"Umelecká beseda" begeht 140. Jubiläum

Josef Sima: Insel

Vor 140 Jahren wurde der älteste tschechische Künstlerverein, der Verein "Umelecká beseda" gegründet. Im folgenden Spaziergang durch Prag lädt Sie Martina Schneibergova in die Ausstellung ein, die anlässlich des runden Jubiläums diese Woche in der Prager Stadtbibliothek und im Altstädter Rathaus eröffnet wurde.

Seit der Gründung des Künstlervereins "Umelecká beseda" im Jahre 1863 waren namhafte Persönlichkeiten der damaligen Kulturszene seine Mitglieder - wie z. B. der Komponist Bedrich Smetana, der Maler Josef Mánes oder der Wissenschaftler Jan Evangelista Purkyne. Die Galerie der Hauptstadt Prag bereitete anlässlich des runden Jubiläums des Künstlervereins eine repräsentative Ausstellung vor, in der sich die Öffentlichkeit mit den Werken berühmter Persönlichkeiten bekannt machen kann, die in der Vergangenheit zur "Umelecká beseda" gehörten oder die heute deren Mitglieder sind. Die Ausstellung ist in einige Abschnitte gegliedert - einleitend werden Werke gezeigt, die zwischen 1863 und dem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Dann folgt die Zeitetappe vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Und schließlich wird das gegenwärtige Schaffen des Künstlervereins vorgestellt - von dessen Wiedergründung nach der politischen Wende von 1989 bis in die Gegenwart. In der Stadtbibliothek kann man in chronologischer Reihenfolge Beispiele aus dem Schaffen der Begründer von "Umelecká beseda" und der Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Zeichnung und Graphik bewundern. Ein weiterer Teil der Ausstellung wurde in den Räumlichkeiten des Altstädter Rathauses aufgebaut. Dort sind neben Gegenwartskunst Fotografien und Typografien ausgestellt. Außerdem werden dort auch Beispiele der Publikationstätigkeit des Vereins präsentiert - dabei geht es sowohl um Zeitschriften als auch um Bücher. In der Jubiläumsausstellung fehlen auch nicht Dokumente, die mit der Tätigkeit der Vereinigung zusammenhängen sowie Beispiele von Werken, deren Autoren nicht bildende Künstler, sondern Mitglieder der literarischen und der musikalischen Sektion von "Umelecká beseda" sind. Die Auswahl der Exponate hing jedoch nicht nur von den bedeutenden Namen, sondern auch von der Kapazität der Ausstellungsräume und der Möglichkeit ab, welche Kunstwerke ausgeliehen werden konnten.

Die Rolle des Künstlervereins "Umelecká beseda" in der tschechischen Kultur war sehr vielseitig, denn er beeinflusste nicht nur die Entwicklung im Kunstbereich, sondern auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Unter den Begründern waren - wie bereits erwähnt - namhafte Persönlichkeiten - mit dem Komponisten Bedrich Smetana an der Spitze. Symbol des Vereins sind drei Blüten und drei Saiten einer stilisierten Lyra - sie stehen sinnbildlich für die Verbindungen zwischen der Poesie, der bildenden Kunst und der Musik, der drei Sektionen, die es im Verein bis heute immer noch gibt. Von Bedeutung waren die Herausgeberaktivitäten des Vereins, der ein Sammelheft mit dem Titel "Zivot" (Leben) und die Bücherreihen "Cesta umení" (zu deutsch etwa Wege der Kunst) und "Zivé umení" (Die lebendige Kunst) herausgab.

Künstlerverein Umelecka Beseda
Die Sektion für bildende Kunst organisierte regelmäßig Ausstellungen aus dem Schaffen der Mitglieder von "Umelecká beseda" sowie monographische Ausstellungen. In der Zwischenkriegszeit wurden die folgenden Ausstellungen veranstaltet, an die in den Künstlerkreisen bis heute erinnert wird: 1931 war es die "L´Ecole de Paris", 1936 eine Josef Síma-Ausstellung, 1937 wurde alte Kunst aus der Slowakei präsentiert und schließlich 1938 böhmische Barockkunst. Der Verein stellte seine Aktivitäten nicht einmal in der Zeit der beiden Weltkriege ein. Er war auch für die damals neuen künstlerischen Strömungen geöffnet. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Tätigkeit von "Umelecká beseda" drastisch eingeschränkt, die formalen Aktivitäten wurden von dem offiziellen so genannten "Verband der bildenden Künstler" übernommen, der den sozialistischen Realismus propagierte. Die letzte Jubiläumsausstellung mit dem Titel "100 Jahre ´Umelecká beseda´" fand 1963 in der Reitschule der Prager Burg statt. Während der Zeit der sogenannten "Normalisierung" Anfang der siebziger Jahre wurde der Künstlerverein aufgelöst, 1972 folgte durch einen Erlass das offizielle Ende.

Der Künstlerverein "Umelecká beseda" wurde 1990 neu gegründet. Heute beteiligen sich Künstler aller Generationen an der Tätigkeit der drei Sektionen. Die Anhänger des Vereins treffen u.a. an den regelmäßigen so genannten "musikalischen Dienstagen" zusammen. Bei der Vernissage der Ausstellung fragte ich Eva Petrová, die für das Ausstellungskonzept verantwortlich ist, nach den Beweggründen für die Entstehung des Künstlervereins:

"1863 wurde von Musikern, Literaten und bildenden Künstlern ein Künstlerverein Namens ´Umelecká beseda´ gegründet. Es beteiligten sich daran damals hervorragende Persönlichkeiten des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens - wie Bedrich Smetana, Karel Purkyne sowie Jan Evangelista Purkyne. Es war die Zeit eines künstlerischen Aufschwungs. Als Motto haben sie damals gewählt: Freiheit in der Kunst."

Es war offensichtlich nicht einfach, eine Auswahl aus den Werken für diese Ausstellung zu treffen?

"Das ist eine Arbeit, die von der Idee ausgeht, was wir hier haben wollen. Es ist uns gelungen, unsere Idee in die Tat umzusetzen - dank einigen Galerien und anderen Institutionen. Wir sind vor allem der Galerie der Hauptstadt Prag sehr dankbar, denn diese Räumlichkeiten sind für unsere Ausstellung gut geeignet. Ein anderer Teil der Ausstellung wurde im Altstädter Rathaus installiert."

Haben Sie hier einige besonders beliebte Kunstwerke?

"Ja, viele. Das sind vor allem Persönlichkeiten, deren Werke am Anfang der Ausstellung zu sehen sind. Ich liebe sehr Purkyne und Mánes, Síma, die Künstler von der "UB 12" und ich bewundere sehr den Maler aus Tábor Karel Valter, der heute 95 Jahre alt ist, und er arbeitet an neuen Sachen..."

Anlässlich der Jubiläumsausstellung wurde neben dem Katalog auch ein Buch mit dem Titel "Freiheit in der Kunst" herausgegeben, in dem Rudolf Matys die Geschichte von "Umelecká beseda" zusammenfasste. Die Ausstellung ist in der Prager Stadtbibliothek und im Altstädter Rathaus bis zum 1. Februar nächsten Jahres geöffnet.