-Clemens Hoffmann aus Alsbach-Hähnlein:

„Mit Spannung und großem Interesse habe ich Ihre Sondersendung zum 40. Jahrestag des sowjetischen Einmarsches in die Tschechoslowakei erwartet. Das Programm hat mich außerordentlich angesprochen und bewegt. Insbesondere die Originalaufnahmen des Tschechoslowakischen Rundfunks haben die Dramatik der Situation vor und in dem Rundfunkgebäude besonders verdeutlicht.“

Praga im August 1968
Auch für uns in der Redaktion war das Hören der Originalaufnahmen von damals ein eindrückliches Erlebnis. Sie führten uns noch einmal vor Augen, oder besser vor Ohren, unter welchem Druck die Kollegen von damals bei der Ausübung ihrer Arbeit standen. Auch Bernd Woitunik aus Leisnig teilte seine Erinnerung an den Einmarsch mit uns. Er war damals bei Freunden in der Tschechoslowakei.

„Es war schrecklich, das mitzuerleben. Man musste alles erdulden, ohne helfen zu können. Immer werde ich mich an die Worte einer Frau aus Brandys an der Elbe erinnern. Sie sagte mir: ‚Wir haben für kurze Zeit die Freiheit kennen gelernt und werden das nie wieder vergessen.’ Die schreckliche Niederschlagung des Prager Frühlings hat mich tief getroffen. Ihre Sendungen über die damaligen Ereignisse waren aber wirklich gut, und haben mir auch gut getan.“

Für Bernd Henze aus Köhra war unsere 68er Sonderserie ein Anlass uns nach jahrzehntelanger Pause wieder zu hören.

„Vor 40 Jahren hörte ich in Ost-Berlin regelmäßig Radio Prag. Bereits als Vierzehnjähriger schrieb ich Ihnen und bekam auch sogleich Antwort. Ihre letzte Post erreichte mich im Februar 1968. Darin war auch ein Radio-Prag-Anstecker, den ich regelmäßig getragen habe. Nach den Ereignissen Ende August 1968 riet man mir, ihn lieber zu Hause zu lassen. Nach dem 21. August 1968 war es relativ uninteressant Hörer von Radio Prag zu sein. Wie alles niedergewalzt und ideologisch gedeckt wurde, kannte man. Heute nun – nach 40 Jahren – habe ich die Stimme aus der Goldenen Stadt wieder gehört. Warum? Weil mich die Ereignisse von damals auch heute noch beeindrucken, und beim Hören der Sondersendungen zieht die gelebte Geschichte wieder an mir vorbei. Warum ich nicht schon früher nach 1989 wieder geschrieben habe, weiß ich nicht. Vielleicht brauchte es wirklich so einen ‚runden Gedenktag’.“

So traurig der Anlass auch ist, freuen wir uns, dass Sie uns nun wieder Ihr Ohr geschenkt haben, Herr Henze!


Außer der Niederschlagung des Prager Frühlings tauchte in den letzten zwei Wochen vor allem noch ein anderes Thema in Ihren Briefen, Postkarten und Emails auf. Und ebenso wie die Politiker in Tschechien haben Sie es mit der Invasion der Warschauer-Pakt-Armeen in die Tschechoslowakei im August 1968 verknüpft. Es geht um den Konflikt zwischen Russland und Georgien. So meint Ulrich Stühmke aus Essen:

„Die Ereignisse im Kaukasus sind wohl sehr ernst zu nehmen. Sie machen klar, wie wenig aus der Geschichte gelernt wurde. Zustände, wie im August 1968 in Prag, wünscht sich niemand mehr.“

Fritz Andorf aus Meckenheim wundert sich über die Meinung des tschechischen Präsidenten Václav Klaus, der wiederholt erklärt hat, Georgien trage die Hauptschuld an dem Konflikt mit Russland.

„Ich kann mich noch gut an die Ohnmacht des Westens gegenüber der brutalen Aggression der Warschauer-Pakt-Staaten gegen die Tschechoslowakei erinnern. Umso weniger verstehe ich die Haltung des tschechischen Staatspräsidenten zur Besetzung georgischen Gebiets durch russische Truppen. Es stimmt, dass der georgische Präsident den Konflikt zwar begonnen hat. Aber rechtfertigt das die Bombardierung georgischer Städte oder die Besetzung des Kernlandes von Georgien durch russische Truppen? Ist die Erinnerung an 1968 bei Vaclav Klaus schon verblasst?“


QSL-Karte 2008 | Foto: ČTK
Zum Abschluss des heutigen Hörerforums aber zu etwas erfreulicheren Dingen. Hin und wieder bekommen Sie für Ihre Empfangsberichte kleine Geschenke von uns. Wir freuen uns darüber, wenn die bei Ihnen Anklang finden. Deshalb war es schön zu lesen, was uns Heinrich Eusterbrock aus Kaufbeuren schrieb.

„Das magnetische Lesezeichen finde ich sehr praktisch und benutze es daher auch. Das Papplineal liegt auf meinem Stationstisch und wird eigentlich jeden Tag verwendet. Mit dem Wasserball spielt unsere Enkelin Fußball. Sie sehen, es sind alles sehr nützliche Dinge.“

Als wir die Worte von Michael Lindner aus Triptis lasen, wurden wir fast rot vor Verlegenheit.

„Eure deutschsprachigen Programme werden in Deutschland gebraucht und gerne gehört. Eine akustische Medienwelt ohne Radio Prag wäre für mich eine echte Katastrophe, da ich voller Stolz berichten kann, dass ich mit Radio Prag groß geworden bin. Mich verbindet nicht nur die Freundschaft und das Interesse mit Radio Prag, sondern mir sind auch land und Leute tief ans Herz gewachsen. Ich habe nur eine Bitte: Macht weiter so mit Euren qualitativ hochwertigen Programmangeboten, und Ihr werdet immer ein glühender Stern am Medienhimmel sein!“

Vielen Dank für die Blumen! Ihr Lob freut uns sehr und spornt uns an. Sollten Sie Kritik oder Anmerkungen haben, so sind wir daran aber natürlich auch interessiert. Sie können alles schicken an Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Per Email sind wir unter [email protected] zu erreichen. Für heute ist das Hörerforum nun zu Ende. Bis zum nächsten Mal in zwei Wochen!