Ungewöhnliche Verflechtungen: Musikfestival in Český Krumlov startet Kartenverkauf
Das Internationale Musikfestival in Český Krumlov / Krumau findet erst im Sommer nächsten Jahres statt. Der Kartenverkauf wurde jedoch bereits eröffnet, und die Veranstalter haben diese Woche das Programm vorgestellt.
Bei der 34. Auflage des Musikfestivals in Krumau stehen im kommenden Jahr insgesamt 47 Konzerte auf dem Programm, bei denen Künstler aus der ganzen Welt auftreten. Unter ihnen sind der israelische Geiger Maxim Vengerov und der spanische Gitarrist Pablo Sáinz Villegas. Wie jedes Jahr hat die Musikveranstaltung auch 2025 ein Motto. Festivaldirektorin Gabriela Rachidi:
„Das Thema im nächsten Jahr lautet: Unerwartete Verflechtungen. Wir werden Werke miteinander verbinden, die sonst im Rahmen eines Konzerts nicht erklingen. Dabei sind wir so frech, dass wir die Kompositionen nicht nacheinander spielen, sondern eine mit einer anderen verflechten. Diese Werke werden vor allem im Rahmen einer neuen Konzertreihe mit dem Titel ,Neue Verbindungen‘ dargeboten. Diese Reihe ist sehr experimentell und präsentiert die Gegenwartsmusik.“
Laut Gabriela Rachidi werden beim Festival einige Werke ihre Premiere erleben, darunter sind Kompositionen von Martin Kux und Jiří Trtík. Und nicht nur das.
„Wir bringen den mobilen Konzertsaal UFO nach Krumau. Dieser entstand unter der Teilnahme des renommierten tschechischen Gegenwartskomponisten Miroslav Srnka. Auch das Fama-Quartett wird Musik von tschechischen sowie ausländischen Gegenwartskomponisten spielen.“
Das Eröffnungskonzert unter dem Titel „Das unerwartete Barock“ findet der Festivaldirektorin zufolge auf einem kleinen See im Schlosspark statt. Auf dem Weg zum See begegnen die Besucher Barockpersönlichkeiten, die von Mitgliedern der Performer-Gruppe runOperun gespielt werden.
In den vergangenen Jahren traten auch viele renommierte Opernstars beim Festival auf, darunter Jonas Kaufmann, Plácido Domingo, Juan Diego Flórez und Renée Fleming. Opernarien würden auch im kommenden Jahr zum Programm gehören, wie die Festivaldirektorin anmerkt:
„Der maltesische Tenor Joseph Calleja, den ich für einen der besten Tenöre der Gegenwart halte, tritt beim Abschlusskonzert auf. Neben ihm wird beim selben Konzert noch Ester Pavlů Arien aus Bizets ,Carmen‘ singen. Jiří Bubeníček kommt nach einem Jahr wieder nach Krumau, um eine Choreografie für das Abschlusskonzert zu entwerfen. Bei weiteren Konzerten sind die Sopranistin Simona Houda Šaturová und die Mezzosopranistin Markéta Cukrová zu hören und zu sehen. Zudem möchte ich auf den Auftritt des französischen Quartetts Quatuor Ébène aufmerksam machen. Und nicht zuletzt spielt der hervorragende tschechische Geiger Jan Mráček bei einem Konzert mit jungen talentierten Musikern aus fünf Ländern.“
Die Festivalveranstalter versuchen jedes Jahr, neue Orte für die Konzerte zu finden. Gabriela Rachidi:
„Diesmal werden wir unsere Konzerte an 17 Orten veranstalten, nicht nur in Krumau, sondern auch in seiner Umgebung, etwa in Boletice oder Kaplice. Dort werden wir zum ersten Mal sein.“
In der Stadt Kaplice / Kaplitz werden erstmals Konzerte des Krumauer Musikfestivals stattfinden, wie Gabriela Rachidi bereits sagte. Dazu ein Gespräch mit dem tschechischen Cellisten Tomáš Jamník:
Herr Jamník, Sie werden mit weiteren Künstlern in Kaplice spielen. Es treten dort Musiker von der Akademie der Kammermusik auf, die Sie gegründet haben. Was steht auf dem Programm, und wie funktioniert die Akademie?
„Auf dem Programm stehen zwei Konzerte – das erste am Nachmittag, das zweite heißt Nocturno und findet am Abend im dortigen Stadtpark statt. Die Akademie der Kammermusik ist ein Konzept, das aus Rheinland-Pfalz übernommen wurde, wo es die Stiftung Villa Musica gibt. Wir haben Probespiele für junge Studierende bis zu 26 Jahren. Mit den besten Musikern arbeiten wir zusammen. Am 31. Juli stellen wir die besten Streicher vor, die wir derzeit in der Akademie haben.“
Wie proben Sie, und wie oft treffen diese Musiker zusammen?
