Übergansdirektor Balvin zum Intendanten des Tschechischen Fernsehens gewählt
Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender CT hat neun Monate nach der "Fernsehkrise" einen neuen Intendanten. Oder eher einen alt-neuen: Zum Intendanten wurde am Mittwoch Jiri Balvin gewählt, der dem Sender bereits seit Februar als Übergangsdirektor vorstand und sich nun gegen zwei Konkurrenten durchsetzte. Markéta Maurová berichtet.
Zehn der fünfzehn Mitglieder des Fernsehrates haben am Mittwoch den bisherigen Interimsdirektor Jiri Balvin unterstützt. Obwohl knapp, gewann er so bereits in erster Wahlrunde die notwendige Drei-Fünftelmehrheit. Seinen Erfolg kommentierte Balvin, wie folgt:
"Es ist nicht möglich, bei allen Leuten Gefallen zu erregen. Ich erwarte aber im Prinzip eine positive Reaktion in dem Sinne, das die Krisenzeit, die Übergangszeit definitiv endet und eine normale, professionelle, alltägliche, harte Arbeit beginnt."
Der neue Intendant will sich besonders auf Reorganisation und personelle Reduzierung des öffentlich-rechtlichen Senders konzentrieren, wofür er seinen Schätzungen nach etwa zwei Jahren brauche. Balvin kündigte ein wesentlich rasanteres Vorgehen an, als es in der Übergangsfunktion möglich gewesen sei. Sofort will er Auswahlverfahren für Managerfunktionen sowie Chefredakteure des Senders ausschreiben.
Die Wahl hat verlegene Reaktionen hervorgerufen. Gleich danach verzichtete Ratsmitglied Svatopluk Karasek auf seine Funktion, der einen der beiden Gegenkandidaten unterstützte:
"Ich kann nicht Geld für etwas nehmen, wofür ich keine Mitverantwortung tragen kann. Ich habe persönlich nichts gegen ihn, es fehlen ihm aber bestimmte Fähigkeiten, die der Direktor jetzt braucht. Um den Koloss aus der Krise herauszuführen, muss man seine Vision haben, über wirtschaftliche und Managerfähigkeiten und weitere Voraussetzungen verfügen, die ich bei Jiri Balvin nicht gefunden habe."
Für Jiri Balvin sprach sich u.a. der Vorsitzende des Fernsehrates, Jan Mrzena, aus. Wie er jedoch betonte, wolle er nicht über den besten Kandidaten sprechen. Der Rat sei per Gesetz beauftragt, einen Kandidaten zu finden, auf den sich eine Drei-Fünftel-Mehrheit einigen könne.
"Persönlich bin ich der Meinung, dass Jiri Balvin so wie jeder Manager, wie jeder Mensch seine starken und schwachen Seiten hat. Ich hoffe, dass er bei der Leitung des Tschechischen Fernsehens die starken Seiten geltend macht. Dabei handelt es sich um solche Sachen wie eine praktische Vision, wie das Tschechische Fernsehen als öffentlich-rechtliches Medium aussehen kann, und auch eine praktische Vision in Bezug auf die Restrukturalisierung des Senders als Betrieb, als System."
Während des Auswahlverfahrens wurde über die mögliche Beeinflussung des Rates viel diskutiert. Jan Mrzena dazu:
"Wir leben in einer Gesellschaft, in der man den Druck der Mitarbeiter sowie den aus der politischen Sphäre und aus verschiedenen Interessengruppen nicht ausschließen kann. Jede dieser Gruppen hat dafür ihre guten Gründe. Wir suchten nach Möglichkeiten, diesen Druck möglichst zu mindern. Einen politischen Druck auf meine Person habe ich nicht gespürt und mit dem Lobbyismus konnte ich mich auseinandersetzen, so dass sie meine Entscheidung überhaupt nicht beeinflussten."