TU Prag startet eigene Kinderuniversität mit Erfolg und Perspektive

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Kinder und Jugendliche in Tschechien haben stets komplett über die Sommermonate Juli und August Schulferien. Eine lange Zeit, die die Heranwachsenden mit möglichst viel Spaß und unterhaltsamer Beschäftigung verbringen wollen. In dieser Woche nutzen knapp 100 von ihnen ein Angebot der Technischen Universität in Prag (ČVUT) unter dem Motto „Überall um uns herum ist Wissenschaft“. Es handelt sich um den ersten Jahrgang einer Kinder-Universität, die am Freitag mit den Titeln „Junger Bachelor“ oder „Junger Ingenieur“ abgeschlossen wird.

Kinder-Universität  (Foto: ČT24)
Die sogenannte Kinder-Universität hat in Tschechien bereits eine kleine Tradition. Im Herbst 2014 starteten die Unis in Brno / Brünn und Plzeň / Pilsen ihr jeweiliges Pilotprojekt, die Hochschulen in Liberec / Reichenberg, Olomouc / Olmütz oder die Prager Karlsuniversität haben sogar noch früher damit begonnen. Der Anstoß zur Durchführung von lehrreichen wie unterhaltsamen Seminaren für Kinder der Grundschulklassen 1 bis 8 an der Prager TU aber kam aus der Slowakei. Michaela Kostelecká ist Cheforganisatorin der jüngsten Kinder-Uni:

Michaela Kostelecká  (Foto: ČT24)
„Die Inspiration dazu gab uns vor allem die älteste Kinder-Universität bei unseren Nachbarn. Sie wird an der Uni in Prešov veranstaltet und dort von meiner Schwester organisiert. Das hat mich überzeugt, denn ich arbeite ebenfalls als Wissenschaftlerin, nur eben an der TU in Prag. Daher habe ich meine Kollegen und Kolleginnen angesprochen; sie waren von der Idee begeistert, so dass wir uns entschlossen haben, die Kinder-Universität auch bei uns zu veranstalten.“

Insgesamt waren es über 40 Fachlehrkräfte der Technischen Universität, die die einwöchige Veranstaltung für die Grundschulkinder vorbereitet haben. Das Programm, das sie dabei anbieten, ist sehr bunt und umfangreich:

Kinder-Universität  (Foto: ČT24)
„Die Kinder nehmen an fachlichen Vorträgen und Seminaren teil, sie sehen eine wissenschaftliche Show, bei der unter anderem Feuer und Blitze simuliert werden. Die Kinder können zudem Lego-Roboter inspizieren oder aber ihre technischen Fähigkeiten an Elektroautos einschließlich eines nachgebildeten Formel-1-Rennwagens sowie in Flugsimulatoren testen. Wir bieten ihnen eine ganze Reihe von Attraktionen.“

Kinder-Universität  (Foto: Archiv der Kinder-Universität)
Das Ziel dieser Kinder-Universität wie auch aller anderen ist, Schüler und Schülerinnen der Grund- und Mittelschulen mehr als bisher für Berufe im naturwissenschaftlichen und technischen Zweig zu begeistern. Dies deckt sich mit den Forderungen der Wirtschaft, die sich für den Lernprozess der Heranwachsenden mehr Praxisorientierung wünscht – und das gerade für die genannten Bereiche, in denen hierzulande teils händeringend qualifizierte Arbeitskräfte gesucht werden. Dass das Interesse für diese Zweige durchaus vorhanden ist, bestätigt eine junge Teilnehmerin der laufenden Kinder-Universität:

Kinder-Universität  (Foto: Archiv der Kinder-Universität)
„Ich will mich erproben in der Arbeit, die beispielweise Architekten, Physiker und andere Naturwissenschaftler tun“, erklärt das Mädchen.

Abgeschlossen wird die einwöchige Kinder-Universität der TU Prag am Freitag mit der feierlichen Vergabe von Diplomen. Der Nachwuchs darf sich dann „Junger Bachelor“ (Bc. jr.) oder „Junger Ingenieur“ (Ing. jr.) nennen. Dafür müssen die Teilnehmer aus den Klassen 1 bis 4 beziehungsweise 5 bis 8 entsprechende Diplomarbeiten einreichen, deren Schwierigkeitsgrad aber kindgerecht ist. Bereits jetzt aber wissen die Pädagogen und Wissenschaftler der TU Prag, dass ihre Initiative auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Michaela Kostelecká:

Kinder-Universität  (Foto: Archiv der Kinder-Universität)
„In diesem Jahr haben wir 96 Kinder für unser Pilotprojekt zugelassen. Das Interesse an der Kinder-Universität indes ist so groß, dass wir uns entschlossen haben, im kommenden Jahr bereits 400 Kinder daran teilnehmen zu lassen. Doch schon jetzt zeigt sich, dass auch diese Kapazität nicht ausreicht, um die gesamte Nachfrage zu berücksichtigen.“