„Das ist eine wichtige Frage. Denn wir müssen nicht nur Konzerte geben, sondern auch proben. Und die Probenphase findet immer auf einem Schloss statt – entweder in Tschechien auf Schloss Niměřice oder auf Schloss Engers in Rheinland-Pfalz. Ich finde es wichtig, dass die Musiker für vier oder fünf Tage nur mit der Musik leben. Und danach gehen wir zum Konzert über. Das Publikum sieht nicht nur einzelne Musiker, sondern eine Gruppe, die viele neue Musik-Freundschaften erlebt. Diese Energie ist für mich als künstlerischen Leiter von Bedeutung.“
Suchen Sie nach den talentierten jungen Menschen, oder melden die sich selbst?
„Ja, sie melden sich durchaus selbst. Es gibt auch Ausnahmen, zum Beispiel im Bereich Bratsche oder Kontrabass haben wir weniger Teilnehmer. Aber wir haben viele Klarinettisten, Geiger und Cellisten. Wir brauchen keine Werbung, die jungen Musiker und Musikerinnen wissen von dieser Akademie. Nächstes Jahr feiern wir das zehnte Jubiläum. Und ich freue mich sehr darüber.“
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Festival in Krumau zustandegekommen?
„Das Festival hat schon eine längere Geschichte. Die Veranstalter möchten derzeit auch für die Orte in der Umgebung mehr machen. Sie haben mich angesprochen, weil die Akademie der Kammermusik Site-Specific-Konzerte gibt.“
Das Festival in Krumau arbeitet seit diesem Jahr mit Oberösterreich zusammen. Nun gibt es Pläne, um die Kooperation zu intensivieren. Dazu ein Gespräch mit Jitka Zikmundová. Sie arbeitet für die Zentrale von „Oberösterreich Tourismus“ in Linz und nahm an der Präsentation des Festivalprogramms in Prag teil.
Frau Zikmundová, wie sieht die Zusammenarbeit von Oberösterreich mit dem Festival in Krumau derzeit aus?
„Eigentlich begann sie in diesem Jahr. Wir haben uns 2024 für die Zusammenarbeit wegen zwei wichtiger Jubiläen entschieden. In Tschechien wird in diesem Jahr das 200. Jubiläum von Bedřich Smetana gefeiert. Und in Oberösterreich wird das ,Bruckner-Jahr‘ begangen. Der berühmte oberösterreichische Komponist Anton Bruckner war ein Zeitgenosse von Smetana. Da sind wir auf die Idee gekommen, beide auf einmal dem Publikum zu präsentieren. In Svatý Kámen, auf Deutsch Heiliger Stein, nahe der Grenze fand ein fabelhaftes Konzert statt. Wir haben den Hard-Chor aus Oberösterreich nach Tschechien gebracht, und sie haben mit dem tschechischen Kühn-Chor gesungen. Da alles sehr gut geklappt hat, wollen wir auch beim nächsten Jahrgang des Festivals mitwirken.“
Im kommenden Jahr wird eine junge Organistin am Festival teilnehmen…
„Ja, genau. Katharina Zauner stammt aus Oberösterreich. Sie spielt Orgel im Alten Dom in Linz. Sie wurde uns vom Kunstdirektor des Bruckner-Orchesters, Norbert Trawöger, empfohlen. Er ist ein großer Kenner von Anton Bruckner und natürlich auch unser guter Berater, was die Künstler und das Programm betrifft.“
Können Sie sich vorstellen, künftig einige Festivalkonzerte auch auf österreichischer Seite zu organisieren?
„Das ist mein Wunsch, unser Plan und auch das Ziel. Wir sehen unseren Wirkungsraum nicht nur in Südböhmen, sondern auch in Oberösterreich. Südböhmen und Oberösterreich sind ein Gebiet, das immer zusammengewachsen war. Die Leute sind hin- und hergewandert, viele waren zweisprachig. Wir planen ein großes, grenzüberschreitendes Kulturprojekt Oberösterreich-Südböhmen. Ich bin mir fast sicher, dass es klappt.“
Das Internationale Musikfestival in Český Krumlov findet vom 11. Juli bis 2. August 2025 statt. Der Kartenverkauf hat am Montag begonnen. Mehr über das Programm erfahren Sie hier.