UNICEF-Bericht über Kinderprostitution: Weitere Reaktionen aus Tschechien

UNICEF-Bericht über Kinderprostitution in Tschechien

Bereits Anfang vergangener Woche wurde ein UNICEF-Bericht über umfangreiche Kinderprostitution in Tschechien veröffentlicht. Die widersprüchlichen Reaktionen darauf sind seither nicht verstummt, auch Radio Prag hat bereits mehrfach berichtet. An diesem Wochenende war der Bericht wieder einmal Gegenstand der Debatte, und zwar als eines der Themen einer prominent besetzten Fernsehdiskussion. Sowohl vonseiten der Regierung als auch vonseiten der Opposition wurde dabei eine Forderung besonders nachdrücklich erhoben: Nämlich die nach der Vorlage stichhaltiger Beweise. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:

Kein Zweifel: Der UNICEF-Bericht über Kinder, die von ihren Eltern zur Prostitution gezwungen werden oder gar von Säuglingen, die man überwiegend deutschen Sextouristen bereits ins Auto reiche, hat hohe Wellen geschlagen und auch im Ausland ein beachtliches Medienecho hervorgerufen. Aus der Tschechischen Republik jedoch mehren sich mittlerweile die Stimmen, die die Informationen in dem Bericht vehement bezweifeln. Und wenn zurzeit auch die sozialliberale Regierung Tschechiens und die Opposition aneinander kein gutes Haar lassen: In einem besteht Einigkeit: Man will dass die deutsche Seite, namentlich das Sozialprojekt Karo, auf dessen Angaben der UNICEF-Bericht basiert, die vorliegenden Informationen entsprechend belegt. Innenminister Stanislav Gross:

"Wir werden von unseren deutschen Kollegen Beweise verlangen. Denn diese Organisation, bzw. die Damen, die diese Informationen veröffentlicht haben, behaupten ja, dass sie Beweise haben. Und mit diesen wollen wir selbstverständlich arbeiten. Ich möchte nämlich auf gar keinen Fall, dass in Tschechien so etwas existiert. Trotzdem habe ich aber starke Zweifel, dass dem so ist. Und ich habe auch meine Gründe, am Wahrheitsgehalt dieser Informationen zu zweifeln. Also: Ich möchte nicht, dass hier irgendetwas unterschätzt wird. Wenn sich aber herausstellt, dass hier keine greifbaren Informationen vorliegen, obwohl das behauptet wird, dann sollte sich diese Organisation zumindest entschuldigen."

Schatteninnenminister Ivan Langer von der Demokratischen Bürgerpartei ODS formuliert es noch etwas prägnanter:

"Ich meine, der Innenminister sollte unverzüglich mit seinem deutschen Gegenüber Gespräche aufnehmen. Denn es ist nötig, diese Informationen entweder zu beweisen oder zu widerlegen. Meiner Meinung nach sind sie sehr zweifelhaften Ursprungs. Und wir sollten es nicht zulassen, dass der gute Name der Tschechischen Republik von unseren deutschen Nachbarn so beschmutzt wird."

Eine Sprecherin von UNICEF hatte bereits vorige Woche gemeint, man wehre sich gegen Unterstellungen, die die Arbeit von Karo als unseriös bezeichnen. Dennoch: Vertreter der betroffenen westböhmischen Städte etwa äußerten den Verdacht, man wolle vor allem Werbung für das kürzlich erschienene Buch der Karo-Projektleiterin machen, das sich demselben Thema widmet. Die tschechische Bürgerinitiative "Jana" hat nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit mit Karo bereits eingestellt, da man den Eindruck habe, die Organisation arbeite unseriös. Und ein Beamter des tschechischen Innenministeriums wirft Karo laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa vor, stets nur unkonkrete Angaben zu liefern. Die Nummernschilder der Autos angeblicher Kindersex-Touristen etwa, die Karo einmal zur Verfügung gestellt hätte, seien in Deutschland überhaupt nicht registriert gewesen. Gegenüber Radio Prag war man bei Karo am Montag zu keiner Stellungnahme bereit. Man verwies lediglich an UNICEF Tschechien. Grund: Man müsse beim Erteilen von Informationen eine bestimmte Hierarchie einhalten.