Tschechische Wissenschaftler entwickeln akustischen Schussdetektor: 99 Prozent Erkennungsquote

Der akustische Schussdetektor

Schusswaffen stehen derzeit in Tschechien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. So sollen nach dem Amoklauf an der Prager Karlsuniversität die Gesetze verschärft werden. Aber auch Wissenschaftler beschäftigen sich mit dem Thema. Elektrotechniker der Prager Technischen Universität haben nämlich den Prototyp eines neuen akustischen Schussdetektors entwickelt.

Illustrationsfoto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Akustische Schussdetektoren sollen erkennen, ob irgendwo geschossen wird oder es sich nur um einen harmlosen Knall handelt. In den USA beispielsweise werden sie in vielen Städten an öffentlichen Orten eingesetzt. Das Problem jedoch sei weiterhin ihre Unzuverlässigkeit, ist immer wieder von Experten zu hören.

Nach dem Amoklauf am 21. Dezember an der Prager Karlsuniversität wird auch in Tschechien über solche Detektoren diskutiert – zum Beispiel im Krisenstab der Hochschule, der die Ereignisse aufarbeiten und die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen soll. In diese Diskussion hinein haben Wissenschaftler der Technischen Universität in Prag (ČVUT) ein System akustischer Überwachung mit hoher Effizienz präsentiert.

„Unser Detektor kann mit mehr als 99 Prozent Sicherheit einen Schuss von einem anderen akustischen Impuls unterscheiden“, schilderte Jakub Svatoš in einem Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Er arbeitet im Fachbereich für Messungen der Fakultät für Elektrotechnik.

Das Forschungsprojekt ist jedoch nicht erst jetzt entstanden, sondern läuft schon seit 2016. Es beruht auf Künstlicher Intelligenz…

Fachbereichsleiter der FEL ČVUT,  Professor Jan Holub | Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

„Einzigartig an dem System ist, dass über künstliche neuronale Netze auch der Waffentyp respektive das Kaliber bestimmt werden können. Darin unterscheidet es sich von anderen, die nur Schüsse erkennen und sie lokalisieren. Bei der Erkennung des Waffentyps erreicht der Detektor eine Erfolgsquote von über 90 Prozent“, erläutert Svatoš.

Die Experten haben dies ihrer Aussage nach auch in lauter Umgebung etwa in Städten überprüft.

Bisher ist das System nur auf Schusswaffen der tschechischen Armee und die gängigsten Modelle für Sportschützen trainiert. Es sei jedoch kein Problem, die Künstliche Intelligenz mit weiteren Typen zu füttern, so Svatoš. Und wie funktioniert der Detektor?

Unser Detektor arbeitet autonom. Falls er einen gefährlichen akustischen Vorfall erkannt hat, kann er innerhalb weniger Sekunden die entsprechenden Stellen informieren.

„Er besteht aus einer oder mehreren Einheiten, die mit zwei Mikrophonen ausgestattet sind und durchgehend die Umgebung überwachen. Bei einer Gefahrenlage etwa durch einen Schuss senden alle Einheiten, die das Geräusch wahrgenommen haben, ihre Koordinaten an einen zentralen Server. Dort wird automatisch bestimmt, ob es sich um einen Schuss gehandelt hat oder nicht – und eben auch, aus welchem Waffentyp der Schuss kam.“

Ein weiterer Vorteil des Gerätes ist nach Ansicht des Elektrotechnikers, dass dieses nicht extra von Menschen bedient werden müsse:

„Unser Detektor arbeitet autonom. Falls er einen gefährlichen akustischen Vorfall erkannt hat, kann er innerhalb weniger Sekunden die entsprechenden Stellen informieren.“

Das System befinde sich allerdings noch in der Entwicklungsphase, sagt Jakub Svatoš. Aber man habe bereits mehrere Prototypen entwickelt. Wie Fachbereichsleiter Jan Holub gegenüber der Presseagentur ČTK erläuterte, wäre man froh, wenn die Forschungserfolge nun in ein konkretes Produkt münden würden. Und Svatoš ergänzt:

„Wir sind offen dafür, unser Knowhow allen Interessierten anzubieten und gegebenenfalls unser System für kommerzielle Zwecke zugänglich zu machen.“

Autoren: Till Janzer , Martina Mašková | Quelle: ČTK
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